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Die Krone der Macht

Die Krone der Macht

Titel: Die Krone der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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langsam niederbrannte, sagte Nador:
     
    „Lasst uns früh schlafen gehen, dann können wir morgen losreiten, wenn die Sonne aufgeht. Wenn jeder von uns zweieinhalb Stunden wacht, muss der Schlaf eben ausreichen. Sarja, übernimm du die erste Wache. Dann wecke mich, und Ástino kann mich dann ablösen.“
     
    Sarja setzte sich auf den Rand der Mulde, dass blankgezogene Schwert über den Knien. Sie konnte von hier aus bis zum Fluss sehen, dessen Wasser im Licht der Sterne silbern glänzte. Sarja lauschte auf die Geräusche der Nacht. Da raschelte eine Maus durch das trockene Laub, der Wind rüttelte leicht an den Zweigen der Büsche, eine große Eule schwang sich fast lautlos auf den nahen Wald zu. Ihr schwarzer Schatten und die großen, gelben Augen hatten Sarja einen Moment erschreckt. Sie hörte das Tappen weicher Pfoten über das Gras, vielleicht ein Fuchs auf seinem nächtlichen Spaziergang. Ihr geschärftes Gehör nahm sogar die winzigen Geräusche einiger Nachtkäfer auf, die geschäftig hin und her liefen, und über all dem lag wie eine Begleitmusik das entfernte Rauschen des Flusses.
    Auf einmal hörte sie, wie Nador im Schlaf ihren Namen murmelte, dann folgten noch einige Worte, die sie nicht verstand. Neugierig erhob sie sich und ging in die Mulde hinab. Sie brauchte nicht dort oben zu sitzen. Ihr Gefühl würde ihr die Annäherung einer Gefahr melden, ob sie dort oben oder hier unten saß. Sie ließ sich neben Nador auf dem Boden nieder und hoffte, noch einige Worte zu erhaschen, doch im Augenblick lag er still. Auf einmal jedoch wurde Nador u nruhig. Sein Atem wurde heftiger und er begann, sich hin und her zu werfen. Wieder rief er ihren Namen. Er begann zu stöhnen, und sie wollte ihn schon wecken, da er augenscheinlich einen Albtraum hatte. Da war aber auch Ástino schon wach geworden und sprang auf, das Schwert in der Hand, das griffbereit neben ihm gelegen hatte: „Was ist los? Werden wir angegriffen?“
    Auch Nador war erwacht und hatte sofort zu seinem Schwert gegriffen.
     
    „ Nein, nein, niemand greift uns an! „ sagte Sarja verstört. „Nador hat nur so fürchterlich geträumt und dabei im Schlaf geschrien. Ich wollte ihn gerade wecken.“
     
    Seufzend legte Ástino sich wieder nieder. „Und wegen eines Traums weckt man todmüde Menschen!“ beschwerte er sich.
     
    Nador nahm Sarja in den Arm. „Ich erinnere mich, was ich geträumt habe“, sagte er leise, „und ich möchte mich für diesen Traum bei dir entschuldigen. Ich träumte, du habest mich verhöhnt, einen Krüppel genannt und mich von dir gewiesen. Es war schrecklich!“
     
    „Du kannst doch nichts für deine Träume!“ beruhigte ihn Sarja. „Doch ich weiß nun, dass dieser Gedanke dich noch immer bedrückt - mehr als alle Gefahren, denen wir entgegengehen.“
     
    „Verzeih, mein Liebling!“ flüsterte Nador. „Ich weiß ja, dass das, was ich geträumt habe, nie Wirklichkeit wird. Aber mein Herz hat dieses Wissen noch nicht verarbeitet. Ich danke dir, dass du mich wachgemacht hast“,  - ein Schauder überlief ihn - „der Traum war wirklich furchtbar! Aber es war sowieso fast Zeit, mich zu wecken,  denn ich übernehme jetzt die Wache. Schlaf gut, mein Liebling!“ sagte er zärtlich und küsste sie. Dann ging er zum Rand der Mulde hinauf.
     
    Während der restlichen Nacht und auch am nächsten Morgen zeigte sich keine Gefahr, obwohl die Freunde ständig damit rechneten. Nador war sich sicher, dass ein Angriff der Feinde unmittelbar bevorstand. Seit der Falle am Hohlweg waren Tage vergangen. Es war nicht anzunehmen, dass sie weiterhin unbehelligt blieben, zumal sie hier in der Einöde weder Zuflucht noch Hilfe finden würden. So ritten die drei mit bis zum Zerreißen gespannten Nerven weiter.
    Gegen Mittag zogen Wolken auf und es begann zu regnen. Zwei Stunden später hörte der Regen zwar auf, aber die Wolkendecke blieb und es war kalt. Sie ha tten mittlerweile längst den Wald erreicht, den sie am Vortag bereits in der Ferne gesehen hatten. Auch zwischen der Straße und dem Fluss lag ein Streifen Wald, der jedoch nur so schmal war, dass sie gelegentlich das Wasser durch die Bäume schimmern sahen. Schon lange waren sie keiner Menschenseele mehr begegnet, und langsam fühlten sie sich, als seien sie allein auf der Welt. Der dunkle Wald bestand überwiegend aus Tannen, die so dicht standen, dass man kaum in ihn hinein sehen konnte. Immer wieder flogen die Blicke der drei misstrauisch suchend am Waldrand entlang,

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