Die Kugel und das Opium
sterblichen Überreste zurückgebracht in seine Heimat Wenan.
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Yin Jing,
männlich, 36 Jahre, Angestellter des Staatlichen Amtes für Metallurgie in Beijing, Schwiegersohn des stellvertretenden Leiters der obersten Volksstaatsanwaltschaft
In der Nacht des 3 . Juni 1989 hat er in seiner Wohnung in der Yan-Straße 22 , achter Stock, beim Muxidi das Licht angemacht und ist in die Küche, um etwas zu essen zu holen, als das Unglück geschah: Ein Heckenschütze der Armee hat ihn in den Kopf geschossen, er war auf der Stelle tot. Seine Asche wurde auf dem Babaoshan-Friedhof, Areal 2 , 17 . Reihe, Nr. 12 beigesetzt.
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XXX ,
Name unbekannt, weiblich, über 60 , Kinderfrau aus dem Kreis Wan in der Provinz Sichuan, damals Haushaltshilfe eines Stellvertretenden Ministers im Gebäude 22 am Muxidi
Nach Aussage des Sohnes der Toten hat sie sich in der Nacht des 3 . Juni 1989 aus Neugier über die Schüsse von der Straße auf dem Balkon im 14 . Stock hinausgelehnt und nach unten gesehen, als sie ein Heckenschütze der Armee entdeckte; ein Schuss, sie war im Bauch getroffen und auf der Stelle tot; fast zur gleichen Zeit wurde im achten Stock ein Hausbewohner namens Yin Jin erschossen.
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Zhao Long,
männlich, 21 Jahre, Bürger der Stadt Beijing, Absolvent der höheren Schule
Am Morgen des 4 . Juni um ein Uhr wurde er an der Straßeneinmündung der Xidan-Straße erschossen, drei Kugeln trafen ihn in die linke Brust, er brach tot zusammen. Am 7 . Juni haben Angehörige seinen Leichnam im Volkskrankenhaus Nr. 2 gefunden, seine Urne wird bis heute in der Familie aufbewahrt.
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Lei Guangtai,
männlich, 33 Jahre, Fahrer der Produktionsbrigade der Ortschaft Xitaishang, Gemeinde Miaocheng, Kreis Huairou, Beijing
Im Juni 1989 hatte sein Wagenzug den Auftrag, im großen Zollgebäude am Jianguomen bei Bauarbeiten die Erde abzutransportieren, in der Nacht des 3 . Juni hatte er sich gerade ein wenig ausgeruht, als zwei weitere Fahrer sich mit ihm verabredeten, gemeinsam zum Tiananmen zu gehen und sich die vor kurzem errichtete »Göttin der Demokratie« anzuschauen. Gegen elf Uhr waren sie zu Fuß in der Gegend des Nanchizi unterwegs, hockten gerade am Fuß der roten Mauer auf eine Zigarette, als Kampfwagen der Ausnahmetruppen auftauchten und entlang der Östlichen Chang’an alles unter Feuer nahmen; als sie sahen, wie ungünstig die Lage war, haben sie sofort die Zigaretten ausgemacht und gesehen, dass sie fortkommen. Doch er hatte sich kaum aufgerichtet, als er von einer Kugel in die Stirn getroffen wurde. Im Dunkel der Nacht rannten die Menschen voller Panik von Osten nach Westen, viele wurden von Kugeln zu Boden gestreckt, das Blut floss in Strömen. Es wurde gesehen, dass jemand ihn auf eine Fahrradrikscha hob und fortschaffte, aber niemand weiß genau zu sagen, wohin.
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Zhong Junjun,
männlich, 22 Jahre, Student im dritten Jahrgang der Beijinger Landwirtschaftsakademie
In der Nacht des 3 . Juni 1989 ist er mit Kommilitonen zusammen zum Tiananmen, um die Leute dort zu unterstützen, auf halbem Weg wurde er von einer Kugel getroffen, wurde ins Notaufnahmezentrum gebracht, wo ihm aber nicht mehr geholfen werden konnte.
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Gao Yuan,
männlich, 24 Jahre, Arzt in der Abteilung für Chinesische Medizin des Shijingshan-Krankenhauses in Beijing-Stadt
In der Nacht des 3 . Juni 1989 nach elf Uhr wurde er vor der U-Bahn-Station am Fuxingmen von zwei Dumdumgeschossen in die Brust getroffen, die bis zum Rücken durchschlugen und ein suppenschalengroßes Loch rissen. Ein alter Mann hat ihn trotz des Feuers auf eine Pritschenrikscha gepackt und zum Beijinger Kinderkrankenhaus geschafft. Er hat unterwegs unentwegt gestöhnt und, als er im Krankenhaus ankam, noch geatmet, aber da war alles voller Verwundeter, das Krankenhaus war an der Grenze seiner Kapazitäten, so dass er schließlich verblutete. Am 9 . Juni wurden seine sterblichen Überreste zum Fuxing-Krankenhaus überführt, wo man ihn wegen der Leichenberge, die sich dort angesammelt hatten, nicht mehr in die Totenhalle hineinzwängen konnte, woraufhin das Krankenhaus notgedrungen eine Fahrradbaracke zur provisorischen Aufbahrungshalle machte. Am 11 . Juni haben Angehörige, die überall nach ihm suchten, schließlich seine sterblichen Überreste in dieser provisorischen Aufbahrungshalle, in der die Leichen wie Gerümpel gestapelt waren, herausgezogen, sie war bereits in Verwesung übergegangen. Unter dem Druck der Situation hat seine Einheit ihn
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