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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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wie immer makellos gekleidet. Sein kurzer Bart war säuberlich gestutzt, und er wirkte elegant, beherrscht, unverwundbar. »My Lady«, sagte er mit pflichtbewußter Sorge in seiner weichen, angenehmen Stimme. »Der Herr Goronwy ist bei einem Zweikampf verletzt worden, und der Kaiser will, daß du dich sofort an seiner Pflege beteiligst.«
    »Ach du lieber Gott«, sagte ich. Ich wischte mir die schmutzigen Hände an der Schürze ab, die ich trug, riß dann das Ding los und warf es auf einen der Ballen. Medraut schaute nach unten, nicht ganz schnell genug, daß ich nicht den Ausdruck der Befriedigung in seinem Blick entdeckt hätte. »Wie schwer ist er verletzt? Mit wem hat er gekämpft?«
    »Sehr edle Dame, wie sollte ich wissen, wie schwer er verletzt ist? Ich war nicht dabei. Man sagte mir, er sei zum Hause Gruffydds des Chirurgen gebracht worden. Ich hoffe, er ist nicht sonderlich verletzt, denn er ist mein Freund.« Er hielt noch einen Augenblick inne und fügte dann hinzu: »Der Feldherr, Herr Bedwyr, war derjenige, der ihn verwundet hat.«
    »Bedwyr?« fragte ich und starrte Medraut an. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß Bedwyr in ein Duell verwickelt wurde. Dennoch würde Medraut so etwas nicht aus der leeren Luft holen. Jetzt nickte er, noch immer mit diesem schwach angedeuteten Lächeln. Goronwy war einer seiner Gefolgsleute, seiner angeblichen Freunde. Aber Medraut freute sich darüber, daß es ein Blutvergießen gegeben hatte, wenn ich ihn richtig einschätzte, und es machte ihm nichts aus, wessen Blut vergossen worden war - obwohl er ohne Zweifel Bedwyrs Blut dem Blut Goronwys vorgezogen hätte. »Wo ist Artus?« fragte ich und unterdrückte einen plötzlichen Widerwillen gegen Medraut.
    »Bei Goronwy im Haus Gruffydds des Chirurgen, edle Königin. Habe ich die Ehre, dich dorthin zu begleiten?«
    »Nein. Ich danke dir. Ohne Zweifel sollte der Herr Goronwy nicht von allzu vielen Besuchern gestört werden. Gwyn, laß das jetzt. Herr Medraut, entschuldige mich.« Ich knickste leicht vor ihm - die höflichste Form, die mir einfiel, ihm zu sagen: »Ich will deine Gesellschaft nicht mehr«, und eilte aus dem Raum. Gwyn warf Medraut einen verängstigten Blick zu und rannte hinter mir her.
    »Du brauchst nicht mitzukommen«, sagte ich dem Jungen, während wir durch die heiße, trübe Nachmittagssonne liefen. »Heute nachmittag brauche ich dich nicht mehr. Du kannst zu den Waffenübungen gehen - oder wird heute nachmittag geritten?«
    »Wir reiten, edle Dame«, sagte er. Er hörte sich absolut elend an.
    »Aber was ist denn?« fragte ich ihn und bemerkte zum erstenmal seinen Kummer.
    Er blieb stehen und musterte mich mit seinen seltsamen dunklen Augen. In der kurzen Zeit, die er sich in Camlann aufhielt, hatte ich ihn sehr liebgewonnen. Er war ein ruhiger, freundlicher Junge mit sehr viel Mut. Er erduldete die Abneigung und Grausamkeit der anderen Jungen in Camlann mit geduldiger Zähigkeit, und er arbeitete bei den Waffenübungen mit einer Entschlossenheit, die nie nachließ. Einmal hatte ich ihn weinend in einer Ecke im Stall gefunden, aber er hatte sofort die Augen getrocknet und abgestritten, daß er einen Grund zu weinen hatte.
    »Edle Dame.« sagte er jetzt hastig, »ich weiß, ich bin ein Niemand - ein absoluter Niemand. Aber du solltest dem Herrn Medraut nicht vertrauen. Es ist seine Schuld, daß Bedwyr gegen Goronwy gefochten hat.«
    Ich schaute ihn überrascht an. »Du scheinst dir da sehr sicher zu sein.«
    »Jeder weiß es«, erwiderte Gwyn. »Goronwy ist Herrn Medrauts Freund, und der Herr Bedwyr ist Herrn Gawains Freund. Warum sonst sollten sie also miteinander kämpfen?«
    Ich legte meine Hand auf seine Schulter und fühlte die Knochen durch die einfache Tunika. Gwyn hatte sehr schnell gelernt. Aber er war ja auch ein intelligenter Junge. »Warum haßt du Medraut so?« fragte ich sanft.
    »Er... er hat einmal meine Mutter geschlagen.«
    »Was? Wie war denn das möglich? War er auf irgendeinem Feldzug?«
    »Es war damals im Konvent, in Gwynedd. Seit Jahren hatte ich deswegen Alpträume.«
    »Aber du hast doch gesagt, daß deine Mutter in einem Kloster in Elmet sei.«
    Gwyn errötete. »Ach so.« Er schaute auf die Füße. »Ich wollte nicht sagen, das Kloster wäre in Gwynedd gewesen, denn die Klöster dort stecken voller Verrat. Ich hatte Angst, du würdest mich hier nicht akzeptieren, wenn ich gesagt hätte, ich käme aus Gwynedd. Bitte, edle Dame, sag es keinem anderen, daß ich in Wirklichkeit

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