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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit
Autoren: Jack McDevitt
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Autos, und hielt an. Ein fülliger Mann mittleren Alters stieg aus. Er nahm eine abgenutzte Aktentasche aus dem Kofferraum, warf rasch einen prüfenden Blick in die Runde und setzte sich zum Eingang des Farmhauses hin in Bewegung.
    »Jeffrey Armbruster«, stellte er sich vor, nachdem Tom Lasker ihm geöffnet hatte. »Ich komme von der Finanzverwaltung.« Er zog seine Legitimationspapiere mit einer so glatten Geste aus der Tasche, daß es schien, als kämen sie aus dem Ärmel.
    Lasker schluckte. »Gibt es ein Problem?« erkundigte er sich.
    »Nein, nein«, beeilte sich Armbruster zu sagen. »Überhaupt nicht.«
    Lasker trat einen Schritt zur Seite. Armbruster dankte ihm und trat ein.
    »Ein kalter Tag«, sagte Lasker, obwohl der Tag für die Gegend überhaupt nicht Halt war.
    »Ja. Ja, in der Tat.« Armbruster knöpfte seinen Mantel auf. »Wie ich hörte, sind Sie vor kurzem auf eine Art Schatz gestoßen, Mister Lasker?«
    Steuerforderungen. Daran hatte Tom Lasker noch gar nicht gedacht. »Sie meinen sicher das Schiff«, erwiderte er.
    »Genau.« Armbruster nickte. Ihre Blicke trafen sich flüchtig. Lasker meinte zu erkennen, daß sein Gegenüber kein Mann war, der seine Arbeit liebte. »Ganz genau. Sie haben recht, Sir. Sie haben bereits Schritte eingeleitet, Ihre Ansprüche rechtlich abzusichern?«
    Lasker bot ihm einen Stuhl am Kaffeetisch an. »Das trifft zu«, antwortete er.
    »Falls man Ihre Ansprüche bestätigt, Mister Lasker, dann beachten Sie bitte, daß man Ihr Schiff wie ein ganz gewöhnliches Einkommen versteuern wird.«
    »Wieviel?«
    »Das kann ich wirklich nicht sagen. Zuerst müßten Sie ein Gutachten anfertigen lassen.« Armbruster öffnete seine Aktentasche. »Wenn Sie diese Formulare bitte ausfüllen könnten?« Er schob Lasker einige Papiere zu.
    Lasker blickte die Dokumente fragend an.
    »Es hat keine Eile«, sagte Armbruster. »Falls Sie allerdings zum Eigentümer des Schiffs ernannt werden, müssen Sie eine Abschlagszahlung auf den Schätzwert leisten.« Er zog eine Visitenkarte aus der Innentasche. »Rufen Sie mich jederzeit an. Ich würde mich glücklich schätzen, Ihnen behilflich sein zu können.«
    Draußen in der Waschküche startete Ginny die Schleuder, und das ganze Haus fing an zu vibrieren. »Ich muß schon sagen«, begann Lasker, »ich bin überrascht, daß Ihre Behörde so schnell reagiert hat. An Steuern hatte ich bisher noch gar nicht gedacht.«
    »Das ist unser Job, Mister Lasker«, erwiderte Armbruster. Er schloß seine Aktentasche und erhob sich.
    In den Gesten des Mannes lag eine gewisse Traurigkeit. Lasker überlegte, wie es wohl sein mochte, einer Arbeit nachzugehen, die wahrscheinlich andauernd Konfrontationen mit sich brachte. »Was halten Sie von einem Kaffee?« fragte er.
    Armbruster wirkte erfreut. »Ja, gerne«, sagte er. »Wenn Sie einen fertig haben. Ich möchte wirklich keine Umstände bereiten.«
    »Sie bereiten keine Umstände.«
    Der Steuerbeamte folgte Lasker in die Küche. Ginny gesellte sich zu ihnen. Sie setzte frischen Kaffee auf und bot den Männern Kirschkäsekuchen an. Armbruster erzählte den Laskers, wie sehr er das Haus bewunderte.
    »Mein Vater hat es gebaut«, berichtete Lasker stolz. »Ich war damals vielleicht zwölf Jahre alt.«
    Es war ein geräumiges Haus, mit Böden aus Hartholz, einer großen, umlaufenden Veranda und dicken Teppichen, die Ginny in St. Paul gekauft hatte. Das Wohnzimmer besaß eine Kuppeldecke, eine Seltenheit in diesem rauhen Klima. Die drei saßen eine ganze Stunde beisammen und redeten über die Yacht. Nach Armbrusters Meinung war es kein Zufall, daß man sie eine Meile südlich der Grenze gefunden hatte. »Irgend jemand, der irgend etwas vertuschen wollte«, vermutete er, ohne jedoch erklären zu können, tun was genau es ging.
    Schließlich richtete sich die Unterhaltung auf Armbrusters Arbeit. »Normalerweise werden die Leute nervös, wenn sie erfahren, was ich beruflich mache«, erzählte er. »Meine Frau verrät niemandem mehr, wer mein Arbeitgeber ist.« Er lächelte scheu.
    Steuereintreiber haben keine Freunde, dachte Lasker. Mit Ausnahme ihrer Kollegen.
    »Niemand wird so sehr gehaßt wie Finanzbeamte«, fuhr Armbruster fort. »So war es schon immer. Aber bei Gott, wir sind die Leute, die Rom zusammengehalten haben. Und jeden anderen Staat, der jemals auch nur einen verdammten Dreck wert war.«
    Nach seinem unerwarteten Ausbruch wirkte Armbruster verlegen. Er bedankte sich bei Ginny und Tom Lasker, nahm seine
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