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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Entdeckung des Jahrhunderts darstellte, und betrachteten das gesamte Geschäft mit einer Gelassenheit, die April schlichtweg wütend machte. Sicher, sie waren interessiert, und die Möglichkeiten faszinierten auch sie – und doch fehlte ihnen die rechte Begeisterung. Wenn ein UFO auf seinem Land abgestürzt wäre und man Tom darüber informiert hätte, dann wäre er sicher hingegangen und hätte einen Blick darauf geworfen – nachdem er seine Pferde versorgt hätte. Jedenfalls gewann April diesen Eindruck von dem Farmer.
    Max war da anders. Und er wurde im Verlauf der schwierigen Zeit zu Aprils einziger Stütze.
    Sie entwickelten eine Neigung, nur beiläufig über die am weitesten reichenden Möglichkeiten zu reden, indem sie über die Auswirkungen auf ihr persönliches Leben scherzten. April beschwor ein Titelbild von Max auf dem Time Magazine herauf, wie er mit lässig offenstehender Fliegerjacke aus dem Cockpit seiner Lightning kletterte. Max Collingwood, Mann des Jahres.
    Max im Gegenzug phantasierte vom Nobelpreis für die Frau, die der Welt eine lebenslange Garantie auf Automobile geschenkt hatte.
    Die Tage vergingen, ohne daß das Bodenradar ein nennenswertes Ergebnis lieferte. Max’ Überzeugung kehrte zurück, daß die ganze Geschichte einfach zu gut war, um wahr zu sein. April wies ihn darauf hin, daß die Suche ein langwieriger Prozeß sei. Selbst wenn sie nichts weiter von Bedeutung finden sollten, besaßen sie bereits einen Artefakt von unvorstellbarem Wert. »Nichts wird jemals wieder sein wie früher«, fügte sie abschließend hinzu, nachdem sie Max davon in Kenntnis gesetzt hatte, daß sie einen wissenschaftlichen Artikel über den Fund verfaßt hatte. »Ich werde ihn erst veröffentlichen, wenn wir sicher sein können, daß dort draußen sonst nichts mehr im Boden vergraben liegt. Wir wollen schließlich nicht, daß hier eine groß angelegte Schatzsuche einsetzt.«
    »Einverstanden«, entgegnete Max. Sie saßen in einem Imbiß an der Kreuzung zwischen den beiden Interstate-Routen in Fargo und teilten sich eine Peperonipizza. »Wenn es dort draußen wirklich noch etwas zu entdecken gibt – wie groß sind Ihrer Meinung nach die Chancen, daß wir es finden?«
    Ihre Augenlider schlossen sich. »So gut wie Null. Der Seegrund ist einfach zu ausgedehnt.« April rührte Süßstoff in ihren Kaffee. »Wir reden hier von einem großen Teil der Fläche der USA und Kanadas. Sogar hier könnte irgend etwas in der Erde liegen.« Sie deutete auf den Fußboden. »Auch die Gegend von Fargo lag zeitweise unter dem Seespiegel. Wer weiß?«
    Max folgte ihrem Blick auf die Fliesen. »Ich frage mich, was die Yacht wert ist?«
    »Wenn sie das ist, wofür wir sie halten, dann ist sie absolut unbezahlbar.« April beobachtete eine Mutter, die ein zappelndes Kind und einen Armvoll Päckchen balancierte. »Ich hoffe nur, daß wir bald einige Antworten auf unsere Fragen erhalten. Ehrlich gesagt, Max – ich habe das dumme Gefühl, als stünden wir vor einem Geheimnis, das vielleicht niemals gelöst werden kann.«
    »Jedenfalls wäre es nicht schlecht«, entgegnete er, »wenn wir etwas fänden, das uns bei der Suche nach dem ursprünglichen Besitzer des Schiffes hilft.«
    »Überreste«, sagte April. »Wir brauchen Überreste. Artefakte.« Ihre Haltung war so angespannt, daß zwei vorbeitrabende Kinder mit Luftballons in den Händen anhielten und zu ihr starrten. »Sehen Sie, das Schiff wurde aufgegeben. Daraus folgt, daß etwas Unerwartetes geschehen sein muß. Vielleicht ein Sturm. Oder ein Angriff durch Eingeborene.«
    »Oder«, hielt Max dagegen, »sie sind einfach nie wieder zurückgekehrt, um nach ihrem Schiff zu sehen.«
    »Es ist ein wundervolles Schiff«, sagte April. »Ich würde es ganz sicher mitnehmen, wenn ich von hier wegginge. Ich würde es nicht einfach zurücklassen. Nein, Max. Meiner Meinung nach deuten alle Anzeichen darauf hin, daß irgend etwas schiefgelaufen ist.« Ihre Stimme bekam einen weicheren, beinahe entrückten Klang. »Ach Max. Ich weiß es einfach nicht. Ich hasse es, wüste Spekulationen über dieses Ding anzustellen.« Sie nahm einen Bissen Pizza und kaute sehr gründlich, bevor sie fortfuhr. »Falls etwas schiefgegangen ist, dann besteht durchaus eine Chance, daß auch das Transportmittel noch in dieser Gegend zu finden ist.«
     
    Max hätte in Hochstimmung sein müssen. Dem Vickers-Museum in South Bend würden voraussichtlich nicht unbeträchtliche Geldmittel bewilligt werden, und daraus

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