Die Kugel und das Opium
haben miteinander getuschelt, am Ende haben sie gesagt, ähäm, Sie sind in den besten Jahren, wir brauchen zurzeit niemanden. Die Einkünfte beim Parkplatz seien niedrig, die Bezahlung sei schlecht, sie würden eher jemand Älteres suchen, der sich damit die Zeit vertreibt und sich ein paar Mao dazuverdient, das wäre für beide Seiten das Beste. Jetzt gehen Sie erst einmal nach Hause, wenn wir jemand brauchen, geben wir Ihnen Bescheid.
Ach Gott, Kummer, Überdruss, das ist die Last des Menschen, warum ist man überhaupt noch am Leben? Der Knast zerstört einen, außer der Truppe, die auch gesessen hat und bei denen man gelegentlich mal ein bisschen jammern kann, hat man draußen keine Freunde und keine gesellschaftlichen Kontakte. Früher habe ich in der Nachbarschaft jeden sehr gut gekannt. Einmal bin ich mit dem Bus unterwegs gewesen, für einen ganzen Kuai, den habe ich nicht herausgerückt. Die Schaffnerin hat mir einen verächtlichen Blick zugeworfen und meinte, wie kann man nur? So ein großer Kerl und fährt schwarz. Ich sagte, ein Kuai ist auch Geld, ich finde keine Arbeit, und das Geld fällt nicht vom Himmel. Oder können Sie mir eine Arbeit geben?
LIAO YIWU:
So etwas ist in der Tat beschämend.
ZHANG MAOSHENG:
Die haben mich mit vereinten Kräften aus dem Wagen geworfen, ich habe über zwei Stunden gebraucht, bis ich nach Hause gelaufen war. Wer ist nun unverschämt, sagen Sie selbst? Wer hat keine hohen Ideale für Land und Volk? Heute ist alles komplett daneben, ich will das alles nicht mehr, ich will auch nichts mehr vom 4 . Juni hören, ich will auch diese Phrasen über Demokratie von den Leuten nicht mehr hören, die bei den ersten Schüssen schon ins Ausland abgehauen sind, ich will nur noch das ganz normale Leben eines ganz normalen Menschen führen! Aber die Gesellschaft gibt mir nicht die Gelegenheit dazu! Einmal Rowdy, immer Rowdy. Ich habe schon einen zu hohen Preis dafür gezahlt, aber sie geben einem keine Chance! Dann sollte ich Stütze beantragen, aber der Staat sagt: Wohnen Sie nicht bei Ihren Eltern? Sie sind noch so jung, da haben Sie kein Anrecht auf Stütze.
LIAO YIWU:
Stütze? Da wäre es doch besser, eine Berufsausbildung zu machen.
ZHANG MAOSHENG:
Da sind wir wieder beim Geld. Um zwei Kuai zu sparen, lassen wir zu Hause nachts oft das Licht aus und tasten uns durch die Zimmer. Seit ich raus bin, dusche ich nur kalt. Aus Angst, dass meine Eltern, die an allen Ecken und Enden sparen, sagen, heißes Wasser sei zu teuer.
LIAO YIWU:
Ich habe auch jahrelang kalt geduscht.
ZHANG MAOSHENG:
Im Frühling, Sommer und Herbst geht das ja noch, aber im Winter friert man sich einen ab. Und was mache ich, wenn ich alt bin? In den letzten Tagen war es heiß, ich habe keine Sandalen, da bin ich in der Haustür auf jemanden gestoßen, der einen Stand mit Sandalen hatte, und habe mir für fünfzehn Kuai ein Paar gekauft. Ich dachte, der ist aber anständig, Ledersandalen für nur fünfzehn Kuai, das ist nicht teuer. Das Ende vom Lied war, ich hatte sie zwei Tage an, dann ist die Sohle aus dem Leim gegangen! Für billig Geld gibt es keine gute Ware.
Vorher, im Knast, habe ich immer gehört, wie es draußen so ist, und wie und was, aber ich hätte doch nicht gedacht, dass sich alles so sehr verändert hat. Ach, Beijing heute, das ist nur noch Saus und Braus, die Straßen sind voll von Leuten, die Geld haben, das passt nicht mehr zu uns, die Trottel vom alten Beijing. Ach! Reden wir nicht davon! Heute Abend sind wir alle zusammen, wir rauchen und trinken und essen, und dann werde ich auch noch interviewt, es geht mir hervorragend. Tut mir leid, dass Sie sich so in Unkosten stürzen, Herr Lehrer Liao! Wenn ich morgen aufstehe, muss ich mir wieder den Kopf zerbrechen, ich darf mich nicht immer von meinen Eltern aushalten lassen!
LIAO YIWU:
Trink, trink, wie heißt es so schön, heute lasst uns trinken, fröhlich sein, die Sorgen von morgen kommen von allein. So haben unsere Vorfahren immer gelebt.
ZHANG MAOSHENG:
Das geht aber nicht, Herr Lehrer, ich muss bald los, sonst bekomme ich keinen Bus mehr!
LIAO YIWU:
Dann nehmen wir ein Taxi, Wu Wenjian und ich bringen dich.
ZHANG MAOSHENG:
Vergesst es, vergesst es! Ein Taxi? Wenn das bei uns vor der Tür hält, erschrecken sich meine Eltern womöglich zu Tode, Kind, was hast du gemacht, hast du eine Bank ausgeraubt? Ein Scherz, ein Scherz. Gut dann, ich trinke auf euer Wohl, auf unser gemeinsames Los, auf ein Los, das die meisten Chinesen
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