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Die Kristallsaengerin

Die Kristallsaengerin

Titel: Die Kristallsaengerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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durchbrechen. In der Verpflegungsöffnung erschien ein Becher mit dem charakteristisch rötlichen Bier.
    Sie nahm ihn mit in den Wohnraum und trank, während sie stirnrunzelnd das utilitaristische Mobilar betrachtete. Nachdem sie die Laute vorsichtig auf einen Stuhl gelegt hatte, streifte sie ihren Reisesack ab und ließ ihn zu Boden fallen, erfüllt von dem Drang, ihre Sachen in diesem nüchternen Apartment herumzu-werfen, damit es bewohnt aus sah. Da stand sie nun, Killashandra Ree, in geräumiger Pracht, mit dem Status einer Kristallsängerin, jenes furchteinflößende und schreckliche Etwas, eine Silikatspinne, ein Kristallkuckuck in seinem luxuriösen Nest. Noch an diesem Nachmittag würde sie auf einen Schneider eingestellt werden, mit dem sie ballybranische Kristalle zu schneiden und enorme Summen galaktischer Kredite zu verdienen vermochte, und sie hätte das Ganze im Augenblick freudig gegen den Klang einer freundlichen Stimme eingetauscht.
    »Nicht, daß ich wüßte, ob ich irgendwo einen Freund habe«, sagte sie.
    »Aufzeichnung?«
    Die unpersönliche Stimme, weder Tenor noch Kontraalt, ließ sie zusammenfahren. Der volle Becher Bier zitterte in ihrer Hand.
    »Personalprogramm.« Das war es also, was Trag gemeint hatte. Sie sollte jene Fakten ihres Lebens speichern, an die sie sich in jenen zukünftigen Zeiten erinnern wollte, wenn das Kristallsingen ihr Erinnerungsvermögen hatte zusammenbrechen lassen.
    »Aufzeichnung?«
    »Ja, aufzeichnen und nur auf Stimmuster speichern.«
    Während sie solche Fakten wie Geburtsdatum und -ort angab, die Namen ihrer Eltern, Großeltern und Geschwister und die Länge und Art ihrer Ausbildung, schritt sie im Wohnraum auf und ab und suchte nach einem geeigneten Platz für ihre Laute.
    »Nach einem Stipendium schrieb ich mich in der Musikschule ein.« Sie brach ab und lachte. Wann fing man an, das zu vergessen, was man vergessen wollte?
    »Jetzt sofort!«
    »Aufzeichnung?«
    »Ende der Aufzeichnung. Speichern.« Das war das. Sie wuß-
    te, daß sie es sich noch einmal überlegen konnte, aber sie wollte sich nicht an jene zehn Jahre erinnern. Jetzt hatte sie die Gelegenheit, sie auszulöschen, und das würde sie. Was sie von nun an für immer betraf, war nach der Bewilligung ihres Stipendiums nichts von Bedeutung passiert, bis sie Carrik begegnet war. Für Killashandra Ree, Schneiderin in der Heptitengilde, hatten jene zehn Jahre unbelohnter Mühe und Hingabe an ein ehrgeiziges Ziel niemals existiert.
    Um ihre Loslösung von einer wenig rühmlichen Vergangen-heit zu feiern, bestellte sich Killashandra noch ein Bier. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, daß ihr noch eine Stunde blieb, bis Concera sie zu ihrer Verabredung abholen würde. Sie ließ sich eine, wie das Fax versprach, herz-und nahrhafte Suppe aus aller-lei Gemüsesorten kommen. Dann überprüfte sie ihr Kreditkonto, was sie ab jetzt regelmäßig tun wollte, und sah, daß sie noch in den schwarzen Zahlen stand. Wenn sie den Rest des Gildegutscheins und ihr offenes Ticket gutschreiben ließ, würde ihr Konto mehr als gut dastehen. Damit es dann von der Ausrüstung eines Kristallsängers aufgebraucht wurde. Sie würde diese Kredite brauchen.
    Das erinnerte sie an Shillawn und an andere Diskussionen um Kreditschulden. Sie wählte das Gildemagazin, bestellte zusätzliches Mobiliar und Teppiche der Ghni-Weber, und als Concera um 14.00 Uhr den Türgong drückte, hatte Killashandra Wandschirme, auf denen sich die gegensätzlichen Elemente mischten, von einer Eiswelt bis zu der üppigen Flora der unersättlichen Eobaron-Planeten. Höchst ungewöhnlich, aber ein völliger Gegensatz zu der vorherigen Sterilität.
    Concera, eine Frau von mittlerer Größe und schlanker Gestalt, stieß beim Anblick der Wandschirme einen überraschenden Ausruf aus, als sie in den Raum glitt, und sah Killashandra fragend an.
    »Was sind Sie doch klug! Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, verschiedene Welten zu kombinieren! Kommen Sie besser sofort mit. Er hat manchmal fürchterlich schlechte Laune, aber ohne ihn wären wir, ich meine die Sänger, wirklich arm dran. Er versteht wirklich sein Handwerk, deshalb ertragen wir auch seine Launen.«
    Concera legte mit ihrem gleitenden Gang ein ziemliches Tempo vor und Killashandra mußte lange Beine machen, um mit ihr Schritt zu halten.
    »Sie werden sehr schnell lernen, wo alles ist. Es ist angenehm, allein zu sein, finde ich, statt in einer Menge, aber die Geschmäkker sind ja bekanntlich

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