Die Krone von Lytar
ihrem Blick.
Garret sah über seine Schulter, aber er konnte nicht ausmachen, was die Aufmerksamkeit der Hüter geweckt hatte. Nur der junge neue Priester und Elyra waren gemeinsam auf dem Weg zu ihnen. Dann jedoch nahm der Priester sein heiliges Symbol in die Hand und begann zu singen.
»Nun«, sagte Meliande und leckte sich die Lippen wie eine vollgefressene Katze, »dies könnte unter Umständen richtig interessant werden!«
Mittlerweile hatte Tarlon erkannt, dass etwas mit dem Priester nicht stimmte. Er hatte gestern nach den Hochzeiten kurz mit ihm gesprochen und fand ihn nett, wenn auch etwas langsam. Aber das wurde auch über ihn selbst gesagt. Im Moment war das freundliche Gesicht des Priesters so hart wie Granit, die Augen kalt und entschlossen, als wäre er bereit, in diesem Moment die Sendboten der sieben Höllen zu bekämpfen.
Elyra folgte ihm, ihre Augen wanderten von ihm zu den sieben Hütern und zurück, und Tarlon bildete sich ein, Elyras Ohren wachsen zu sehen, weil sie sich so sehr darauf konzentrierte, alles mitzubekommen, was er sang. Tarlon dachte, noch während er allmählich verstand, was hier vor sich ging, dass zumindest sie nicht beunruhigt schien.
Der Gesang des Priesters hatte schon zahlreiche Zuschauer angelockt, die sich den Vorfall neugierig ansahen, ohne zu wissen, worauf es hinauslaufen würde.
»Bei dem Licht Erions«, intonierte der Priester voller Inbrunst, »befehle ich euch, dorthin zu gehen, woher ihr gekommen seid. Untote Kreaturen, böse Geister, ihr seid nicht willkommen in der Welt der Lebenden! Mit dem Licht meines Gottes und der Weisheit der Zeitalter befehle ich euch zu gehen!« Der letzte Satz rollte über die Freunde und die Hüter wie eine Lawine hinweg. Selbst der Boden schien zu zittern, und zwei Kristallgläser, die auf dem Brunnenrand standen, klirrten.
Der Priester hatte in jedem Fall gute Lungen, dachte Tarlon beeindruckt.
»Ha!«, rief Lamar. »Ich wusste es! Ich hätte nur nicht gedacht, dass ein Priester Erions den Mumm hätte, sich gegen diese Untoten zu stellen und sie mit der Macht seines Glaubens in die Unterwelt zu verbannen, wohin sie gehören!«
»Das war in der Tat eine Überraschung«, schmunzelte der alte Mann. »Auf der anderen Seite lag er aber etwas falsch in seiner Annahme, ebenso wie Ihr.« Der alte Mann grinste breit. »Aber gut, woher sollte er auch wissen, womit er es hier zu tun hatte? Man musste ihm zugutehalten, dass es auch so aussah, als wären die Hüter untote Geister. In einem gewissen Sinne war es ja auch so, aber eben nicht ganz …«
Ein jeder wartete, was nun geschehen würde. Die Freunde warteten. Die Hüter warteten. Und der Priester stand da, hielt sein heiliges Symbol in die Höhe und wartete ebenfalls.
»Weiß er eigentlich, dass wir hier zu Hause sind?«, hörte Tarlon einen der Hüter flüstern.
»Keine Ahnung. Auf jeden Fall fühle ich mich nicht wie eine untote Kreatur oder ein böser Geist!«, antwortete ein anderer ebenso leise.
Sie sahen einander an, und die Sera Meliande zog fragend eine wohlgeformte Augenbraue hoch.
Doch der Priester war aus härterem Holz geschnitzt, so leicht würde er nicht aufgeben. Schweiß stand auf seiner Stirn, als er sein heiliges Symbol ergriff und einen weiteren beherzten Schritt nach vorne tat.
»Mit diesem heiligen Symbol, geweiht meinem Gott Erion, gestärkt durch das Licht des Wissens, erfüllt von der Weisheit meines Gottes, Feind all dessen, was untot und widernatürlich ist, mit der Macht meines Glaubens und meiner dem Licht geweihten Seele, erlöse ich euch von eurer Qual und sende euch in das Licht’.«
»Was macht er denn da eigentlich?«, fragte Garret verständnislos.
»Er bittet seinen Gott um Kraft, die unnatürlichen Untoten durch die Kraft seines Glaubens zur ewigen Ruhe zu betten«, erklärte einer der Hüter flüsternd.
»Welche Untoten?«, flüsterte Garret.
»Er meint uns«, gab Barius leise zurück. »Der junge Mann ist wirklich stark im Glauben«, bemerkte Barius beeindruckt. »Und mutig.«
»Ich würde es eher dämlich nennen«, sagte Meliande und drehte sich zu Garret um. »Hier, halt mal bitte«, sagte sie und reichte Garret ihr Weinglas. »Das geht jetzt doch etwas zu weit.«
»Armer Kerl«, meinte Barius. Er nippte an seinem Wein und betrachtete die Geschehnisse mit unverhohlenem Interesse.
Elyra war ebenfalls gespannt, und es fehlte nicht viel, dachte Garret, und sie holte ihr Buch heraus, um alles mitzuschreiben!
Mit wiegenden
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