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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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sich später müde in seine Decke wickelte, und die anderen stimmten ihm ohne Widerrede zu.
    Tarlon übernahm die erste Wache, und als die anderen eingeschlafen waren, begab er sich zum Brunnen. Er blickte zu der Statue hoch, deren Gesichtsausdruck nun ohne Zweifel deutlich amüsierter war, und fühlte sich unwillkürlich an Ariel und seinen Hund erinnert. Was, bei den Göttern, ging hier vor sich?

 
6
     
    Ratten
     
    Am nächsten Morgen, nach einem kargen Frühstück, war Elyra diejenige, die zufällig herausfand, wie die anderen Türen geöffnet werden konnten. Sie schloss die Tür, durch die sie anfangs in den Raum getreten waren, versuchte danach noch einmal, die ganz rechte der vier, auf der anderen Seite des Raumes liegenden Türen zu öffnen. Diese tat sich nun ohne Weiteres vor ihr auf. Dahinter erstreckte sich ein weiterer Gang, in dem sich Elyra überraschenderweise einer schmutzig weißen Ratte mit rot glühenden Augen gegenübersah. Die Ratte war fast genauso groß wie ein kleiner Hund und zischte bösartig. Dann sprang sie Elyra an.
    Elyra schrie auf, holte mit dem Fuß aus und trat der Ratte so kräftig gegen die Schnauze, dass diese laut quiekte und in den Gang zurückgeschleudert wurde, in dem Elyra nun ein paar Dutzend Augenpaare rötlich aufglimmen sah.
    »Was bei den Göttern …!«, entfuhr es Garret, als er sah, dass sich Elyra mit einem Sprung auf eine der Bänke rettete.
    »Ratten!«, rief Elyra und deutete in den offenen Gang hinein.
    »Ratten?«, lachte Garret. »Und deswegen stellst du dich so an?« Doch das Lachen verging ihm augenblicklich, als die ersten Ratten aus dem Gang und in den Raum gestürmt kamen.
    »Das sind zu viele!«, stellte Tarlon überrascht fest. »Wir müssen die Tür wieder schließen!«
    »Garret, tu was!«, brüllte Argor, der mit seinem Hammer eine Ratte zur Seite schlug, die ihn angegriffen hatte.
    »Moment! So ein Mistvieh!« Garret hatte sein Schwert gezogen und versuchte nun seinerseits verzweifelt, eine Ratte loszuwerden, die sich in seinem Stiefel verbissen hatte.
    »Garret, die Tür!«, drängte Tarlon. »Da sind Hunderte!«
    Garret spießte die Ratte mit seinem Schwert auf. Danach zog er blitzschnell zwei Pfeile aus seinem Köcher, die er nacheinander auf eine Ratte im Sprung und auf den Stein im Türrahmen abschoss. Die Tür schloss sich knirschend, wobei ein Nager zwischen Tür und Rahmen zerquetscht wurde. Dennoch waren gut zwei Dutzend Ratten in den Raum eingedrungen, die die Freunde nun mit erschreckender Aggressivität angriffen.
    »Zähe Biester«, meinte Tarlon, nachdem er eine Ratte mit seiner Axt erwischt und im hohen Bogen gegen die nächste Wand geschleudert hatte, diese ihn aber sofort wieder attackierte, obwohl Tarlon ihre Knochen hatte brechen hören.
    Die Ratten waren bereits deutlich dezimiert, als Garret auf einmal auf dem blutigen Boden ausrutschte und mitten unter die verbliebenen Ratten stürzte, die sogleich über ihn herfielen. Argor, Tarlon und Elyra eilten ihm auf der Stelle zu Hilfe und erschlugen die restlichen Nager, dennoch hatten sie Garret in der kurzen Zeit völlig zerbissen.
    »Verdammt«, fluchte Garret, als er sich mithilfe der anderen aufrichtete und angeekelt sein blutiges und zerfetztes Beinkleid zur Seite schob, um seine Wunden zu begutachten. »Das hat mir gerade noch gefehlt.«
    Dann ging auf einmal alles sehr rasch. Einen Moment lang sah Garret verdutzt auf seine Beine hinab, dann weiteten sich seine Augen, und er krümmte sich ruckartig zusammen. Ein gurgelndes Geräusch kam aus seinem Mund, während sich sein Oberkörper gleichzeitig aufbäumte.
    Es brauchte fast Tarlons gesamte Kraft, um Garret festzuhalten, dessen Körper sich nun wie ein Bogen spannte. Sehnen und Muskeln drückten sich nach außen, Blut schoss ihm aus dem Mund, und seine Augen rollten nach hinten. Zuletzt floss ihm blutiger Schaum aus dem Mund, und Tarlon konnte hören, wie Knorpel, Sehnen und Knochen im Körper seines Freundes knirschten.
    »Elyra!«, rief er erschrocken. »Wir brauchen Ariel!«
    Elyra hatte sich jedoch schon längst auf den Weg gemacht, um den Elfen zu Hilfe zu holen. Argor riss das Wams seines Freundes auf und versuchte, mit ihm zu sprechen.
    Aber zu diesem Zeitpunkt nahm Garret seine Umgebung bereits nicht mehr wahr. Immer wieder wurde sein Körper von fürchterlichen Zuckungen geschüttelt, und zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen und blutigen Lippen drang nur noch ab und an ein tiefes Stöhnen oder Röcheln hervor.

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