Die Krone von Camelot
Dafydd - ging jeden Tag nach Baddon, um dort auf dem Markt das Neueste zu erfahren. Als der Markt auf Medrauts Befehl hin geschlossen wurde, gab es Versammlungen an verschiedenen Orten auf dem Land, wo Nachrichten und Gerüchte zirkulierten. Gelegentlich bekamen wir auch Nachrichten aus Baddon, denn es sah so aus, als ob Ceis Geliebte Maire sich dort bei ein paar von ihren Vettern niedergelassen hätte. Sie war wie Eivlin in der Verwirrung, die der Einnahme von Camlann folgte, geflohen. Einer von diesen Vettern kam zu den Versammlungsplätzen und gab mit trauervoller Stimme die schlechten Nachrichten ab, die Dafydd uns berichtete. Alle Sippen schienen auf Nachricht zu warten, daß Artus zurückkam, so daß die Bauernarmee zusammentreten und sich ihm anschließen konnte. Jagdspeere wurden geschärft und alte Kriegsspeere, Dolche und Schwerter wurden aus Scheunen und Höhlungen unter den Dachbalken hervorgeholt, ja selbst aus Gräbern. Sie wurden gereinigt und poliert, und man übte stundenlang damit. Artus hatte lange und gut genug geherrscht, daß diese Leute ihm vertrauten und große Furcht vor einer möglichen Niederlage Artus’ hatten. Die Bauern hatten in Bürgerkrieg und Anarchie mehr zu verlieren als die Adligen, die sicher in ihren Burgen saßen.
Zwölf Tage, nachdem ich auf dem Hof angekommen war, kehrte Dafydd vom Nachrichtensammeln zurück und erzählte, Medraut und Maelgwyn hätten mit ihren Streitkräften Camlann verlassen und ritten jetzt nach Osten. »Echel aus Nafs sagt, das käme daher, weil der Kaiser im Osten gelandet ist. Sie reiten, um gegen ihn zu kämpfen«, erzählte er uns. »Aber Cas ap Saidi sagt, das käme nur daher, weil sie sich mit den Sachsen verbündet haben und sich ihnen anschließen.«
Alle aus der Sippe schauten mich an. Aber ich konnte nur den Kopf schütteln. Ich konnte nicht sagen, welche Seite der Erzählung vielleicht der Wahrheit am nächsten kam. Ich hatte nicht gehört, daß die Sachsen sich auf irgendeine Seite geschlagen hätten, und ich war auch nicht sicher, ob sie es tun würden. Ein paar von den sächsischen Anführern, glaubte ich, mochten und respektierten Artus. Andererseits wußte ich, daß sie mit ihrer Stellung als Tributpflichtige nicht zufrieden waren und mehr Land wollten. Wenn Medraut ihnen Land versprochen hatte, dann konnte es sein, daß sie ihn dafür unterstützten. Aber würden sie gewillt sein, Medraut zu vertrauen? Und - konnte Artus ihnen vertrauen, genügend vertrauen, um in einem ihrer Häfen zu landen, nachdem sie schon wußten, daß sein Volk sich in Rebellion erhoben hatte? Artus mußte wissen, daß die Sachsen ihn unter solchen Umständen höchstwahrscheinlich durch irgendeinen Trick in die Falle locken würden, ihn umbrächten und dann gegen Medraut kämpften.
»Ich weiß nicht«, sagte ich Sions Sippe mit müder Stimme, »wir müssen abwarten.«
Wir warteten. Ich konnte in der Nacht nicht mehr schlafen, und die Tage waren eine endlose Folge von grauen Minuten, die alle völlig gleich waren. Es fiel mir schwer, in dem rauchigen kleinen Gehöft zu bleiben. Es gezieme sich nicht, so waren die Sippenmitglieder sich alle einig, daß die Kaiserin von Britannien bei der Hausarbeit auch nur einen Finger rührte. Und von mir wäre es unhöflich gewesen, mich um die Arbeit zu kümmern, an die ich am besten gewöhnt war, nämlich den Haushalt zu leiten. Am Ende konnte ich nur mit den Kindern spielen und darum beten, daß es Abend wurde, und dann, daß der Morgen wieder anbrach. Sions Sippe war sehr gut zu mir, und ich verdankte ihnen mein Leben. Aber ich sehnte mich am meisten danach, von diesem Gehöft wegreiten zu können und es nie wiederzusehen.
Drei Tage später bekamen wir eine neue Nachricht: Sandde, der junge Herr der Festung von Ynys Witrin, hatte sich in Rebellion gegen Medraut erhoben und sich für Artus erklärt. Ich erinnerte mich von meinen vielen Besuchen in Ynys Witrin noch an Sandde. Es war ein hochgewachsener, magerer junger Mann mit dem Gesicht eines Engels und dem Benehmen eines verängstigten Hasen. Sein Vater war immer in seinen Ansichten denen des Klosters von Ynys Witrin gefolgt und war Artus gegenüber feindlich eingestellt. Sandde war nach dem Tod seines Vaters vor erst drei Monaten Herr der Burg geworden, und man hatte ihm bisher keine Begünstigung einer der Parteien nachsagen können. Also war er Medrauts Aufmerksamkeit entgangen. Jetzt schickte er Männer überall im dumnonischen Land umher, einen harten Tagesritt in
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