Die Krone der Macht
abbog und in der Dunkelheit verschwand. Da sie nun volle Geschwindigkeit entwickeln konnten, sah Nador, der sich immer wieder umwandte und nun die Nachhut bildete, dass der Abstand zwischen ihnen und den Verfolgern größer wurde. Als sie nun über eine Bodenwelle ritten, die sie den Blicken der Feinde vorerst entzog, rief Nador den anderen zu:
„ Nach links! Biegt nach links ab! Dorthin, wo das Buschwerk ist.“
Während das Land vor ihnen fast eben und nur mit Gras bewachsen war, zogen sich zur Linken verstreutes Buschwerk und dichte Gehölze hin. Rechter Hand jedoch begann das Land anzusteigen und bildete Hügel, die bewaldet waren - Ausläufer des großen Waldes, den sie soeben hinter sich gelassen hatten. Nador nahm an, dass die Verfolger glauben würden, sie seien in die Hügel abgebogen, die ihnen gute Deckungsmöglichkeiten bieten würden. Darum wollte er eine Möglichkeit auf der linken Seite suchen, die ihnen trotz der Dürftigkeit des Buschwerks wohl genug Schutz vor den Blicken der Feinde gewähren würde.
Als sie die ersten Büsche erreichten, sprang Nador vom Pferd. „Steigt ab“, rief er den anderen zu, „dann sind wir in der Dunkelheit auf größere Entfernung hinter dem Buschwerk nicht mehr zu entdecken.“
Sarja und Ástino saßen ab. Sie führten ihre Pferde hinter das lockere Gestrüpp und bedeuteten ihnen, sich zu legen. Dann hockten sich die drei zu den Tieren und starrten angestrengt in die Dunkelheit. Da sahen sie auch schon die dunklen Umrisse ihrer Verfolger über der Bodenwelle erscheinen. Die Feinde stutzten einen Augenblick, da die Verfolgten nicht mehr zu sehen waren. Dann hielten sie an und sich zu beraten. Auf einmal teilten sie sich. Vier setzten sich in die Richtung auf die Hügel in Bewegung, während die anderen drei sich dem Buschwerk zuwandten. Die Verborgenen erstarrten vor Schreck. Wenn die Verfolger diese Richtung weiter beibehielten, mussten sie entdeckt werden! Ihre Hände fuhren zu den Schwertgriffen. Sie wussten genau, käme es zum Kampf, würde der Lärm die anderen vier zurückrufen, und dann hätten sie wohl keine Chance mehr.
Die drei feindlichen Reiter waren nur noch wenige Schritte von dem Versteck entfernt, und die Gefährten wollten schon aufspringen, um die Überraschung auf ihrer Seite zu haben, da erklang aus den Hügeln das Wiehern eines Pferdes. Ruckartig warfen die drei fremden Reiter ihre Pferde herum und galoppierten auf die Hügel zu. Kurze Zeit später hatten sie sich mit den anderen vereint, und die ganze Meute jagte in die Richtung, aus der das Wiehern gekommen war.
„ Das war Rettung in letzter Minute!“ stöhnte Nador und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Doch wer mag dort durch die Hügel reiten?“
„Ich glaube, da reitet niemand“, meinte Ástino. „Ich glaube, ich weiß, was für ein Pferd da gewiehert hat. Das ist unser Packpferd! Es rannte in dieser Richtung davon.“
„Guter alter Assol!“ lächelte Sarja. „Er hat uns vielleicht das Leben gerettet. Doch nun werden wir ihn und auch unser Gepäck kaum wiedersehen. Am meisten tut es mir um das vierte Schwert leid. Der Händler sagte noch, dass die Schwerter nie getrennt werden dürften. Und nun ist es verloren - und all unsere Ausrüstung dazu! Was machen wir jetzt nur?“
„Zuerst sehen wir mal, dass wir hier fortkommen“, sagte Nador, „denn wenn unsere Feinde das Pferd finden, werden sie merken, dass sie in die Irre geführt worden sind, und kommen wieder zurück. Dann müssen wir so weit fort sein, dass sie uns nicht einholen können. Wir müssen daher leider noch ein paar Stunden reiten und können keine Rast machen, obwohl die Pferde und auch wir eine Ruhepause gut gebrauchen könnten. Trotzdem möchte ich noch einige Meilen zwischen die Verfolger und uns bringen, damit sich unsere Spur verliert. Der nächste Tag wird neuen Rat bringen.“
In raschem Trab ritten sie weiter, sich so oft es ging in der Deckung des Buschwerks haltend. Nador führte sie so, dass sie voraussichtlich irgendwann wieder auf die Straße stoßen mussten, die von Mandora zum Meer führte. Ein paar Stunden waren sie so durch die Nacht geritten, als Nador merkte, dass Sarja vor Müdigkeit im Sattel schwankte. Auch Ástino war von Zeit zu Zeit eingenickt und dabei einmal fast vom Pferd gefallen. Doch da er hinter Nador und Sarja ritt, hatten diese es nicht bemerkt. Er hatte sich zwar nichts anmerken lassen, aber er war das stundenlange Reiten nicht
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