Die Krone von Camelot
es so lange zu verheimlichen. Medraut.« Er hielt inne und holte tief und schluchzend Atem, »Medraut ist mein Sohn.«
Bedwyr starrte ihn an. Ich sah zu, wie die Bedeutung von Artus’ Worten langsam über sein Gesicht zog, wie sich zuerst seine Augen vor Schrecken verdunkelten und wie dann nach und nach alles Blut sein Gesicht verließ. Er erhob sich, versuchte zu sprechen, hielt inne, und die Fingerspitzen seiner einen Hand ruhten auf der Oberfläche
des Pultes. »War es - deine Schwester?« fragte er endlich.
»Ja.« Artus stand völlig still, fast ruhig, nur seine Augen waren lebendig und strahlend und schrecklich. »Hast du jemals bemerkt, daß er mir gleicht?«
»Ich... er ist dein Neffe. Ich dachte, deshalb sei es so.«
»Er ist mein Neffe und mein Sohn. Er ist geboren aus der Blutschande, die ich mit meiner Schwester Morgas begangen habe. Nach allen Traditionen der Kirche bin ich in Ewigkeit verdammt.«
»Er hat es nicht gewußt!« sprudelte ich heraus, unfähig, länger zu schweigen. »Er hat nicht gewußt, wer sein Vater war. Und sie hat es geplant, um uns zu vernichten.«
»Still, still«, sagte Artus und schloß die Augen halb im Schmerz. Dann schrie er, während er sich mit plötzlicher Wildheit zu mir umdrehte: »Glaubst du denn, daß das die Sache ändert?«
Plötzlich kehrte die Farbe in Bedwyrs Gesicht zurück. »Herr, es gibt keinen Grund, Lady Gwynhwyfar anzuschreien.«
Artus nickte, setzte sich dann plötzlich am Feuer nieder, als ob seine Kraft ihn endlich verlassen hätte. Er bedeckte das Gesicht mit den Händen. Ich sprang auf und ging zu ihm hinüber, kniete neben ihm, hielt ihn in den Armen. Aber er war völlig bewegungslos. Morgas hatte ihn tiefer verwundet, als daß ich ihn hätte heilen können. Bedwyr stand beim Pult, betrachtete uns und sagte nichts.
Nach einer langen Minute senkte Artus die Hände und begegnete wieder dem Blick seines Feldherrn. »So«, sagte er mit flacher, erschöpfter Stimme, »jetzt hab’ ich es dir gesagt. Aber die Geschichte wird bald im Umlauf sein. Du sollst wissen, daß sie wahr ist. Ach, wenn du willst, dann füge deinem Wissen das hinzu, was Gwynhwyfar dir gesagt hat: Ich hab’ es nicht gewußt. Es war. vor langer Zeit.«
Bedwyr neigte zustimmend den Kopf, eine Bewegung, die einer tieferen Verbeugung voranging, denn er sank in die Knie und zog sein Schwert. Er bot es Artus mit dem Heft voran. »Herr«, sagte er in einem Tonfall, der so ruhig und ausdruckslos wie Artus’ Tonfall war, »vor vielen Jahren hab’ ich dir dies gegeben. Hätte ich damals gewußt, was du mir heute gesagt hast, so hätte ich auch nicht anders gehandelt.«
Artus starrte ihn an, erhob sich dann, machte sich von mir los und berührte das Heft des Schwertes. Ich glaubte, er wollte Bedwyr auf die Füße helfen und ihn umarmen, aber er tat es nicht. Er stand nur da und schaute den Krieger an. »Ich danke dir«, sagte er endlich.
»Setz dich.«
Er kehrte zu seinem Platz neben mir zurück, und Bedwyr erhob sich bebend. Er steckte sein Schwert in die Scheide und setzte sich nieder. Artus holte noch einmal tief Atem und führte die Besprechung mit ruhiger Stimme fort. »Du siehst also: Ich fürchte, Medraut wird bald anfangen, die Geschichte zu verbreiten. Daher will ich ihn nicht nach Gwynedd schicken oder zu irgendeinem anderen König, der wie Maelgwyn in der Lage wäre, solch eine Geschichte als Waffe gegen uns zu benutzen.«
»Medraut könnte es Maelgwyn selbst erzählen, ohne Camlann zu verlassen«, sagte ich in die Stille hinein. »In einem Brief.«
Artus drehte den Kopf um und schaute mich an. Sein Gesicht war kaum einen Fuß von meinem entfernt, aber seine Augen schienen mich aus großer Entfernung zu betrachten.
»Schick ihn nach Gwynedd«, sagte ich. »Mein Lieber, einige der Männer werden ihn jetzt anzweifeln. Wenn er abwesend ist, gleichgültig wo, dann verfliegt sein Zauber. Und wenn er die Geschichte Maelgwyn erzählt, dann wird sie weniger schaden, als wenn sie einem König erzählt würde, der unser Feind ist.«
»Aber er wird gern nach Gwynedd gehen wollen. Er hat schon mit Maelgwyn gesprochen; wir wissen das. Solch eine Geschichte würde er keinem Brief anvertrauen. Er wird sie auf seine eigene Art erzählen wollen, indem er seinen Weg mit Andeutungen und Gerüchten vorbereitet und ihn damit beendet, daß er vorgibt, daß der König selbst verletzt werden soll. Lieber Gott, ich kann ihn schon fast hören.«
»Mein Liebster.«, fing ich wieder an und
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