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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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sich.
    »Sera, ich danke Euch für diese Lektion. Darf ich fragen, wer Ihr seid? Ihr erscheint mir irgendwie bekannt.«
    Die Sera sah plötzlich traurig aus. »Einst nannte man mich Meliande. Doch nun bin ich ein Niemand. Vergesst mich, vergesst uns. Unser Werk ist bald getan.«
    Der Priester sah sie an, blickte dann von ihr zu den anderen und nickte langsam. Er wusste, dass er entlassen war. Er verbeugte sich und ging davon, Elyra an seiner Seite. Ihr Blick versprach ein gutes Dutzend Fragen.
     
    »Nischt geschtorben?«, fragte Lamar ungläubig. Der alte Mann lächelte. »So sagte sie.«
     
    Lamar schüttelte den Kopf und hielt sich an dem Tisch fest, als er ins Schwanken geriet. »Wirt!«, rief er lautstark, obwohl dieser neben ihnen am Tisch saß. »Noch eine Flasche von diesem Wein!« Mit diesen Worten sackte er in sich zusammen und schlug mit dem Kopf hart auf die Tischplatte. Der alte Mann griff hinüber und hob den Kopf des Fremden an seinen Haaren hoch. Prompt fing dieser an zu schnarchen.
    »Ich glaube nicht, Herr«, grinste der Wirt. Er winkte zwei seiner Knechte heran. »Tragt den Herrn hoch auf sein Zimmer.« Als die beiden Männer Lamar die breite Treppe hochtrugen, erhob sich auch der alte Mann.
    »Habt Ihr etwas dagegen, Wirt, wenn ich es mir im Stall bequem mache?«, fragte der Geschichtenerzähler, bei dem der Wein kaum Wirkung zu zeigen schien.
    »Wir werden dich nicht im Stall schlafen lassen, Großvater«, sagte der Wirt. »Für einen Geschichtenerzähler haben wir immer ein gutes Bett frei.« Er grinste breit. »Vor allem, weil es ebendiese Geschichte ist, die Ihr erzählt. Nur hörte ich sie nie auf diese Art.«
    »Nun denn, Wirt, habt Dank.«
    »Erzählt die Geschichte lieber morgen weiter!«, rief einer der Zuhörer, und der Rest lachte und nickte zustimmend. »Dann sehen wir uns morgen wieder«, versprach der alte Mann. Langsam leerte sich der Schankraum. Es war spät geworden, und jeder musste am nächsten Morgen früh mit seinem Tagewerk beginnen. Doch kaum einer ging, ohne dem alten Mann zu sagen, wie sehr er es genossen hatte, diese Geschichte zu hören.
     
    Am nächsten Tag dauerte es ein wenig, bis sich Lamar wieder wie ein menschliches Wesen fühlte. Ein Besuch im Badehaus und beim Barbier wirkte Wunder. So blieb ihm nichts weiter als ein leichter Kopfschmerz von der Zecherei der letzten Nacht zurück. Dennoch verspürte er so etwas wie Neid, als er in den Schankraum kam und dort den alten Mann sitzen sah, frisch und munter, ab hätten sie gestern Abend nicht ein halbes Fass zusammen geleert.
    Er schien wohlgemut, winkte Lamar mit einer Geste heran und bat ihn, sich an seinen Tisch zu setzen. »Ich mag die Gastfreundschaft der Leute hier«, sagte der alte Mann und wies mit seinem Dolch auf das Mahl vor ihm. »Ein gutes Schnitzel, eine Sahnesoße, Pfifferlinge und Rosmarinkartoffeln. Ich liebe Rosmarinkartoffeln! Und all das, weil man hier eine gute Geschichte zu schätzen weiß.« Er sah Lamar fragend an. »Und Ihr? Habt Ihr auch Hunger?«
    Lamar schüttelte fast schon verzweifelt den Kopf. »Allein der Gedanke ist mir im Moment zu viel. Vielleicht später …« Er hielt die Hand hoch, und der Wirt eilte herbei. »Sagt, Wirt, habt Ihr auch Tee?«, fragte er, und der Wirt nickte. »Grünen oder schwarzen …«
    »Schwarzen«, antwortete Lamar und sah den alten Mann an. »Wollt Ihr weitererzählen?«
    »Warum nicht? Die Zuhörer finden sich ja auch schon ein«, sagte der alte Mann grinsend.
    Er hatte recht, der Schankraum füllte sich zusehends. Offenbar sprachen sich im Dorf manche Dinge schnell herum.
    »Wo waren wir? Ach ja. Garret hatte da so eine Ahnung …«

 
12
     
    Das Gold des Greifen
     
    Garret folgte dem Händler. Irgendetwas stimmte nicht mit dem Mann, das hatte ihm die Sera Meliande bereits bestätigt. Aber im Moment verhielt sich der Händler unauffällig. Er machte seine Runden und flirtete mit den Damen. Dem Anschein nach war er eine fröhliche Natur, ständig trug er ein Lächeln im Gesicht. Doch Garret hätte wetten können, dass dieses Lächeln genauso falsch war wie das übrige Gebaren des Mannes, der vom Handel offenbar nur wenig verstand, denn er übersah bei seinem Rundgang das eine oder andere günstige Angebot. Aber war es nicht auch möglich, dass er nach ganz speziellen Waren Ausschau hielt?
    Ein wenig verunsichert folgte Garret ihm weiter, bis sich der Händler gegen Abend zum Gasthaus begab, wo er sich zusammen mit seinen Leibwachen auf ein Zimmer in

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