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Die Kugel und das Opium

Die Kugel und das Opium

Titel: Die Kugel und das Opium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liao Yiwu
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Pistole aus kürzester Entfernung getötet worden. Seine Asche wurde auf dem Wan’an-Friedhof in der westlichen Vorstadt von Beijing beigesetzt.
    17
    Wang Weiping,
weiblich, 25  Jahre, Arztpraktikum in der Geburtsklinik des Volkskrankenhauses Beijing, diesjährige Absolventin der Medizinischen Universität Beijing
    In der Nacht des 3 . Juni 1989 hat sie sich aus den ehrenwertesten humanistischen Motiven heraus in die »Feuerlinie« begeben, um in der Nähe des Muxidi den Verwundeten zu helfen, wobei sie selbst am Hals von einer Kugel getroffen wurde. Sie wurde auf dem schnellsten Weg in die Notaufnahme des Krankenhauses der Universität Beijing gebracht, wo ihr aber nicht mehr geholfen werden konnte. Ihre Asche wurde auf dem Wan’an-Friedhof beigesetzt, die kurze Inschrift auf ihrem Grabstein lautet: » 21 .  12 .  1964 geb., 3 .  6 .  1989 ermordet«.
    18
    Wang Jianping,
männlich, 27  Jahre, Fahrer bei den städtischen Gaswerken Beijing
    In der Nacht des 3 . Juni 1989 nahm er an den Straßenblockaden gegen die Militärkonvois teil, wurde aber an der Xidan-Straße von einer Kugel getroffen, sie durchschlug die linke Brust, und er verlor sehr viel Blut. Am frühen Morgen des 4 . Juni starb er im Notaufnahmezentrum von Beijing-Stadt. Nach seiner Einäscherung wurde er, aus welchen Gründen auch immer, auf einer Ödfläche in einer Beijinger Vorstadt verscharrt, erst nach Hinweisen der ortsansässigen Bauern konnte er in der Dongsheng-Urnenhalle des Bezirks Haidian noch einmal beigesetzt werden.
    Zum Zeitpunkt seiner Ermordung hinterließ er Zwillinge, Mädchen, gerade acht Monate alt.
    19
    Wang Peiwen,
männlich, 21  Jahre, Student des ’ 86 er Jahrgangs der Abteilung für Jugendarbeit der Jugendakademie für Politologie
    Am frühen Morgen des 4 . Juni war er einer der Demonstranten, die sich vom Tiananmen zurückzogen, er war in der vordersten Reihe der Studentenkolonne und durchbrach die von den Soldaten gebildete Mauer aus Menschen und schwarzen Gewehrmündungen; doch kaum war das glücklich überstanden, wurde er von einem in Höchstgeschwindigkeit vorbeirasenden Panzer erfasst und zermalmt. Seine sogenannten sterblichen Überreste waren nicht mehr als ein in die Straße gedrückter Fleischbrei.
    20
    Dong Xiaojun,
männlich, 20  Jahre, Student des ’ 86 er Jahrgangs der Abteilung für Jugendarbeit der Jugendakademie für Politologie
    Am frühen Morgen des 4 . Juni 1989 war er am Ende der Studentenkolonne, durchbrach ebenfalls die von den Soldaten gebildete Mauer aus Menschen und schwarzen Gewehrmündungen, und auch er wurde, nachdem das glücklich überstanden war, völlig überraschend am Liubukou von von hinten heranrasenden Panzern erfasst und zermalmt. Was von ihm übrig war, wurde stückweise von der Straße gekratzt und nach der Einäscherung in seiner Heimatstadt Yangcheng in der Provinz Jiangsu beigesetzt.
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    Yuan Li,
männlich, 29  Jahre, Ingenieur des Forschungsinstituts für Automatisierung des staatlichen Elektronikindustrieministeriums von Beijing-Stadt, Spezialausbildung in Deutschland, in Vorbereitung eines Amerikaaufenthaltes
    Am Abend des 3 . Juni 1989 hat er nach 23.00  Uhr das Haus verlassen und sich zum Muxidi begeben, wo er mit der Menge auf die Ausnahmetruppen traf. Bei dem fortgesetzten wahllosen Beschuss ist eine Kugel in seine Kehle eingedrungen und an der Rückseite wieder ausgetreten. An der rechten Hand behielt er einen blauen Fleck zurück.
    Da er beim Verlassen des Hauses keine persönlichen Dokumente mitgenommen hatte, wurde er, nachdem im Marinekrankenhaus sein Tod festgestellt worden war, als »unbekannter Toter Nr. 2 « registriert. Seine Angehörigen sind von Pontius zu Pilatus gelaufen und haben innerhalb von nicht einmal vierzehn Tagen vierundvierzig Krankenhäuser in Beijing-Stadt abgesucht, bis ihnen gesagt wurde, er sei »spurlos verschwunden«. Am 19 . Juni konnten sie ihn doch identifizieren und nach der Einäscherung auf dem Wan’an-Friedhof beisetzen.
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    Ye Weihang,
männlich, 19  Jahre, Schüler im dritten Jahrgang der Oberstufe der Mittelschule 57 von Beijing-Stadt, Klassensprecher, Kader in der Schülervollversammlung
    Am frühen Morgen gegen zwei Uhr des 3 . Juni 1989 wurde er am Muxidi von den Ausnahmetruppen erschossen. Da er ohne persönliche Papiere aus dem Haus gegangen war, wurde er, nachdem im Marinekrankenhaus sein Tod festgestellt worden war, als »unbekannter Toter Nr. 1 « eingetragen. Eine Untersuchung hat festgestellt,

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