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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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metallene Statue zu säubern, die, wie sie bald feststellten, einen Wolfshund in Lebensgröße darstellte. Das Fell war bis aufs einzelne Haar detailgetreu nachgebildet und selbst die Zeichnung des Fells durch die Verwendung unterschiedlicher Materialien in genauester Weise wiedergegeben.
    In der Brust des Wolfs stand eine metallene Klappe offen, die etwa vier Hände breit war und zwei hoch. Als Tarlon sich hinunterbeugte und das Licht der Laterne hineinfallen ließ, sah er silbern und golden glänzende Stangen und Hebel, die in runde Kolben und eckige Gehäuse einliefen. Direkt hinter der Klappe erkannte er einen Hebel, der in einem Kasten aus grauem Blei zu münden schien. Nur war das Metall verwittert und zeigte Spuren von weißem Bleirost.
    Mit vereinten Kräften wuchteten Argor und Tarlon die Statue in die Mitte des Kellers. Der Wolf schien sie anzugrinsen, sein Maul stand offen, und die Zunge hing ein Stück heraus, ganz so, als ob er hecheln würde. Ein Wolf zwar, der jedoch auf unbestimmte Weise zutraulich wirkte.
    »Er mag verrückt gewesen sein«, sagte Tarlon beeindruckt, »aber er war ein großartiger Künstler.«
    »Das Vieh ist richtig schwer«, stellte Argor fest und klopfte auf die metallene Haut. »Und ziemlich stabil. Trotzdem scheint es so, als ob es dafür gedacht wäre, sich zu bewegen, mit all den Stangen darin. Aber wie kann das ohne Gelenke funktionieren?«
    »Darin wird wohl seine Kunst gelegen haben«, kommentierte Knorre, der sich vor die Statue gekniet hatte. »Kannst du die Laterne etwas näher halten? So ist gut, danke.« Er beugte sich zur Seite. »Seht ihr hier? Die Geschichten scheinen zu stimmen.«
    Tarlon warf ebenfalls einen Blick durch die Klappe auf das, worauf Knorre gerade mit seinem Finger zeigte.
    In einem gläsernen Würfel konnte man weiter hinten im Bauchraum der Statue einen ausgebleichten Wolfsschädel ausmachen, der von feinen glitzernden Bahnen aus Gold und Silber umgeben war.
    »Es heißt, er habe es vermocht, den Geist von Tieren in das Metall zu binden«, sagte Argor und sah sich nervös um, während sich seine Hand fester um seinen Hammer schloss. »Für mich hört sich das eher nach einem Fluch an«, fuhr er fort. »Hier unten gibt es nichts. Wir sollten zu den anderen nach oben gehen!«
    »Für mich hat es sich gelohnt«, sagte Knorre und musterte den Wolfshund nachdenklich. »Allein diese Statue wird mir gut zwölf Goldstücke einbringen. Wenn ich nur wüsste, wie ich sie transportieren kann.«
    »Dass Ihr Euch mit solch übler Magie umgeben wollt, ist mir ein Rätsel«, knurrte Argor. »Mir wird schlecht bei dem Gedanken, dass darin ein Tier gefangen ist!«
    »In seinem Buch schreibt er, er habe das Wesen der Tiere gebunden, von ihrem Geist ist nicht die Rede.« Knorre nahm das Buch heraus und blätterte darin, worauf Tarlon die Laterne ein wenig anhob, damit der hagere Magier besser sehen konnte. Knorre kniff die Augen zusammen und nickte dann.
    »›… und band die Idee eines Tiers in das Metall.‹« Er klappte das Buch wieder zu und sah Argor bedeutsam an. »Er war verrückt, aber er quälte keine Tiere. Noch nicht einmal ihren Geist.«
    »Wie kann man eine Idee in Metall binden?«, fragte der Zwerg und zog an dem Halsausschnitt seiner Rüstung, als wäre sie ihm plötzlich zu eng.
    »Was ist denn das hier wohl?«, fragte Knorre und klopfte leicht gegen die Statue.
    »Ein Wolf?«
    »Nein, die Verkörperung der Idee eines Wolfs«, korrigierte Knorre. »Jeder Bildhauer fängt in einer Statue die Idee seines Objekts ein, nur ging mein Vorfahr eben ein Stück weiter.«
    Argor schaute mit weiten Augen auf die Statue, doch Tarlon zuckte mit den Schultern. »Wir können Euch helfen, den Wolf hinaufzutragen«, sagte er dann. »Aber wie Ihr anschließend damit verfahrt …«
    »Nein«, entschied Knorre. »Ich lasse ihn hier. Vielleicht werde ich später einmal mit einem Karren wiederkommen.«
    In dem Moment erschien Rabea im Kelleraufgang. Sie wirkte etwas nervös. »Vater sagt, ihr mögt bitte hochkommen. Es geschieht gerade etwas Seltsames.«

 
23
     
    Kriegsmeister
     
    Graf Lindor befand sich in seinem Arbeitszimmer und brütete über den Karten, die seine Ingenieure von der alten Stadt angefertigt hatten, als der Kriegsmeister hereinstürmte. Dieses eine Mal zumindest wirkte die Echse nicht ganz so selbstsicher wie üblich.
    »Ihr müsst die Patrouillen im Süden verstärken, Graf«, zischelte der Kriegsmeister. »Leute aus dem Dorf wurden dort am Waldrand

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