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Die Kristallsaengerin

Die Kristallsaengerin

Titel: Die Kristallsaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Weichheit, die ihr vorher nicht aufgefallen war.
    Als sie in den Overall stieg, lag der Stoff merkwürdig rauh in ihren Händen. Sie rieb sie gegeneinander und kam dann zu dem Schluß, daß irgendeine scheuernde Substanz in der Farbe gewesen sein mußte, mit der sie gestern gestrichen hatte. Aber sie hatte doch nicht mit den Füßen gestrichen!
    Sobald sich die Tür öffnete, dröhnte Lärm an ihr Ohr. Sie wich zurück und mußte sich zwingen, in den Korridor hinauszugehen, der zu ihrer Überraschung leer war. Der Krach kam aus dem Aufenthaltsraum. Sie konnte jede Stimme identifizieren und die einzelnen Unterhaltungen auseinanderhalten, als sie den Kopf drehte. Dann fiel ihr Blick auf den Markierungsstreifen am Ende des Korridors, der plötzlich nicht mehr dunkelgrau war, sondern einen lebhaften, bläulich-roten Ton hatte.
    Sie kehrte zurück in ihr Zimmer und schloß die Tür, unfähig, die gewaltige Veränderung zu begreifen, die offensichtlich über Nacht in ihr vorgegangen war.
    »Bin ich zufriedenstellend?« schrie sie. Sie wurde von wildem Triumphgefühl ergriffen und warf die Arme über ihre Schultern.
    »Ist MEIN Zustand zufriedenstellend?«
    Die Antwort war ein Klopfen an ihrer Tür.
    »Herein.«
    Draußen standen Tukolom und zwei Ärzte. Das überraschte sie nicht. Was sie überraschte, war der Ausdruck auf Tukoloms Gesicht. Ihr Lehrer wich überrascht zurück, und in seinem sonst unbewegten Gesicht wechselten jetzt Ungläubigkeit, Empörung und Entrüstung. Killashandra fand es merkwürdig, daß dieser Mann, der zweifellos schon die Transformation von Tausenden von Rekruten miterlebt hatte, über ihre ungehalten sein sollte.
    »Sie werden zur Krankenstation gebracht, wo die Symbiose abgeschlossen wird.« Tukolom nahm Zuflucht zu einer Routi-neformulierung. Seine Hand löste sich gerade so viel von seiner Seite, um ihr zu verstehen zu geben, daß sie mit den Ärzten gehen sollte.
    Äußerst belustigt über seine Reaktion und mehr als zufrieden mit sich selbst, folgte Killashandra eifrig seiner Aufforderung, doch dann drehte sie sich noch einmal um, um ihre Laute mitzunehmen. Jetzt, da sie wußte, daß sie ihr Gehör für den Rest ihres Lebens behalten würde, wollte sie das Instrument auf jeden Fall dabei haben.
    »Ihre Sachen zu Ihnen später gebracht werden. Gehen Sie!«
    Tukoloms Zorn und Enttäuschung waren nicht zu übersehen.
    Sein Gesicht war knallrot.
    Obwohl nicht die geringste physische oder philosophische Ähnlichkeit zwischen Tukolom und Maestro Valdi bestand, wurde Killashandra in diesem Augenblick an ihren ehemaligen Lehrer erinnert. Sie kehrte Tukolom den Rücken zu und folgte den beiden Männern zur Rampe. Gerade als sie aus dem Korridor auftauchte, hörte sie, wie er herrisch um Aufmerksamkeit rief.
    Ein Blick über ihre Schulter zeigte ihr, daß alle Köpfe in seine Richtung gewandt waren. Wieder einmal hatte sie einen wichtigen Abgang ohne Publikum gemacht.

VI
    Es war schon schlimm genug, so klammheimlich fortgebracht zu werden, als ob sie ein Verbrechen begangen hätte, und dann löcherten die Meditechs sie auch noch mit Fragen, ob sie sich schwach fühlte oder ob ihr heiß oder kalt wäre, als ob sie nicht die Wahrheit sagte, als sie ihnen erklärte, daß sie keine körperli-chen Beschwerden hätte. Deshalb hatte sie kaum Zeit für das Ge-fühl der Vitalität, wie sie es noch nie vorher erlebt hatte, für die Tatsache, daß alles um sie herum, sogar ihre einfachen grünen Kittel, einen neuen Glanz angenommen hatte, daß ihre Finger zuckten, um anzufassen und ihre Ohren auch auf das kleinste Geräusch ansprachen. Vor allem aber wollte sie ihren Triumph in Oktaven herausschreien, die zuvor für die menschliche Stimme unmöglich gewesen waren.
    Die extreme Enttäuschung kam, als die Meditech-Leiterin, eine elegante Frau mit dunkelbraunem Haar, das zu einer kunst-vollen Krone geflochten war, Killashandra einer physischen Überprüfung mit dem Scanner unterziehen wollte.
    »Ich brauche keinen Scanner. Ich habe mich noch nie besser gefühlt.«
    »Der Symbiont kann tückisch sein, meine liebe Killashandra, und das kann uns nur der Scanner sagen. Bitte legen Sie sich hin.
    Sie wissen, daß es nicht lange dauert, und wir brauchen wirklich ein präzises Bild Ihres gegenwärtigen physischen Wohlbefin-dens.«
    Killashandra unterdrückte den plötzlichen Wunsch, zu schreien und gehorchte. Sie war in einer solchen Euphorie, daß das beengende Gefühl des Helms sie nicht weiter stören und das

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