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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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überzeugen. »Diese Buchstaben«, berichtete Morley Max, »sind nicht Bestandteil irgendeiner Sprache einer industrialisierten Gesellschaft.« Es gab insgesamt elf verschiedene, wahrscheinlich stellten sie den Schiffsnamen dar. Sie waren kursiv gehalten, was es schwierig machte, die exakte Form eines einzelnen Buchstaben zu bestimmen. Max erkannte ein O, doch das war auch schon alles.
    Sie saßen in Clarks Büro auf dem Campus der Moorhead State University. Draußen schien die Sonne, und die Temperaturen waren auf angenehme 40 Grad Fahrenheit geklettert. »Das kann nicht richtig sein, Morley«, widersprach Max. »Sie haben ganz bestimmt irgend etwas übersehen.«
    Clark lächelte geduldig. Er war ein schlaksiger Bursche mit breiten Schultern und athletischem Körperbau. Ein Baseball-Verrückter. »Ich stimme Ihnen zu, Max. Aber ich finde einfach nicht heraus, wo. Vielleicht sind unsere Datenbanken nicht so vollständig, wie sie sein sollten. Ich denke trotzdem, daß wir so gut wie alles hier bei uns haben. Diese Buchstaben sind unbekannt. Nun, ein paar der Symbole nicht ganz. Einer könnte Hindustani sein, ein anderer Kyrillisch. Was bedeutet, daß es sich um reinen Zufall handelt. Man setzt ein paar Linien und Kurven zusammen, und schon findet man irgend etwas.« Er blickte auf das Foto auf seinem Schreibtisch. »Max, das ist ein Scherz, weiter nichts.«
    Max dankte Clark und fuhr nach Chellis zurück. Die ganze Fahrt über dachte er darüber nach, wer für den Scherz verantwortlich war und wer damit auf den Arm genommen werden sollte.
    Er verspürte abwechselnd Verwunderung und Ärger. Bestimmt hatte eine Gangsterbande ihre Finger im Spiel. Das mußte es sein.
    Max fuhr über die I-29, als Stella sich über das Mobiltelephon meldete. »Da ist ein Anruf von den Colson Laboratories«, sagte sie. »Kannst du übernehmen?«
    Jetzt schon? Es war erst zwei Tage her. »In Ordnung«, sagte Max. »Stell ihn zu mir durch.«
    »Verstanden. Und Max?«
    »Ja?«
    »Die klingen ziemlich aufgeregt.«
    In der Leitung klickte es. »Mister Collingwood?« Eine Frauenstimme. Stella hatte recht gehabt. Sie klang, als hätte sie soeben zwei Treppenfluchten hinter sich.
    »Ja, hier ist Max Collingwood. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Mein Name ist Cannon. Ich arbeite für Colson. Es geht um die Proben, die Sie vor zwei Tagen hier abgeliefert haben.«
    »Ich höre.«
    »Ich nehme an, Sie befinden sich nicht in Ihrem Büro?«
    »Ich kann in zehn Minuten dort sein«, antwortete Max. »Was haben Sie herausgefunden?«
    »Können wir uns dort treffen?« lautete die ausweichende Antwort.
     
    Sie war schwarz, schlank, Mitte Dreißig. Ihre Visitenkarte wies sie als Laborleiterin von Colson aus. Ein freundliches Lächeln, hohe Wangenknochen und eine nur schwer im Zaum zu haltende Aura von Aufregung. Sie trug einen navyblauen Geschäftsanzug und führte eine lederne Aktentasche mit sich. »Erfreut, Sie kennenzulernen, Mister Collingwood«, begrüßte sie Max und streckte ihm die Hand hin. »Mein Name ist April Cannon.«
    Max nahm ihr den Mantel ab. »Ich hatte nicht so rasch mit Resultaten gerechnet.«
    Ihr Lächeln deutete an, daß sie ein Geheimnis teilten. Sie nahm Platz, legte die Tasche auf ihren Schoß und blickte Max scharf an. »Ich gestehe, daß wir normalerweise nicht frei Haus liefern, Mister Collingwood«, begann sie. »Aber Sie und ich, wir beide wissen, daß Sie hier etwas äußerst Ungewöhnliches haben.«
    Max nickte, als wüßte er nur zu genau Bescheid.
    Ihre Augen bohrten sich förmlich in die seinen. »Wo haben Sie das her?«
    Max überlegte kurz, ob er die Quelle verschweigen sollte. Aber dann – zur Hölle, es war schließlich sogar im Fernsehen gewesen. »Es war vergraben. Oben, an der Grenze.«
    »Das Schiff? Das Schiff, das man auf dieser Farm entdeckt hat?«
    Max nickte nur.
    »Das Schiff. Ich will verdammt sein.« Ihre Augen schweiften in die Ferne. »Kann ich es besichtigen?« fragte sie schließlich.
    »Sicher. So gut wie jeder war schon dort.« Sie schien erneut in Gedanken zu versinken. »Was genau haben Sie herausgefunden?«
    »Lassen Sie mich zuerst Ihnen eine Frage stellen«, entgegnete sie. »Haben Sie auch woanders Analysen in Auftrag gegeben?«
    »Nein«, gestand Max.
    »Gut.« Sie öffnete die Verschlüsse ihrer Tasche, zog eine Akte hervor und reichte sie Max. »Wie gut sind Sie in Chemie?«
    »Wacklig.«
    »Macht nichts. Hören Sie, Mister Collingwood …«
    »Ich denke, es geht rascher, wenn Sie Max

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