Die Krone von Camelot
Selbst in der >Familie< herrschte die starke Meinung vor, daß Artus Medraut hätte unterstützen müssen. Medrauts Taten, solange er noch an der Macht gewesen war, wurden nicht besonders ernst genommen: Medraut selbst gab der >Laxheit des armen Agravain< die Schuld für die Tatsache, daß er so viele Adlige hatte hinrichten lassen müssen, und die Männer machen sich nie so viele Sorgen um die Tyrannei in einem fremden Land wie über irgendein leichtes Problem, das sie selbst haben. Es half auch nicht, daß Artus dafür sorgte, daß die Söhne der Morgas offiziell als Mitglieder der kaiserlichen Familie von Britannien anerkannt wurden, jetzt, da die Sippe ihres Vaters vernichtet war. Das diente nur dazu, Medrauts Anspruch auf britische Hilfe zu verstärken.
Der einzige Lichtblick, der uns bei all diesen Katastrophen blieb, war die Tatsache, daß Gawain jetzt offiziell ein Mitglied der königlichen Sippe von Britannien war - und damit auch Gwyn. Wie Artus vorausgesagt hatte, fingen die meisten Krieger schon an zu vergessen, daß Gwyn illegitim geboren war. Der Junge war mit Gawain nach Gallien gereist und danach in den Norden - König Urien von Rheged hatte irgendeinen Streit mit seinen sächsischen Nachbarn und hatte darum gebeten, daß Artus ihn schlichtete. Urien war ein sehr mächtiger König, der stärkste von allen nördlichen
Herrschern, und Gwyn beeindruckte ihn sehr. Offenbar erinnerte er ihn an seinen eigenen Sohn Owain, der sich nach einer nicht vielversprechenden Kindheit und Jugend plötzlich in einer Reihe von hervorragenden Schlachten siegreich hervorgetan hatte und in der letzten Schlacht nach dem Sieg gefallen war. Als Urien Gawain die üblichen Geschenke gab - eins für Gawain selbst, als Abgesandten, eins für Artus, um ihn zu ehren, und eins für den sächsischen König, mit dem Gawain die Verhandlungen geführt hatte -, da beschenkte er auch Gwyn. Und als die beiden abreisten, da wünschte er dem Jungen von Herzen alles Glück.
Nachdem unsere Boten die Verhandlungen zwischen Urien und seinen sächsischen Nachbarn beendet hatten, unterbrachen sie in Ebrauc für eine Weile die Rückreise. König Ergyriad ap Caw hieß sie auf seiner Burg willkommen und begrüßte Gwyn sofort als seinen Familienangehörigen, den Sohn seiner Halbschwester. Diese Anerkennung gab Gawain die Möglichkeit, einen Teil der Feindschaft zwischen ihm selbst und den anderen Söhnen des Caw auszuräumen, die ihn gehaßt hatten, seit er ihren Bruder Bran getötet hatte. Gwyn kam erstaunlich gut mit einigen von ihnen zurecht, und auch sie gaben ihm Geschenke, als er Caer Ebrauc verließ.
Artus war sehr froh, als die beiden zurückkehrten. Er hoffte noch immer, daß ihm Zeit genug blieb, um Gwyn zu seinem Nachfolger zu bestimmen. Uriens Unterstützung dabei würde von unschätzbarem Wert sein, wie auch die Unterstützung der Söhne des Caw. Er nahm sich die Zeit, mit Gwyn über die verschiedenen Länder zu reden, die er besucht hatte, und er überzeugte sich, daß der Junge erstaunlicher politischer Einsicht fähig sei - und so mußte es auch sein, da Gawain ihn unterrichtete. Gawain selbst wäre als Nachfolger nie akzeptabel gewesen, trotz seiner politischen Fähigkeiten, denn er war erstens aus einer ausländischen Familie und zweitens viel zu sanft und anderweltlich, um für die Macht eines Kaisers geeignet zu sein. Vielleicht war Artus nur fasziniert von der Parallele zwischen Gwyns Vorleben und seinem eigenen. Aber wir hatten beide Hoffnungen, von denen wir nicht zu sprechen wagten, und wir hofften um so mehr, als die Situation ständig schlimmer wurde.
Die fünfzig Krieger, die Medraut von den Inseln mitgebracht hatte, fingen bald an, Probleme aufzuwerfen. Ein paar von ihnen stammten aus der königlichen Familie und zeigten sich Artus gegenüber zornig und ablehnend. Alle waren einzig und allein
Medraut ergeben und gehorchten ihm vollkommen, während sie allen anderen gegenüber außerordentlich feindselig waren. Sie bildeten eine feste Gruppe in Camlann, eine Gruppe, die in sich selbst ruhte und von den anderen Kriegern durch die Barrieren der Kultur, der Sprache und der Religion isoliert war. Nur um Streitereien auszutragen, wurden diese Barrieren durchbrochen. Nach ein paar Zweikämpfen zwischen ihnen und einigen von unseren Männern schickte Artus den größten Teil der fremden Krieger zurück auf Medrauts Schiffe. Er ließ sie die westliche Küste entlangfahren, um Eindringlinge abzuhalten. Im Dezember wurde
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