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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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kommt auf die Gnade der Göttin an!«
    Sie öffnete ihren Beutel und nahm ein festes, mit Leder umwickeltes Stück Holz heraus. »Aber wir werden es ihr so leicht wie möglich machen«, sagte sie und hielt dem Verletzten das Holzstück hin. Dieser öffnete ergeben den Mund und biss auf das Leder. Elyra nickte, strich ihm mit einer Hand über das verschwitzte Haar und lächelte ihn aufmunternd an. »Aber wenn auch Ihr an sie glaubt und Euer Gebet an sie richtet, wird sie Euch gewogener sein. Meine Herrin ist Mistral, die Herrin des Schleiers und der Magie. Ihr Zeichen ist der Stern, der uns alle führt, und ihre Macht ist die der Weltenmeere, in der unsere Erdscheibe schwimmt. Kein Gott kennt größere Gnade als sie, denn sie ist es, die selbst die dunkelste Nacht mit ihrem Stern erhellen wird. Glaubt an sie, und sie wird Euch leiten.«
    Elyra sah zu Hendriks hoch. »Wie ist sein Name, Hauptmann?«
    »Esram«, antwortete Hendriks und sah sie nachdenklich an. »Mystera?«
    »Mistral«, korrigierte Elyra, als sie anfing, die Wunde sorgfältig zu säubern.
    »Sie führt den Stern als Zeichen? Den Nachtstern?«, fragte der Hauptmann nach. Elyra nickte, doch sie hörte ihm kaum mehr zu, denn all ihre Aufmerksamkeit war nun auf die Verletzung gerichtet. Der Mann stöhnte auf, als sie vorsichtig einen Knochensplitter aus seiner Wunde zog.
    »Esram«, sagte sie leise. »Vertraue mir und der Göttin. Was auch kommen mag, wir beide werden dir beistehen.«
    Sie griff in ihren Umhang, nahm den hölzernen Stern heraus und küsste ihn. Als sie sah, dass Rauch von dem Symbol aufstieg, ließ sie es erschrocken fallen.
    »Holz ist nicht das beste Material für ein Symbol«, bemerkte Argor leise. »Ich hätte mich eher darum kümmern sollen.«
    »Versucht es mit diesem«, bot Hendriks überraschend an und zog unter seinem Wams einen goldenen Stern an einer schweren Goldkette hervor. Elyra sah das Symbol ungläubig an. Auf der soliden goldenen Scheibe prangte ein kunstvoll gearbeiteter Stern aus einem helleren Metall, der von Runen eingefasst war, welche die Macht der Sternengöttin priesen. Diese waren wiederum von den Symbolen der anderen Götter umgeben. Es war ein altes und unermesslich wertvolles Artefakt – das Siegel einer Hohepriesterin der Mistral.
    »Woher habt Ihr das?«, fragte Elyra fassungslos, und selbst der Verwundete starrte gebannt auf das Symbol, als die junge Frau ihre blutverschmierte Hand ausstreckte, um die Scheibe andächtig in Empfang zu nehmen. Rabea gab einen gedämpften Laut von sich, sagte aber nichts.
    »Neben meiner geliebten Tochter ist dies das Einzige, was mir von meiner Frau blieb«, antwortete Hendriks schwer. »Sie sagte, es sei ein Erbstück der Familie.«
    »Sie war eine Priesterin der Mistral?« Elyra war überrascht.
    »Nein«, schüttelte Hendriks den Kopf. »Aber ihren Worten zufolge war sie dazu bestimmt, das Zeichen sicher zu verwahren. So lange, bis sich offenbaren würde, wem es gehört. Kurz bevor sie starb, bat sie mich darum, es immer mit mir zu führen, da die Zeit nahe sei.«
    Er schluckte. »Es sieht so aus, als wäre es nun so weit.«
    »Ich bin aber keine Priesterin der Mistral, und ebenso wenig bin ich in ihre Mysterien eingeweiht, nur ein paar kleine Gebete kenne ich«, protestierte Elyra sanft.
    »Das sehe ich anders«, meldete sich Knorre zu Wort. Seine Stimme klang seltsam belegt. »Seit dem Kataklysmus duldete sie keine Priesterinnen mehr und gab auch niemandem mehr die Gnade, sie anzurufen oder ihr Symbol zu führen. Doch seht …«
    Der Stern in der Mitte des Symbols leuchtete in einem fahlen, unscheinbaren Licht. »Oder gibt es neben Euch noch andere, die ihr Zeichen führen?«, fragte Knorre sanft.
    »Wir alle führen ihr Zeichen«, mischte sich Garret ein und wies auf den Stern an seinem Bogen. »Aber nur Elyra fühlt sich berufen.«
    Niemand hörte ihm mehr zu, denn soeben hatte Elyra andächtig das Symbol geküsst und berührte nun damit die Stirn des Verletzten. Umgehend weiteten sich dessen Augen, und alle Anspannung schien sich von ihm zu lösen. Erleichtert atmete er aus.
    »Das sollte Euch den Schmerz nehmen, Esram«, sagte Elyra und lächelte. »Wie ich sehe, ist auch Euer Glaube stark.«
    Plötzlich ertönte ein dumpfes Geräusch hinter ihnen, und alle fuhren herum. Ein faustgroßer Stein war gegen den Türrahmen geprallt und in die Eingangshalle gerollt.
    »Mistviecher!«, fluchte Garret. Er zog den Bogen aus und ließ einen Pfeil fliegen. Draußen heulte es

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