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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit
Autoren: Jack McDevitt
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Umschlag wieder ein und blickte Lasker an. »Tom, lag das Schiff aufrecht, als Sie es entdeckt haben?«
    »Nein«, antwortete er. »Es lag auf der Steuerbordseite. Und vorne höher als hinten.«
    »Wieviel?«
    »Oh, ich weiß nicht. Vielleicht dreißig Grad.«
    »In Ordnung.« April schien zufrieden. »Die Neigung des Kammes beträgt ungefähr dreißig Grad.«
    »Und das bedeutet?« fragte Max.
    »Vielleicht nichts«, erwiderte sie. »Vielleicht aber auch, daß das Schiff dort zur Ruhe gekommen ist.«
    »Zur Ruhe gekommen?« Lasker hatte Schwierigkeiten, der Unterhaltung zu folgen.
    »Ja«, sagte April. »Als es sank.«

 
6
     
     
    Wo liegt der letzte Hafen,
    aus dem wir nicht mehr auslaufen?
    ›Moby Dick‹
    Herman Melville
     
     
    Als Max April die P-38 gezeigt hatte, die er zu benutzen gedachte, hätte sie um ein Haar ihre Meinung geändert und wäre nicht mit ihm geflogen. Die Lightning war zwar als einsitzige Kampfmaschine gedacht, doch sie konnte einen zweiten Sitz hinter dem Piloten aufnehmen. Viele der Flugzeuge, die Sammler nach dem Krieg erstanden hatten, waren auf diese Weise modifiziert worden.
    Die White Lightning gehörte dazu.
    Jetzt, während des Rückfluges, war April viel zu aufgeregt, um auch nur einen Gedanken an das alte Flugzeug zu verschwenden. Sie kletterte ohne jedes Murren auf ihren Sitz. Max steuerte auf die Rollbahn hinaus und sprach mit Jake Thoraldson, dem Flughafenmanager und Verkehrslotsen von Fort Moxie. Jake arbeitete in seinem Büro.
    »Max?« fragte April.
    Max drehte die Maschine in den Wind. »Ja?«
    »Ich würde mir gerne etwas ansehen. Können wir zur Lasker-Farm zurückfliegen?«
    »Sicher.« Max nahm Rücksprache mit Jake. Keine anderen Maschinen in der Nähe. »Was möchten Sie sehen?«
    »Ich bin nicht sicher«, antwortete April.
    Als sie schließlich in der Luft waren, richtete Max die Maschine auf dreitausend Fuß aus und nahm Kurs nach Westen. Der Tag wurde allmählich grau. Sie hatten starken Gegenwind, und der Wetterbericht meldete weiteren Regen oder Schneeregen für den späten Nachmittag.
    Wahrscheinlich Regen an der Grenze und Schnee im Süden, wie üblich.
    Die Felder lagen leer und verlassen. Sie waren für den Winter aufgegeben worden, und ihre Besitzer hatten sich entweder in ihre Ferienhäuser in angenehmeren Breitengraden zurückgezogen oder gingen anderen Beschäftigungen nach, bis die Pflanzsaison wieder einsetzte.
    Es war unmöglich, genau zu sagen, wo der Besitz der Laskers anfing. »Mehrere Meilen weit alles, was sich nördlich der Straße erstreckt«, erklärte Max. Normalerweise standen die Farmhäuser ziemlich in der Mitte der weiten Landflächen, doch Laskers Vater hatte sich entschieden, in der südwestlichen Ecke des Besitzes, in der Nähe des Highways und im Schatten des Hügelkamms zu bauen, wo Tom auch die Yacht entdeckt hatte. Die Ecke bot mehr Schutz vor den eisigen Winden, die über die Prärie tobten.
    Hinter der Hügelkette lag wieder meilenweit flaches Land, bis sich schließlich unvermittelt der Pembina-Rücken aus der Ebene hob.
    Der Rücken bestand hauptsächlich aus einer Kette von Bergen einschließlich Vorgebirge und vereinzelten Gipfeln und bildete eine unregelmäßig geformte Mauer. Im Gegensatz zur umgebenden Prärie war diese Gegend nur wenig kultiviert. Die höchsten Erhebungen waren ständig schneebedeckt, und nur vereinzelt standen Häuser auf den Kämmen. Sie waren durch unbefestigte Straßen untereinander und mit der Route 32 verbunden, die sich am östlichen Rand des Rückens entlangzog.
    »Vor zehntausend Jahren«, berichtete April, »wären wir hier über Wasser geflogen. Über den Lake Agassiz.«
    Auf ihren Wink hin legte Max die Maschine in eine Kurve und folgte dem Rücken nach Süden. April beobachtete abwechselnd den zerklüfteten Rücken und das flache Land davor, das sich bis zum Horizont erstreckte.
    »Wo lag das andere Ufer?« erkundigte sich Max. »Die Ostküste, meine ich.«
    »Draußen, beim Lake of the Woods«, antwortete April. »Es ist ein gutes Stück bis dorthin.«
    Max versuchte sich vorzustellen, wie die Welt damals ausgesehen haben mußte. Ein Ort voller Stille und Wasser. Und kanadischer Gänse.
    »Den See gab es nur tausend Jahre oder so«, fuhr sie fort. »Nur ein Augenzwinkern lang, wenn man in erdgeschichtlichen Maßstäben denkt. Aber er war hier. Unter uns, das ist alles Seeboden. Deswegen kann Tom den besten Weizen der Welt erzeugen.«
    »Was ist aus dem See geworden?« fragte Max.
    »Die
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