Die Krone der Macht
gewohnt, und jede Faser seines Körpers schmerzte vor Anstrengung ob der ungewohnten Bewegungen. Ein weniger durchtrainierter Mann als er hätte schon längst aufgeben müssen. Aber Ástino schämte sich, weniger aushalten zu können als die zarte Prinzessin. So hatte er die Zähne zusammengebissen und kein Wort gesagt. Nur Nador schien das alles nichts auszumachen. Ruhig und entspannt hatte er die ganze Zeit im Sattel gesessen und die Umgebung mit seinen scharfen Augen beobachtet.
„Wie unverantwortlich von mir!“ rief er nun aus. „Ich reite und reite und bemerke dabei gar nicht, dass ihr beide nicht mehr weiter könnt! Wir werden gleich hier rasten. Ein Platz ist so gut wie der andere.“
Er sprang ab und half der völlig erschöpften Sarja aus dem Sattel. Sie stolperte zu einem der Büsche, rollte sich in ihrem Umhang auf dem Boden zusammen und war sofort eingeschlafen. Ástino versuchte, seinem Pferd das Sattelzeug abzunehmen, doch er war so müde, dass es ihm nicht gelang, den Bauchgurt aufzuschnallen.
„Leg dich ruhig hin“, sagte Nador verständnisvoll, „ich erledige das schon.“
Ástino wollte zuerst protestieren, doch dann sagte er: „Gut, wenn ich mich nur etwas hinsetzen und ausruhen kann, wird es wieder gehen. Lasse uns dann abwechselnd Wache halten.“
Doch kaum hatte er sich auf dem Boden niedergelassen, fiel er zur Seite und begann, leise zu schnarchen. Nador lächelte leicht. Dann nahm er den Pferden die Sättel ab, und die Tiere legten sich sofort nieder. Auch sie waren völlig erschöpft. Nach dem Nador über Ástino und Sarja eine Decke gebreitet hatte, setzte er sich neben Sarja und betrachtete das schlafende Mädchen.
Arme kleine Prinzessin! Würde sie je wieder zu ihrem behüteten Leben in ihrem Schloss zurückkehren können? Vielleicht - wenn auch noch viele Gefahren vor ihr lagen. Aber nicht dasselbe Mädchen würde zurückkehren, sondern eine junge Frau, die das Leben allerlei gelehrt hatte. Nador hatte vorgehabt zu wachen, während die anderen schliefen. Aber irgendwann übermannte auch ihn die Müdigkeit, und er fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Der Tag war noch fern, doch die ersten Vögel hatten bereits in den Büschen zu zirpen begonnen, als die drei Gefährten plötzlich hochfuhren. Das Hufgeräusch eines herannahenden Pferdes hatte sie geweckt. Mit gezogenen Schwertern dann standen sie da und lauschten. Da bog ein Pferd um das Gesträuch und stand freudig schnaubend vor ihnen: Assol, das Packpferd, noch immer beladen mit all ihren Sachen, schweißnass und mit großen Schaumflocken am Maul!
„Assol, wie kommst du hierher? Wie hast du uns nur gefunden?“ rief Sarja erfreut und legte ihre Arme um den Hals des Pferdes. Auch Ástino tätschelte ihm erfreut die Flanke.
Zwischen Nadors Brauen jedoch zeigte sich eine steile Falte. „Das gefällt mir gar nicht!“ sagte er. „Wenn Assol uns gefunden hat, können uns auch andere finden. Vielleicht sind sie ihm gefolgt?“
„Das glaube ich nicht“, entgegnete Sarja, „denn wenn sie in der Nähe wären, würde ich es spüren. Assol wird ihnen wohl entwischt sein!“
Tatsächlich hatte sich die Sache so zugetragen: Nachdem Assol zurückgelassen worden war, hatte er sich in die Richtung auf die Hügel davon gemacht, denn das Tier spürte instinktiv die Gefahr, die von den Verfolgern ausging. Verwirrt war er dann in den Hügeln herumgelaufen und wollte gerade wieder in die Ebene zurückkehren, um nach seinen Herren zu suchen, als die vier Reiter auf die Stelle zu ritten, wo er war. Erschreckt hatte er aufgewiehert und war dann davongerannt - quer durch einen kleinen Wald - zur Ebene zurück. Die Feinde hatten ihn nicht einmal zu Gesicht bekommen, sondern nur seinen Hufschlag gehört. Doch sie hatten daran gemerkt, dass sie nur ein einzelnes Pferd verfolgten, und waren daher an den Ort zurückgekehrt, wo sie sich getrennt hatten, um die Fährte der Flüchtenden wieder aufzunehmen. Doch sie hatten aufgeben müssen: Die Verfolgten waren ihnen entkommen!
Aber ein anderer hatte die Spur gefunden: Assol! Wie ein Hund hatte er sich auf die Fährte gesetzt und war nun überglücklich, wieder bei seinen Kameraden zu sein. Doch er war völlig entkräftet. Als sie ihm den Packsattel abnahmen, brach er zusammen.
„Assol! Assol!“ rief Sarja voll Angst. „Nador, er wird doch nicht sterben?“
„Nein, nein“, beruhigte Nador sie, „er ist nur völlig erschöpft. Wir
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