Die Krone von Lytar
Nachhinein noch Gedanken darüber machen sollte. Ist noch etwas von der Gemüsesuppe da?«
Elyra warf Argor einen Blick zu. »Ich kann dich ja so gut verstehen, Argor. Manchmal würde ich ihn auch am liebsten umbringen.«
»Aber meistens liebst du mich«, grinste Garret und begann laut zu lachen, als Elyra ihn auf seine Bemerkung hin fassungslos ansah.
Tarlon hingegen sagte nichts, er saß auf einer der Bänke, löffelte seine Suppe und musterte mit gefurchter Stirn die Tür, durch die die Ratten gekommen waren.
»Wenn das hier nicht das Depot ist, sollten wir sofort aufbrechen und es suchen«, meinte Elyra etwas später.
»Im Moment ist das keine gute Idee«, antwortete Tarlon, der einen Schleifstein aus seinem Packen herausgenommen hatte, mit dem er nun die Schneiden seiner Axt bearbeitete. »Denn draußen ist es bereits dunkel geworden.«
»Schon?«, fragte Garret überrascht.
»Der Elf hat den ganzen Tag gebraucht, um dich zu heilen«, teilte ihm Argor mit. »Es muss sehr anstrengend gewesen sein, auch wenn er die ganze Zeit über nichts anderes getan hat, als zu singen. Gegen Ende habe ich jedoch geglaubt, dass er vor lauter Erschöpfung umfallen würde.«
»So, so«, bemerkte Garret und musterte eine helle Stelle auf seinem Arm. »Wieso ist meine Haut hier so rosig?«
»Du hast dir während deiner Anfälle ein paar Knochen gebrochen«, klärte ihn Elyra auf. »Und genau dort stand einer heraus.«
Garret schluckte. Ein weiteres Jahr bei Ariel Dienst zu tun, erschien ihm auf einmal mehr als gerecht. Allerdings fand er, dass es nun wirklich an der Zeit war, das Thema zu wechseln.
»Also gut, dann bleiben wir eben noch bis morgen hier drinnen. Es ist ein guter Lagerplatz. Jedenfalls sind wir hier vor den Hunden sicher und müssen uns nicht weiter in den verdorbenen Zirkel hineinbegeben. Jeder andere nahe gelegene Rastplatz ist weitaus gefährlicher. Lasst uns also von hier aus nach dem Depot suchen.«
»Hhm«, meinte Argor. »Vielleicht finden wir in dieser Akademie sogar noch ein paar Dinge, die uns nützlich sein könnten. Selbst wenn die Ausbeute bisher eher mager ausgefallen ist.«
»Dazu müssen wir aber auf jeden Fall zuerst einmal die Ratten loswerden«, sagte Tarlon und prüfte dabei kritisch die Schneiden seiner Axt. »Ich finde jedenfalls nicht, dass dies ein besonders gemütliches Lager ist, solange die Ratten hinter dieser Tür lauern.«
»Wir können die Tür sowieso nicht wieder öffnen, wenn wir nicht von den Ratten überrannt werden wollen«, protestierte Elyra. »Es sind einfach zu viele! Sie würden diesen Raum überschwemmen!«
»Dagegen lässt sich durchaus etwas unternehmen«, entgegnete Tarlon trocken.
Als Elyra einige Zeit später erneut den Öffnungsmechanismus betätigte, sah es in der Tat so aus, als ob eine Welle grauweißer Ratten über sie hereinbrechen würde. Nur dass ihnen diesmal ein Hindernis im Weg stand. Tarlon hatte aus dem Baumstamm, den sie von draußen hereingeholt hatten, eine massive Barrikade errichtet, in deren Schutz sie nun gegen die Ratten vorgehen konnten.
Es dauerte jedoch nicht lange, bis die Schwachstelle in Tarlons Konstruktion augenfällig wurde. Am Fuße der Barrikade begannen sich die toten Ratten mit erschreckender Geschwindigkeit zu türmen und eine Rampe zu bilden, die den nachdringenden das Überwinden derselben immer leichter machte.
Argor hatte eine Fackel zur Hand genommen, um besser sehen zu können. Als Tarlon nun von einer Ratte angesprungen wurde, die sich in seinem Ärmel verbiss, stieß der Zwerg reflexartig mit der Fackel vor. Das Ergebnis war verblüffend: Mit einem lauten Quieken flüchtete die ganze Horde Ratten in die Dunkelheit des Ganges zurück.
Überrascht sahen Garret und Tarlon den Tieren nach. Sie waren verschwunden, dann aber nahm Garret wahr, dass etwas Größeres auf sie zu huschte. Es geschah aus reinem Reflex heraus, dass er einen seiner Pfeile in den Gang hineinschoss. Ein grauenvoller, menschlich klingender Schrei folgte, und was auch immer sich dort bewegt hatte, floh tiefer in die Dunkelheit zurück. Ein erneuter Schrei ließ Garret kalte Schauer über den Rücken laufen.
»Was war denn das?«, fragte Tarlon, während Elyra wieder auf den Stein drückte. Die Tür begann sich mit lautem Rumpeln zu schließen, wobei sie die toten Ratten entweder zur Seite schob oder einfach zerquetschte.
»Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Garret und versuchte sich daran zu erinnern, was genau er in dem kurzen Moment
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