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Die Kristallsaengerin

Die Kristallsaengerin

Titel: Die Kristallsaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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von ihrer unterdrückten Erregung angesteckt wurde, daß Enthor sich im Zeitlupentempo zu bewegen schien. Spannung ist übertragbar, und der Sortierraum knisterte trotz der Stille, die über ihm lag. Diejenigen, die an den umliegenden Sortiertischen standen, hatten sich so hingestellt, daß sie verfolgen konnten, wie die Kartons ausgepackt wurden, während die anderen, die sich nicht direkt in der Blickrichtung des Gildemeisters befanden, ganz aufgehört hatten zu arbeiten und zusahen.
    Als Enthor den ersten schwarzen Kristall aus seinem Schaumstoffschutz zog, ging ein Seufzen durch die Reihen der Zuschauer.
    »Er muß ja richtig durchgedreht sein, was?« bemerkte Heglana und ließ einen schnalzenden Laut in ihrer Kehle hören.
    Lanzecki nickte, den Blick auf Enthors Hände fixiert.
    Der zweite Schwarze war größer, und zu Killashandras Überraschung legte ihn Enthor nicht in sicherem Abstand neben den ersten hin, sondern direkt an ihn. Er schien genau zu passen. Sie fühlte ein Prickeln, das in ihrem Nacken begann und über den ganzen Schädel lief. Killashandra schüttelte den Kopf, und das Prickeln verschwand. Aber nicht lange. Ein dritter Kristall, der größte, paßte genau an den zweiten, einen vierten und fünften.
    Ihre Kopfhaut zog sich zusammen. Oder waren es ihre Schä-
    delknochen, die nach außen gegen ihre Haut drückten und sie dehnten?
    »Fünf zusammenpassende Kristalle. Also hat Gorren doch nicht phantasiert.« Obwohl Lanzeckis Stimme gelassen klang, spürte Killashandra seine Befriedigung über einen solchen Schnitt. »Qualität?«
    »Hoch, Lanzecki«, erwiderte Enthor ruhig. »Nicht sein bester Schnitt, aber ich würde sagen, daß die Fehler so minimal sind, daß sie die Funktionen nicht beeinträchtigen, wenn die Einheiten nicht zu weit auseinander liegen.«
    »Fünf ist eine beachtliche Kette für ein interplanetarisches Kommunikationsnetz.«
    »Wo liegen die Fehler? Im größten Kristall?«
    »Nein, Lanzecki« — Enthors Finger glitten zärtlich über den größten der fünf Kristalle, als wollte er seine Antwort damit be-kräftigen — »im ersten und fünften der Reihe.« Er deutete auf beide Seiten. »Marginal.« Geschickt legte er das ineinandergreifende Quintett auf die Waagschalen und gab seine Taxierung ein.
    Wäre sie nicht in dieser Gesellschaft gewesen, hätte Killashandra einen überraschenden Laut ausgestoßen angesichts der Zahl, bei der das Display stehenblieb.
    Wer immer Gorren sein mochte, er hatte soeben ein Vermögen gemacht. Im Geiste rechnete sie den Gildeanteil von dreißig Prozent ab. Gorren hatte also ein kleines Vermögen, und es warteten immer noch zehn Kartons darauf, ausgepackt zu werden. Enthor leerte drei weitere Kisten, während Lanzecki und Heglana zu-schauten. Killashandra war etwas enttäuscht von ihrem Inhalt, wenn ihre beiden Zuschauer auch zufrieden nickten. Die kleineren Sätze waren nicht so beeindruckend, obwohl einer aus zwölf ineinandergreifenden Stücken, von denen der größte Kristall, der »Königs«kristall, nicht länger als ihre Hand bei Oktavspanne und nicht dicker als ihr Finger war.
    »Es ist möglich, daß seine Ader erschöpft ist«, sagte Lanzecki, als der vierte Behälter geleert wurde. »Machen Sie weiter, Enthor, und bringen Sie dann alles in mein Büro, damit wir es sofort ausstellen können, ja?« Nachdem er Enthor noch einmal zugenickt hatte, verließen er und Heglana raschen Schrittes den Sortierraum.
    »Ich glaube trotzdem, daß das Beste noch kommt«, meinte Enthor stirnrunzelnd. »Meine Nackenhaare sagen mir ...«
    »Ihre was?« Killashandra starrte ihn an, denn er hatte genau das beschrieben, was sie gerade fühlte.
    Enthor warf ihr einen überraschten Blick zu. »Juckt Ihnen der Kopf? Ist Ihr Nacken verkrampft?«
    »Das Symbiontenfieber?«
    »Wie lange sind Sie jetzt hier?«
    »Fünf Tage.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein! Nein! Das ist noch zu früh für Fieber.« Wieder runzelte er die Stirn und legte den Kopf schief, als er sie blinzelnd betrachtete. Dann zeigte er auf die sieben restlichen Kartons.
    »Nehmen Sie den nächsten.«
    »Ich?«
    »Warum nicht? Es ist ganz gut, wenn Sie mit dem Umgang von Kristallen vertraut werden.« Er schwieg und kratzte sich in seinen kurzgeschorenen Haaren. »Ich persönlich stimme nicht mit Meister Lanzecki überein. Ich glaube nicht, daß Gorren die schwarze Ader, an der er schneidet, schon erschöpft hat. Gorren ist schlau. Er schneidet nur soviel von den großen Stücken, daß es

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