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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit
Autoren: Jack McDevitt
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sagen«, unterbrach er sie.
    »Schön, also Max.« Sie lächelte. Max hatte das Gefühl, als sähe sie ihn gar nicht wirklich. »Colson ist nur eine kleine Firma. Ich selbst habe die Laborarbeit erledigt. Niemand sonst weiß etwas davon.«
    »Weiß etwas wovon?«
    Sie deutete auf die Akte.
    Max schlug sie auf und überflog einen einseitigen Bericht. »Wenn Sie mir das übersetzen könnten?«
    Sie blickte sich in Max’ Büro um. »Können wir abgehört werden?«
    Die Frage verblüffte Max. »Nein«, sagte er.
    »Gut. Das Material – es ist eine Faser. Sehr fein, und es ist gewebt.« Ihre Stimme sank zu einem Flüstern herab. »Es handelt sich um ein einziges Element, und es besitzt die Ordnungszahl hunderteinundsechzig. Es ist ein Transuran.«
    »Was ist ein Transuran?«
    »Ein künstlich erzeugtes Element.«
    »Stellt das ein Problem dar?«
    »Max, das dort ist ein ganz extrem weit oben stehendes Transuran. Wir haben erst vor kurzem eins gefunden. Es ist so neu, daß wir ihm bisher noch nicht einmal einen Namen gegeben haben. Es besitzt die Ordnungszahl einhundertzwölf. Das ist die Spitze des Periodensystems. Oder war es zumindest. Dieses Zeug dort …« Sie schüttelte den Kopf. »Es dürfte eigentlich gar nicht existieren.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    Ihre Gesichtszüge waren angespannt. »Niemand auf der Welt besitzt die Technologie, etwas Derartiges herzustellen. Selbst wenn wir könnten, wäre das Element in sich instabil. Und heiß.«
    »Heiß? Sie meinen radioaktiv?« Max überlegte krampfhaft, wie oft und wie lange er sich in der Nähe der Segel aufgehalten hatte.
    »Ja. Das sollte es zumindest sein.« Sie nahm die Überreste der Probe aus der Tasche und hielt sie in das Licht. »Aber es strahlt nicht. Vielleicht verlieren Elemente so weit oben ihre Radioaktivität. Ich weiß es nicht. Niemand weiß das.«
    »Sind Sie sicher?« fragte Max.
    »Ja. Selbstverständlich bin ich sicher.«
    Max stand auf und ging zum Fenster. Eine Cessna landete soeben. »Ich glaube nicht, daß ich verstehe, was Sie mir zu erklären versuchen.«
    Lange Zeit antwortete sie nicht. »Irgend jemand«, sagte sie schließlich, »irgend jemand irgendwo auf der Welt hat einen technologischen Sprung gemacht und den Rest der Menschheit hinter sich gelassen. Weit hinter sich.«
    »In Ordnung«, erwiderte Max. »Also ist die Sache bedeutsam?«
    »Max, ich rede hier nicht von einem normalen technologischen Durchbruch. Ich spreche von Lichtjahren. Es ist vollkommen unmöglich.«
    Max zuckte die Schultern. »Offensichtlich nicht.«
    Ihre Augen blickten erneut in unbekannte Femen. »Offensichtlich«, stimmte sie ihm zu.
    »Und wie lauten die Schlußfolgerungen? Kann man kommerziellen Nutzen daraus ziehen?«
    »Oh, das würde ich meinen. Die Elektronenhülle ist extrem stabil. Extrem. Ich habe bereits einige Tests angestellt. Das Material reagiert nicht mit anderen Elementen.«
    »Ich verstehe noch immer nicht.«
    »Es ist so gut wie unzerstörbar.«
    Das hingegen wußte Max besser. »Kann nicht sein«, widersprach er. »Ich habe Ihre Probe mit einer ganz normalen Schere zerschnitten.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Diese Art von Unzerstörbarkeit meine ich nicht. Sicher kann man das Material schneiden. Oder es zerreißen. Allerdings verrottet es nicht. Es zerfällt nicht von allein.« Sie beobachtete ihn genau. Vielleicht, dachte Max, wollte sie herausfinden, ob er mehr wußte, als er ihr verraten hatte. »Meinen Sie, man wird mir das Schiff zeigen, wenn ich heute abend noch hinfahre?«
    »Bestimmt«, antwortete Max. »Ich rufe kurz an, wenn Sie möchten.« Ein Gedanke nahm plötzlich Form an. »Sie sagen, das Material verrottet nicht. Wie alt ist die Probe?«
    »Es gibt keine Möglichkeit, das zu bestimmen. Wie sollen wir ein Material datieren, das wir nicht kennen? Ich bin nicht einmal sicher, ob es überhaupt geht.« Sie hatte sich erhoben.
    »Nutzt es sich ab?« fragte Max.
    »Selbstverständlich. Alles nutzt sich irgendwann ab. Allerdings ist dieser Stoff äußerst widerstandsfähig. Und er ist ganz leicht zu reinigen, weil nichts an ihm haften bleibt. Andere Elemente verbinden sich nicht mit ihm.«
    Max mußte an den Dunst und den Regenbogeneffekt auf der Schiffshülle denken.
    »Warum komme ich nicht einfach mit?« sagte er. »Ich fliege Sie hin.«
     
    Ein Wagen in der hellblauen Farbe der Regierungsfahrzeuge steuerte in die Zufahrt zum Anwesen der Laskers, fuhr über das Kiesrondell vor dem Haupthaus, vorbei an ein paar geparkten
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