Die Krone von Camelot
alle Richtungen, und verkündete seinen Aufruhr und behauptete, das Gerücht, Artus sei im Land der Sachsen gelandet, sei wahr.
»Reiten wir morgen nach Ynys Witrin?« fragte Dafydd eifrig, nachdem er diese Nachricht losgeworden war.
»Geben wir der Angelegenheit noch ein paar Tage«, gab sein Vater zurück. »Möglicherweise ist es ein Trick.«
»Aber wer würde uns wohl dazu überlisten, für Artus zu kämpfen?« wollte Dafydd zornig wissen.
»Sandde - oder Medraut«, sagte ich ihm, und ich fühlte mich sehr müde. »Sandde hat vielleicht keine Nachrichten über Artus und versucht nur, Vertrauen in seine Sache zu gewinnen, indem er es vorgibt. Wenn das aber der Fall ist, dann hat er keine Chance, Medraut oder Maelgwyn allein zu besiegen - in Ynys Witrin besitzt er nur dreißig Krieger, nur seine eigenen Vettern. Es wäre besser, auf Artus zu warten. Und es ist vielleicht Medrauts Plan, Artus’ Gefolgsleute ans Tageslicht zu ziehen, so daß er mit ihnen abrechnen kann, ehe Artus erscheint. Wir müssen warten, bis wir ganz sicher wissen, daß Artus da ist.« Und, so fügte ich zu mir selbst hinzu, das dauert vielleicht lange. Das gute Reisewetter war jetzt vorüber. Artus mußte vielleicht bis zum Frühling warten, ehe er das Meer von Gallien aus wieder überqueren konnte.
Dennoch, drei Tage später ritt Dafydd früh am Nachmittag zu uns zurück. Sein Pferd war schaumbedeckt und schwitzte von einem harten Galopp, und Dafydd rannte ins Haus und brüllte, es sei wahr. Artus sei zurück und habe sich mit Cerdic, dem König der Westsachsen, verbunden. Er sei eine Woche zuvor im Hamwih gelandet, von wo er nach Norden geritten und zu Cerdic gestoßen wäre, der jetzt mit seinen Truppen und einem Teil seiner Armee nach Süden ritt, um sich mit ihm zusammenzuschließen. Artus hätte mit Cerdic gesprochen, und anstatt mit ihm zu streiten, hätte der sächsische König versprochen, Artus so lange zu unterstützen, wie er sich innerhalb der Grenzen seines Königreiches aufhielte. Aber es war noch mehr an der Nachricht. Cerdic und Artus waren nach Westen geritten und mit ihren Streitkräften westlich der Festung
Sorviodunum, welche die Sachsen Searisbyrig nennen, auf Medraut und Maelgwyn gestoßen. Es hatte einen Kampf zwischen den Vorreitern der beiden Armeen gegeben, der sich danach zu einem Scharmützel entwickelt hätte. Artus’ Reiterei - vorhersehbar - hatte gewonnen und Medrauts Reiterei gezwungen, sich zurückzuziehen. In dieser Nacht hatte Medraut einen Boten an Cerdic abgesandt. »Sie sagen, Medraut hätte ihm halb Dumnonia und ein Drittel von Elmet angeboten, und daß er nie wieder Tribut zahlen müsse, wenn er Artus verriete«, sagte Dafydd. »Ein paar sagen, es sei sogar noch mehr gewesen. Aber Cerdic meinte, man könne ja am nächsten Morgen darüber verhandeln, und als Medraut dazu erschien, sagte er: >Wie groß die Feindschaft auch ist, die ich dem Kaiser Artus gegenüber empfinde, und welche Ärgernisse mir von ihm auch noch bevorstehen, ich werde ihn nicht an einen zauberischen, meineidigen, tyrannischen Bastard verraten. Wenn du weiter nach Osten kommst, Medraut, Sohn des Niemand, dann dringst du in mein Königreich ein und sollst dafür büßen.< Und sie sagen, Medraut zieht sich zurück!«
Sion ap Rhys fing an zu nicken, und Dafydd schaute ihn eifrig an. »Also gut«, sagte Sion langsam. »Die Armee wird gebraucht. Wir reiten morgen nach Ynys Witrin - und möge Gott uns schützen!«
Es war die letzte Dezemberwoche, aber nach einigen Schneefällen war das Wetter milde geworden, und die Straßen waren voller Schlamm. Sion hatte geplant, einen Ochsenkarren voller Vorräte mitzunehmen, aber jetzt entschied er, das nicht zu tun wegen des schlechten Zustandes der Straßen. Statt dessen belud er zwei Pferde und das Maultier, die zum Hof gehörten. Neun Männer ritten mit, all die jüngeren Männer der Sippe, angeführt von Sion selbst. Dann waren noch ich da und Eivlin. Eivlin hatte sich lange Gedanken gemacht, ob sie nicht bei ihren Kindern bleiben müsse, aber am Ende hatte sie sich entschlossen mitzugehen. »Die edle Dame wird eine Dienerin brauchen«, sagte sie Sion, »und die Streitkräfte des Kaisers werden ohne Zweifel Diener brauchen. Außerdem möchte ich bei meinem Mann sein.« Also blieben die Kinder bei der Großmutter und den Tanten, und Eivlin ging im Schlamm neben dem Maultier her. Sion bestand darauf, daß ich das Schlachtroß ritt, das ich aus Camlann mitgebracht hatte, wie das einer Frau
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