Die Kristallwelt der Robina Crux
beobachteten, und wandelte deshalb in einer überdimensionalen Spirale, die über einen Kondensator, den sie auf dem Rücken trug, und eine Erdung, über deren Wirk samkeit sie sich keineswegs im klaren war, das Biofeld kompensieren sollte.
Das Eselchen ließ Robina stehen, da sie nicht wußte, ob dessen Ausdünstungen bemerkt werden konnten.
Was sie sich da vorgenommen hatte, begann sie nach einer Stunde zu ahnen. Nach einer weiteren Stunde spielte sie mit dem Gedanken, das Vorhaben, dessen Ausgang ohnehin sehr zweifelhaft erschien, aufzugeben. Nach einer Rast quälte sie sich weiter.
Die unterbolidischen Räume betrat sie nicht, da das Betätigen der Türen vielleicht kontrolliert wurde; es bedeutete ja immerhin Energieentnahme. Auf der Erde wird das kontrolliert.
Robina benötigte zwei Stunden zur Überwindung der Kaskade, denn wenn die gesamte Maschinerie und die Quälerei überhaupt einen Sinn haben sollten, durfte sich zu keinem Augenblick ein Körperteil außerhalb der Spirale befinden. Und so versuchte sie, wie ein Pinguin mit angelegten Armen von Sims zu Sims zu springen, und zwar so, daß ihr Körper die Spirale gegen das Gestein preßte.
Einen Augenblick lang dachte sie mit Schrecken daran, daß die Anderen sehr wohl auch Hörgeräte oder Seismographen für die Beobachtung einsetzen könnten, und es kam ihr vor, als ob sie sich etwa mit dem Geräusch und dem Erschütterungspegel einer schweren Rüttelwalze bewegte.
Als Robina die Plattform erreicht hatte, fühlte sie sich so erschöpft, daß ihr das Weitergehen unmöglich erschien. Ein Blick zur Uhr sagte ihr jedoch, daß sie keine Zeit verlieren durfte. Es waren bereits neun Stunden nach der Havarie der Antenne verflossen, acht davon befand sie sich vermutlich bereits außerhalb des Empfangsbereiches der Biosensoren. Einigemal, so erinnerte sich Robina, hatten die Anderen die Reparatur bereits nach drei Stunden ausgeführt. Nur der Gedanke, daß der Ersatz des Spiegels oder gar seine Wiederherstellung, wenn sie überhaupt gelang, sicher mehr Zeit in Anspruch nehmen würde, beruhigte sie etwas.
Nach weiteren zweieinhalb Stunden hatte Robina ihr Ziel, die Würfeloberfläche neben der Stufenpyramide, erklommen.
Sie stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, als sie nach dem Betreten der Plattform sah, wie aus der Kuppel drüben statt des majestätischen Spiegels noch immer der häßliche Stumpf ragte.
Robina benötigte allerdings eine geraume Zeit, bis sie sich so weit erholt hatte, daß sie ihre Umgebung aufmerksam beobachten konnte. Mit bloßem Auge stellte sie fest, daß sich in nächster Nähe der Kuppel ebenfalls nichts verändert hatte.
Dann suchte Robina die Umgebung der Kuppel sorgfältig mit dem Fernrohr ab. Die Seite der Pyramide, in die die Rinne gegraben worden war, konnte Robina nicht einsehen. So war nicht auszumachen, ob der demolierte Spiegel noch dort unten lag. Außerdem bezweifelte sie, ob mit dem überhaupt noch etwas anzufangen sei – aber bei dem Ordnungssinn der geheimnisvollen Nachbarn…
Als während des weiteren Beobachtens das Tor drei ins Blickfeld geriet, stieß sie einen Ruf der Überraschung aus. In unmittelbarer Nähe des Türkristalls konnte sie weder größere Trümmerstücke noch Splitter entdecken, während sie auf der „Treppe“ und der Plattform nach wie vor herumlagen. „Sie sind also wieder am Werk“, murmelte Robina voller Genugtuung. Und sie fühlte, wie die Erschöpfung von ihr wich, wie zittrige Spannung sie überfiel, bange Erwartung.
Robina suchte zwei Stunden lang unablässig die Umgebung mit dem Fernglas nach irgend etwas Beweglichem ab, ohne jeden Erfolg. Es war nervenaufreibend und enttäuschend. Enttäuschend vor allem deshalb, weil sie annehmen mußte, daß diese große Reparatur nicht ausgeführt werden konnte. Nun vermochte sie ihre S-Melodie nicht mehr auszusenden, und die letzte Hoffnung, auf sich aufmerksam zu machen, schwand. Robina wurde von einem Gefühl der Leere ergriffen, verbunden mit grenzenloser Enttäuschung. So schlief sie, in der Spirale stehend, ein.
Als Robina erwachte, durchfuhr sie ein Schreck. Drüben stand an alter Stelle der Parabolspiegel, nein, nicht der, ein neuer! Denn der alte hatte Narben, und jener funkelte in der Lumineszenz.
Robina kniff die Augen zusammen, in der Annahme, es sei Einbildung, eine Täuschung, Traum.
„Nein – nein, es ist keine Täuschung, er, er dreht sich!“ Robina fingerte nach dem Glas. „Der Spiegel dreht sich!“ Sie
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