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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit
Autoren: Jack McDevitt
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jemand kann uns vielleicht weiterhelfen.«
    »Warum kümmern wir uns überhaupt darum?« fragte sie.
    »Weil wir neugierig sind. Weil dein Boß zu gerne wissen möchte, was zur Hölle da vor sich geht. Reicht das?«
    »Sicher. Bis wann willst du die Ergebnisse?«
    »Gestern. Laß mich wissen, wenn du etwas herausgefunden hast.« Er stand auf, ging in sein Büro und rief bei Morley Clark von der Moorhead State an.
    »Professor Clark hält zur Zeit Unterricht«, meldete sich eine aufgezeichnete Stimme. »Bitte hinterlassen sie eine Nachricht nach dem Signalton.«
    »Hier spricht Max Collingwood. Morley, ich werde Ihnen ein paar Fotos zufaxen. Sie zeigen eine Yacht. Auf dem Rumpf befinden sich merkwürdige Schriftzeichen. Falls Sie die Sprache entziffern oder sogar eine Übersetzung anfertigen könnten, wäre ich Ihnen sehr dankbar.«
     
    Everett Crandall kam persönlich, um Tom Lasker in sein Büro zu geleiten. »Ich habe Ihr Schiff im Fernsehen gesehen, Tom. Sie sind ein Glückspilz, will mir scheinen.« Ev war mehr oder weniger ständig zerzaust – sowohl seine Haare als auch seine Kleidung.
    »Das ist der Grund, aus dem ich hier bin«, erwiderte Lasker.
    »Was geht da vor? Wem gehört dieses Schiff?«
    »Das weiß ich auch nicht.«
    »Kommen Sie schon, Tom. Sie müssen wenigstens eine Idee haben.«
    Evs Büro war mit alten Gesetzesbüchern, gerahmten Urkunden und Fotos – die meisten aus seiner Zeit als Bezirksstaatsanwalt – vollgestopft. Auf seinem Schreibtisch stand demonstrativ ein Bild von Ev und Senator Byron Glass, aufgenommen bei den letztjährigen Feierlichkeiten zum Vierten Juli.
    Lasker nahm Platz. »Ev«, begann er, »ich habe einen interessierten Käufer gefunden.«
    »Für die Yacht?«
    »Ja. Gehört sie mir? Darf ich sie verkaufen?«
    Ev nickte, doch seine dunklen Augen sagten nein. Er nahm die Brille ab und putzte sie mit einem verknitterten Stofftaschentuch. »Schwer zu sagen«, meinte er.
    »Sie war auf meinem Land vergraben. Damit sollte sie mir gehören, richtig?«
    Ev legte die Hände in den Schoß und blickte darauf. »Tom, wenn ich mein Cabrio auf Ihrem Land abstelle, gehört es deswegen Ihnen?«
    »Nein. Aber die Yacht war vergraben.«
    »Ja.« Ev dachte nach. »Wenn ich mich entschlösse, mein Familiensilber hinter Ihrem Haus zu vergraben, würde es dann Ihnen gehören?«
    »Ich weiß nicht«, gestand Tom. »Ich schätze nein.«
    »Hat sich jemand bei Ihnen gemeldet? Ich meine, jemand, der Ansprüche auf das Schiff erhebt?«
    »Nein. Niemand.«
    »Haben Sie alles Zumutbare unternommen, um den Eigentümer ausfindig zu machen?«
    »Muß ich das?«
    »Wer sonst? Hören Sie, wir wissen überhaupt nichts über das Schiff. Es könnte gestohlen sein. Die Diebe haben es auf Ihrem Land vergraben, aus welchem Grund auch immer. In diesem Fall gehört die Yacht selbstverständlich dem früheren Eigentümer.« Ev war ein vorsichtiger Mann. Sozusagen ein Prototyp für Vorsicht. Er legte Wert darauf, nie eine Meinung zu äußern, bevor er nicht alle Fakten kannte. Was bedeutete, daß er nie ganz auf der Seite eines Mandanten stand. Oder ganz auf der Gegenseite.
    »Soweit ich das sehe, Tom, stellt sich hier die Frage nach dem Vorsatz. Wurde das Eigentum vorsätzlich aufgegeben? Wenn das der Fall ist, dann haben Sie berechtigte Besitzansprüche. Ich denke, in diesem Fall würden Sie auch vor Gericht durchkommen. Falls jemand Ihren Anspruch anfechten will.«
    »Wer sollte das tun?«
    »Oh, das kann man nie wissen. Ein Verwandter könnte behaupten, daß der Besitzer nicht zurechnungsfähig gewesen ist, als er das Schiff aufgab. Es zu vergraben mag ein gewichtiges Argument zu seinen Gunsten darstellen.«
    »Und wie etabliere ich dann mein Recht als Eigentümer?«
    »Ich werde mich darum kümmern, Tom. In der Zwischenzeit wäre es vielleicht gar nicht schlecht, wenn wir herausfinden könnten, wie die Yacht auf Ihr Land gekommen ist.«

 
5
     
     
    Antiquitäten sind Überbleibsel der Geschichte, zufällig den großen Unglücksfällen der Zeit entgangen.
    ›The Advancement of Learning‹
    Francis Bacon
     
     
    Stella verfolgte ihre Aufgabe drei Tage lang. Niemand war imstande, den Hersteller zu identifizieren. Es gab zwar zwei mehr oder weniger ähnliche Schiffsmodelle auf dem Markt, aber keines, das identisch gewesen wäre. Max bat Stella, nicht aufzugeben.
    Morley Clark wußte mit den Symbolen auf dem Rumpf nichts anzufangen. Max hatte sogar ernsthafte Schwierigkeiten, ihn von der Echtheit zu
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