Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kristallsaengerin

Die Kristallsaengerin

Titel: Die Kristallsaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
beißen, und sie solle doch jetzt eine Oktave in C singen.
    Sie sang eine ganze Reihe Oktaven in verschiedenen Tonar-ten und stellte fest, daß es ein schlimmeres Publikum als offensichtlich rezeptive Prüfer bei einer Hörprobe gab. Sie hatte ihre Stimme seit jenem Tag nicht mehr benutzt, als sie Carrik begegnet war; der Hals tat ihr weh von der Anstrengung, den Ton zu halten, und sie fand, daß ihre Stimme heiser klang.
    Als Concera in den Raum glitt, war Killashandra unvorstellbar erleichtert.
    »Morgen um dieselbe Zeit. Ich werde dann Abdrücke Ihrer guten zehn Finger machen.« Er warf Concera einen schalkhaften Blick zu.
    Die Sängerin zog Killashandra eilig aus der Werkstatt und dem Büro.
    »Er liebt solche kleinen Scherze«, meinte sie, als sie durch den Korridor voranging und dann in den nächsten nach links einbog. »Ich wollte doch nur einen kleinen Gefallen von ihm, damit ich möglichst schnell in die Ketten zurück konnte und hier nicht so viel Zeit vertrödele.« Sie betrat einen Raum mit der Aufschrift »Ausbildung«, seufzte, als sie die Tür schloß und schaltete dann das rote Licht für Ungestörtheit ein. »Aber« fuhr sie fort, wobei sie Killashandra ein strahlendes Lächeln schenkte, ihre Augen allerdings den direkten Blickkontakt vermieden - »wir müssen uns ja um Ihre Ausbildung kümmern.« Sie winkte Killashandra zu einem der sechs Stühle im Raum, die vor einem großen Ho-logrammprojektor standen. Dann nahm sie ein Fernbedienungs-gerät von einem Regal, verdunkelte den Raum und schaltete den Projektor ein. Vor ihnen schwebten in übergroßen Buchstaben die Regeln, Vorschriften und Gebote der Gilde. »Auch wenn Sie eine Milekey-Transition gehabt haben, werden Sie an dem hier ganz schön zu beißen haben.«
    »Tukolom ...«
    »Tukolom gibt nur Grundinformationen weiter, die für jeden brauchbar sind, der in irgendeiner Position für die Gilde arbeitet.« Conceras Stimme klang giftig. »Jetzt müssen Sie sich spezialisieren und wiederholen und wiederholen.« Sie seufzte.
    »Das müssen wir alle«, fügte sie mit einem Ausdruck geduldiger Resignation hinzu. »Wenn es Sie tröstet: Mir geht es auch nicht anders, und es ist mir immer leichter gefallen, etwas zu erklären, als mir etwas zu merken.« Ihre Stimme wurde heiterer. »Sie können selbst die ältesten Sänger jeden Abend in der Gemeinschaftshalle Regeln und Vorschriften vor sich hinmur-meln hören. Natürlich lernen Sie diesen Drill erst zu schätzen, wenn er lebenswichtig wird! Wenn es erst soweit ist, werden Sie sich nicht mehr erinnern, woher Sie das wissen, was Sie wissen.
    Denn dann wissen Sie wirklich nichts anderes mehr.«
    Trotz Conceras überzeugendem Ton fand Killashandra ihre Argumente trügerisch. Da ihr aber keine Wahl in ihrem Lehr-programm oder ihrem Lehrer blieb, machte sie sich daran, Regeln über Arbeitsansprüche, beanspruchte Adern, Kollision mit Claims, Wiedergutmachungen und Strafen und eine Reihe anderer Regeln zu lernen, eine Mühe, die sie für überflüssig hielt, da solche Dinge jedem Menschen mit ein bißchen Verstand klar sein mußten.
    Als sie in die Ungestörtheit ihres Apartments und die Anomalie ihrer Wandschirme zurückkehrte, ließ sie sich mit der Krankenstation verbinden und erfuhr, daß Rimbol zwar noch schwach war, aber seine sämtlichen Sinne behalten hatte. Shillawn, Borton und Jezerey ging es zufriedenstellend, im eigentlichen Sinne des Wortes. Killashandra gelang es auch, dem Datenspeicher die Tatsache zu entlok-ken, daß sich verletzte Sänger wie Concera und Borella wegen des damit verbundenen Bonusses als Lehrer zur Verfügung stellten. Das erklärte die verächtlichen Bemerkungen und die ambivalenten Haltungen.
    Am nächsten Morgen, als Concera ihr die Bedeutung eines jeden Abschnitts der am Vortag behandelten Punkte einpaukte, hatte Killashandra den Eindruck, daß die Sängerin immer einen Schritt ihrer Schülerin voraus den jeweiligen Paragraphen und Abschnitt still für sich wiederholte.
    Der Nachmittag verlief ungemütlich in der Werkstatt des Fischers, wo Abdrücke ihrer Hände gemacht wurden. Der Techniker brummte ständig etwas davon, wieviele Abdrücke er von einem Sänger in dessen Leben machen müsse, und erklärte ihr, daß sie sich nicht bei ihm beschweren solle, wenn sie von den Handgriffen Blasen bekäme, ein Übel, das, wie er behauptete, in Wirklichkeit daher komme, daß die Muskeln stärker würden, und dafür könne er ja nun nichts.
    Den Abend verbrachte Killashandra damit,

Weitere Kostenlose Bücher