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Die Kristallwelt der Robina Crux

Die Kristallwelt der Robina Crux

Titel: Die Kristallwelt der Robina Crux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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abgerichtet haben mag, die Havarie eines Fremden an der schrägen Kristallwand, ein Wrack, den Hacker und schließlich mich konnte er nicht einkalkulieren.
    Gut, mich hat er soeben als Lebewesen nicht empfunden. Solange er ein Biofeld merkt, hält er sich versteckt.
    Robina spürte noch viel Widersprüchliches, und sie fühlte auch, daß sie längere Zeit benötigen würde, ihre Gedanken zu ordnen.
    „…aber eine ziemlich vollkommene Maschine!“ sagte sie anerkennend. Abermals empfand Robina Hochachtung vor der Leistung der Anderen. „Eine eigenartige Figur zwar. Daraus aber Rückschlüsse auf das Aussehen der Schöpfer zu ziehen wäre sehr gewagt.“
    Wie viele unserer heutigen Maschinen mögen in ihrer Funktion für absolut fremde Augen einen vollkommenen Eindruck hinterlassen, aber wie weit sind sie von menschlichem Aussehen entfernt!
    Außerdem, wir haben auf der Erde den Streit entschieden: Kein Roboter wird wie ein Mensch aussehen.
    Es war wohl reizvoll, Pseudozwillinge zu erdenken, Puppen mit tikkenden Herzen. Aber Service hieß immer noch Dienst, Bedienung, eine Tätigkeit, die dem Menschen oft zuwider war. Warum also soll eine solche Servicemaschine dann dem Menschen nachgebildet sein? Robina erinnerte sich der zahlreichen verschiedenen Epochen entstammenden Monster der Museen. Welche Mühe hatte es allein gemacht, den Gleichgewichtssinn nachzubilden. Und das langsame Lau fen… Wie schön und elegant ist die Birne von der Kuppel geschwenkt, und dann auch mit mir unter dem „Arm“…
    Sicher bewegt er sich auf einem Antigravfeld. Also, wenn das zutrifft, muß die Maschine anders aussehen als ihre Erbauer. Es ist unwahrscheinlich, daß ein biologisches Wesen sich auf einem Antigravfeld fortbewegen kann.
    Robina fühlte sich ein wenig erleichtert. Sie war zwar nicht Anhänger der These, daß alle vernünftigen Wesen des Kosmos unbedingt menschenähnliches Aussehen haben müßten, es wäre ihr aber doch nicht so sympathisch gewesen, wenn… Robina brauchte Ruhe, einige Zeit der Sammlung.
    Einen Plan müßte ich haben, um beim nächsten Anlauf die Festung zu nehmen. Noch einige Rückschläge, und ich hätte keine Kraft mehr…
    An den folgenden Tagen zwang sie sich, all das, was in den langen Wartestunden durch ihre Erinnerung gegangen war und was sie aufgeschrieben hatte, auf die Kristallwand zu übertragen. Es fiel ihr schwer, und sie kam nicht zufriedenstellend voran. Oft glitten ihre Gedanken ab, zogen sie in die Kuppel, aus der die S-Melodie zur Zeit wieder verbannt war.
    In Robina setzte sich die Erkenntnis durch, alles auf eine Karte setzen zu müssen, in der Hoffnung, daß die Anderen auch weiterhin Gewalttätigkeiten vermieden. Es wäre doch, so folgerte Robina, ein leichtes gewesen, sie aus der Kuppel zu werfen, wann immer sie dort aufgetaucht war, den Vertikalfahrstuhl stillzulegen, die Türen zu verriegeln oder aber auch brutal in ihrer Gegenwart zu reparieren. Nein, sie warten, bis die Anzeichen eines nahen Biofeldes ausbleiben. Und dann erst kommen sie. Kommt er – oder es…
    Je mehr sich Robinas Gedanken damit beschäftigten, desto klarer wurde ihr, daß es vollauf genügte, wenn nur die halbe Birne auf dem Boliden existierte, obwohl sich alles in Robina gegen diese Annahme sträubte. Aber, wenn sie es sich ehrlich eingestand, alle Äußerungen der halben Birne, die sie bisher kennengelernt hatte, ließen sich durchaus einer Maschine zuordnen. Was lag zum Beispiel näher – für eine Maschine, die zu logischen Reaktionen fähig war –, als alles, was irgendwie mit dem Biofeld zusammenhing, das zum erstenmal an der Kristallwand aufgetaucht war und dort einen metallischen Körper hinterlassen hatte, wieder dorthin, also an den Ausgangspunkt zurück zu schaffen? Doch wohl eine Maschinenreaktion.
    Die Alteingesessenen nannten ihn „Mäuschen“, erinnerte sich Robina. Eine Servicemaschine, die sich im Institut nützlich machte. Mäuschen konnte solche Zuordnungsaufgaben mühelos lösen. Und dabei konnte niemand sagen, wann der Automat eigentlich das Licht der Welt erblickt hatte, so alt war er schon, gehörte praktisch zum Inventar des Instituts. Niemand brauchte Mäuschen direkt, aber alle beschäftigten es. Und Donas hatte einmal in einem seltenen Anflug von Humor gemeint, man dürfe Mäuschen nicht kränken, indem man ihm den Eindruck vermittelte, es würde nicht mehr gebraucht. Und Mäuschen bereitete Tee und Kaffee, brachte die Getränke in die Zimmer und wußte stets, wer wieviel

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