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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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Spinnennetz über die Stadt legten. Als er Knorre ansah, zuckte dieser nur mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen?« Doch dann beugte auch er sich vor, um den Plan genauer zu studieren.
    »Während des Kataklysmus brach ein Teil des vorgelagerten Landes ab und versank im Meer. Hier …« Er fuhr mit seinem Finger an einer Linie nordwestlich des Hafens entlang. »Ein Teil der Hafenanlagen und der größte Teil des Regierungsbezirkes wurden überflutet. Lediglich die Kronburg und einige der anderen Gebäude ragen noch aus dem Wasser. Es heißt, dass bei schwerem Seegang sogar noch die Tempelglocken zu hören sind.«
    »Das bezweifle ich«, erwiderte Tarlon. »Der Glockenbalken wird aufgequollen und die Glocke voller Schlick und Seemoos sein, wenn sie überhaupt noch hängt und nicht schon längst auf den Grund gesunken ist.«
    »Mir wäre es lieber gewesen, der ganze Hafen wäre versunken«, knurrte Garret. »Ihr sagtet, Belior hätte dort angelegt, nicht wahr?«
    »Ja. Er hat sein Hauptlager auf dem alten Markplatz eingerichtet, während das Kommando gegenüber dem Damm in der alten Börse untergebracht ist«, antwortete Knorre. Er sah zu Tarlon hinüber. »Was die Glocken angeht, hörte ich sie selbst schon läuten, als ich noch ein Junge war.«
    Er machte eine Geste, mit der er die gesamte Bibliothek einschloss. »Schaut euch diesen Raum an. Es müssen Jahrhunderte vergangen sein, seit er das letzte Mal von einer lebenden Seele betreten wurde. Und dennoch macht es den Anschein, als wäre der Hausherr gestern noch hier gewesen!« Er sah Tarlon an. »Man sagt, die Gebäude der alten Stadt seien mithilfe der Magie statt mit Mörtel errichtet worden.«
    »Mörtel hat er hier jedenfalls nicht benutzt«, bemerkte Argor und ließ eine Hand über die Einfassung eines der Fenster gleiten. »Jeder dieser Steine ist so sorgfältig gesetzt, dass kein Mörtel benötigt wird. Ich wusste nicht, dass Menschen in dieser Weise zu bauen vermögen …«
    »Wer baut denn sonst noch so?«, wollte Rabea wissen.
    »Niemand, von dem ich wüsste«, antwortete Argor. »Die Steine sind so geformt, dass sie ineinander gesetzt werden müssen und sich dabei verzahnen. Ein zwergischer Steinmetz mag die Blöcke in dieser Weise bearbeiten können. Doch selbst für uns wäre das ein zu großer Aufwand, denn jeder einzelne Stein hat eine andere Form und passt nur genau an eine Stelle. Es ist wie ein riesiges Puzzle!« Er beugte sich vor, sodass seine Nase beinahe den Stein berührte, und seine buschigen Augenbrauen zogen sich zusammen.
    »Selbst wenn man nahe herangeht, erkennt man kaum die Spuren der Bearbeitung«, fuhr er dann beeindruckt fort. »Nur diese feinen Linien hier. Ein jeder dieser Steine wirkt wie poliert!« Er stutzte und lachte dann leise.
    »Das ist raffiniert!«, rief er bewundernd. Mit geschickten Fingern zog er einen schlanken Hebel aus dem Stein heraus und drückte ihn nach unten. Unter leisem Knirschen glitt der Fensterrahmen seitlich in den Stein, um den Blick über die Lichtung freizugeben.
    »Garret«, sagte er dann mit einem bösen Grinsen. »Ich schlage vor, du holst deinen Bogen!«
    Tarlon trat an das Fenster heran, durch das ein schwacher Wind den Duft des Waldes hereintrug. Unter ihnen auf der Lichtung war etwa ein halbes Dutzend Wolfsmenschen dabei, vorsichtig auf den Holzplanken herüberzuschreiten, ein Unterfangen, das sichtlich durch den Baumstamm erschwert wurde, den sie mit sich führten.
    Knorre warf einen Blick aus dem Fenster und fluchte. »Das Türblatt ist aus stabilem Metall. Ein solcher Rammbalken dürfte ihm also nichts anhaben können. Doch die Angeln liegen im Stein, und der kann brechen!«
    Garret hatte nur flüchtig hinausgesehen, war dann nach unten geeilt und nur wenige Momente später mit seinem Bogen zurückgekehrt. Nun lehnte er seinen Köcher unterhalb des Fensters an die Wand, zog sechs Pfeile heraus, die er vor sich auf die Fensterbank legte, und setzte einen siebten auf die Sehne.
    »Lasst mir ein wenig Platz, Freunde«, sagte er dann, und als die anderen zurücktraten, zog er die Sehne aus.
    Auch wenn die Bestien schon nahe waren, zielte Garret recht lang, doch nachdem der erste Pfeil die Sehne verlassen hatte, folgten die anderen in schnellem Rhythmus, so als würde er gar nicht mehr darauf achten, wohin die Pfeile flogen.
    Vielstimmiges Geheul ertönte, wurde lauter, fast panisch, dann wieder dünner, als einzelne Stimmen verklangen, bis es schließlich ganz abbrach.
    Garret nickte

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