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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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Hauptmann gar nicht gefallen, wenn ihm etwas zustieße. Aber es gibt noch einen anderen Grund.«
    »Und welcher wäre das?«
    »Vater«, sagte Tarlon sanft. »Er ist allein. Und du erinnerst ihn an Mutter, als sie in deinem Alter war. Das hat er oft gesagt …«
    Vanessa schluckte und nickte dann.
     
    »Das war unfair«, schmunzelte Lamar. »Aber ich kann diesen Tarlon verstehen. Ich würde es auch nicht gerne sehen, wenn meine Schwester in Gefahr geriete.«
    »Ser, Ihr habt eine Schwester?«, fragte der alte Mann neugierig.
    Lamar nickte. »Sie ist zwanzig Herzschläge jünger als ich, wir sind Zwillinge.« Er lachte leise und schüttelte den Kopf. »An Tarlons Stelle hätte ich sie schon früher wieder nach Hause geschickt. Dennoch ist dies ein guter Zeitpunkt, es zu tun. Ich könnte wetten, der Turm enthielt noch einige Überraschungen, und so war sie wenigstens davor sicher.«
    Der alte Mann lächelte. »Ich denke, das waren wohl auch Tarlons Gedanken.«
    »Wie wurden denn nun die Todeskrabbler überwunden?«, fragte Lamar neugierig. »So wie Ihr sie beschreibt, müssen es ja ekelhafte Biester gewesen sein!«
    Der alte Mann lehnte sich in seinem Stuhl zurück, zündete sich seine Pfeife mit einem Kienspan an und nahm gemächlich einen Zug, bevor er weitersprach. »Das waren sie in der Tat. Aber angeblich wusste dieser Knorre ja einen Weg …«

 
20
     
    Der Turm
     
    Garret stand neben Tarlon und sah gemeinsam mit ihm zu, wie die kleine Gruppe davonritt, Vanessa voran, danach der Heiler und zum Schluss Astrak, der sich noch einmal umdrehte und winkte. Vanessa hingegen sah nicht zurück. Währenddessen half Argor Elyra dabei, zusammenzupacken und das Feuer zuzuschütten.
    »Sie ist sauer«, stellte Garret fest.
    »Aber nicht sehr, sonst hätte sie dich zum Abschied nicht geküsst«, antwortete Tarlon mit einem feinen Lächeln. »Ich frage mich immer noch, ob dir ein blaues Auge nicht durchaus stehen würde …«
    Garret schluckte. Diesen Kuss würde er so schnell nicht vergessen. Einen Moment lang schien es Tarlon fast, als ob sein Freund rot werden würde, doch dann grinste dieser.
    »Danke, dass du es dir anders überlegt hast. Es hätte mich gestört …« Schnell wurde Garret wieder ernst. »Sie hat recht. Sie kann gut kämpfen. Anders als wir hat sie sich viele Stunden darin geübt.«
    »Auch der Weg zurück durch den Wald ist nicht ungefährlich«, antwortete Tarlon. »Insofern bin ich froh, dass sie sich verteidigen kann. Aber ich wünsche ihr nicht, dass es dazu kommt.« Er drehte sich um und nahm seinen Sattel auf. »Wir sollten nun ebenfalls aufbrechen. Der Turm wartet zwar schon seit Jahrhunderten, aber nun ist es höchste Zeit, seine Geheimnisse zu lüften. Zudem bin ich neugierig auf diesen Knorre.«
     
    Die Söldner trafen kurz vor Mittag am Rand der Lichtung ein. Wieder begleiteten den Hauptmann nur vier Leute, darunter abermals Tarik. Doch auch die drei anderen hatte Garret bei seiner Beobachtung des Lagers schon einmal gesehen. Der sechste Mann zog allerdings seine Aufmerksamkeit auf sich.
    Als er bei der Befragung des Gefangenen durch den Hauptmann gelauscht hatte, war es Garret nicht möglich gewesen, das Gesicht des Mannes auszumachen, da man ihn mit dem Rücken zu Garret an einen Baum gefesselt hatte.
    Nun da Knorre aufrecht stand und sich neugierig umsah, wirkte er auf Garret anders, als er ihn sich vorgestellt hatte.
    Der Mann war lang und hager, und sein Gesicht wies tiefe Furchen auf, was es schwer machte, sein Alter zu schätzen. Dem Gesicht nach mochte er fünfzig oder auch achtzig Jahre alt sein, doch Haltung und Statur ließen ihn ungleich jünger erscheinen. Er besaß hellblaue Augen, mit Augäpfeln, die so weiß und klar wie die eines Kindes waren. Und genauso neugierig und unschuldig wie ein Kind schien er alles um sich herum wahrzunehmen, wobei sein Kopf seinen Blicken mit leichter Verzögerung folgte. Irgendwie erinnerte der Mann Garret an einen langbeinigen Kranich, der mit unschuldiger Neugier durch ein Rudel Wölfe stakste. Und doch war da mehr, denn in dem kurzen Moment, in dem der Blick des Mannes auf Garret ruhte, war es so, als ob die kindlichen Augen ihm tief in die Seele sehen würden. Unter der alten grauen Robe aus einfachem Leinenstoff trug der Mann Reiseleder, und in seiner linken Hand hielt er einen großen Rucksack mit vielen aufgenähten Taschen.
    Dass der Hauptmann ihn noch immer mit zusammengezogenen Brauen musterte und dabei eher den Eindruck vermittelte,

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