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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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pleistozäischen Seen gewesen, die Nordamerika bedeckt hatten.
    Es war ein See im wahrsten Sinne des Wortes gewesen. Zur Zeit seiner größten Ausdehnung hatte er hundertzehntausend Quadratmeilen bedeckt. Der See hatte sich gegen Ende der letzten Eiszeit aus den Schmelzwassern der Kontinentalgletscher gebildet. Innerhalb weniger tausend Jahre hatten eben diese Gletscher bei ihrem Rückzug nach Norden den Abfluß in die Hudson Bay freigegeben, und der Lake Agassiz war ausgelaufen.
    Überreste des Sees aus grauer Vorzeit fanden sich noch im Lake of the Woods, im Assiniboine River, Rainy Lake, dem Red Lake in Minnesota, im Red River of the North und im Lake Winnipeg. Als der Lake Agassiz noch existiert hatte, war die gesamte Fläche des Tals dreihundert Fuß hoch mit Wasser bedeckt gewesen.
    Max überprüfte die Einträge über Eingeborene in Nordamerika. Sie waren wahrscheinlich rechtzeitig genug eingewandert, um den Lake Agassiz noch zu erleben. Was hatten sie außerdem vorgefunden?
    Die Holzfasern an den Mooringtauen deuteten darauf hin, daß das Schiff irgendwo angelegt hatte, statt einfach vor Anker zu gehen. Das implizierte einen Hafen. Wo hatte sich damals ein geschützter Hafen in der Nähe von Tom Laskers Haus befunden?
    Wo an der Küste des Lake Agassiz hätte man einen Pier errichtet?
    Die Länge der ehemaligen Küstenlinie war entmutigend. Sie erstreckte sich vom nördlichen Zentrum Saskatchewans bis nach St. Anthony Falls in Minneapolis. Zehntausend Meilen Küste, wenn nicht mehr. Hoffnungslos. Auf der anderen Seite bestand eine gute Chance, daß das Schiff vertäut gelegen und sich losgerissen hatte, und daß es kurze Zeit später auf ein Riff getrieben oder durch einen Sturm gesunken war. Keine lückenlose Argumentationskette, sicher, doch die Möglichkeit bestand. Wenn sie zutraf, dann lag der Hafen in der Umgebung. Irgendwo entlang der westlichen Küste zwischen Fargo und Winnipeg.
    Max studierte die Karten lange Zeit.
    Was war notwendig für einen guten Hafen? Offensichtlich mußte der Wasserstand stimmen. Das machte die Sache zu einem Problem der Höhenlage. In Ordnung, das konnte man herausfinden. Des weiteren mußte ein Hafen Schutz vor Wind und Strömung bieten. Und tief genug sein, daß die Schiffe während der Ebbe nicht auf Grund lagen. Damit waren flache Hänge ausgeschlossen. Es konnte nicht viele derartige Stellen geben.
    Hoffte er jedenfalls.
     
    Die Maschine hob ab, kletterte in einen klaren Himmel hinauf und drehte nach Westen. Max hielt nach der Küstenlinie Ausschau.
    Er fand nichts.
    Das Red River Valley stieg im Süden an, und der Rücken, wie er nahe der Grenze nur genannt wurde, versank in die Unsichtbarkeit. Vom Wasser her würde die Küste flach ausgesehen haben. Und nirgendwo wäre es tief genug gewesen, um sich dem Ufer zu nähern.
    Max steuerte nach Norden. Er flog über eine schneebedeckte Landschaft, die von Silos und gelegentlichen kleineren Ortschaften überzogen war. Stille zweispurige Straßen verbanden sie untereinander. Die antike Küstenlinie tauchte erst auf, als er Cavalier County erreichte.
    In der Nähe von Herzog Dam verlief die Route 5 durch einen Einschnitt. Max ging auf viertausend Fuß hinunter, um einen besseren Blick zu haben. Die verschneiten Felder lagen winterlich verlassen da. Nichts bewegte sich in der Landschaft mit Ausnahme eines einzelnen Pick-ups, der sich von Osten her näherte. Es schien durchaus möglich, daß der Einschnitt einen antiken Hafen verbarg. Max überflog die Geländeformation mehrmals, ohne zu einem schlüssigen Ergebnis zu gelangen. Falls das hier wirklich der Hafen gewesen war, so gab es wahrscheinlich nicht viel, was noch davon übrig war. Max fotografierte die Stelle und flog weiter.
    Er entdeckte eine weitere mögliche Landestelle abseits der Route 32, südlich von Walhalla. Und eine dritte jenseits der Grenze in Kanada.
    Alles in allem drei Plätze, die sich als Hafen eigneten.
    Die Stelle südlich von Walhalla lag der Laskerschen Farm am nächsten. Dorthin zuerst, dachte er und drehte nach Osten.
     
    Er rief April noch vom Flugzeug aus an. »Nichts Großes«, erklärte er. »Aber es ist immerhin eine Möglichkeit.«
    »Sicher.« Sie klang nicht sonderlich begeistert. »Alles ist besser als das, was wir im Augenblick unternehmen. Wem gehört das Land?«
    »Das kann ich herausfinden – falls Sie möchten, daß ich der Sache weiter nachgehe.«
    »Ja«, erwiderte sie. »Machen Sie weiter. Besorgen Sie eine Genehmigung, daß wir

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