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Die Kugel und das Opium

Die Kugel und das Opium

Titel: Die Kugel und das Opium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liao Yiwu
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gesagt, was ich sagen sollte, ich kann schlecht einfach etwas erfinden, was ich nicht getan habe, oder? Außerdem würde mir sowieso nichts einfallen, dazu reicht es bei mir nicht!
    LIAO YIWU:
    Sehr offenherzig.
    ZHANG MAOSHENG:
    Sie haben mich wieder grausam geschlagen. Der Polizist sagte: Zhang Maosheng, weißt du, wie viele Rowdys vom 4 . Juni durch unsere Hände gegangen und verhört worden sind? Und wie sie reagiert haben? Sie haben sich auf dem Boden gekrümmt, aber für Reue war es zu spät, einer nach dem anderen sind sie vor uns auf dem Boden herumgerutscht und haben Kotau gemacht, einer nach dem anderen haben sie sich selbst ins Gesicht geschlagen. Wer hängt auch nicht am Leben? Wer schlägt freiwillig mit seinem Eierkopf gegen den Fels des Staates? Willst du im Angesicht des Todes noch um den heißen Brei herumreden? Ich sagte, ich würde das nie wagen, und dass ich damals nicht das Gefühl gehabt hätte, etwas Falsches zu tun. Mein Ausgangspunkt und Beweggrund sei die Liebe zu meinem Land gewesen, damit nicht noch mehr Volksbefreiungsarmee auf den Tiananmen kommt und es zu noch schlimmeren Zusammenstößen kommt. Vielleicht war das mit dem Anzünden des Lasters ja ein bisschen überreagiert, aber auf Studenten und Bürger zu schießen, war das nicht überreagiert? Der Polizist sagte: Verdammter Rowdy, will noch immer recht haben. Und dann haben sie mich wieder geschlagen und getreten. Ich habe mit beiden Händen den Kopf geschützt und mit abgewandtem Gesicht weiterdebattiert: Ich bin nicht aufsässig, ich habe den Laster angezündet, damit keine Unschuldigen umgebracht werden!
    LIAO YIWU:
    Ach, Zhang Maosheng, wir Büchermenschen in unserem Selbstmitleid, wir sollten uns vor dir schämen.
    ZHANG MAOSHENG:
    Damals war das im Kopf ganz einfach, ich habe gesagt, was sie gefragt haben. Ich war tatsächlich nicht gut im Verschweigen, und vom Anpassen an eine Situation verstand ich noch weniger, ich tat so, als würde ich das alles sehr bereuen, damit ich eine leichte Strafe bekam.
    LIAO YIWU:
    Wie oft haben sie dir die Anklage vorgelesen?
    ZHANG MAOSHENG:
    Das war eine sehr einfache Sache. Sie fragten etwas, und ich sagte, was es zu sagen gab. Vor der Verhandlung habe ich meinen Verteidiger einmal gesehen, insgesamt ungefähr eine Viertelstunde. Ich fragte ihn, was meinen Sie, wie viel Jahre werde ich bekommen? Er sagte, das ist schwer zu sagen. Dann war bald die Verhandlung, es waren nur ein paar Leute da, der Richter, der Staatsanwalt, die Schöffen, der Protokollant, mein Verteidiger und ich.
    LIAO YIWU:
    Eine Geheimverhandlung?
    ZHANG MAOSHENG:
    So was in der Art. Es gab überhaupt kein Publikum, auch keine Angehörigen von mir waren da, ich vermute, sie haben niemandem Bescheid gesagt. Auf dem Weg vom Untersuchungsgefängnis zum Gericht hat der Gerichtspolizist mich an den Handschellen gepackt und mich immer wieder getröstet: Kleiner, keine Angst, das ist eine ganz normale Anklageverlesung, sag, was zu sagen ist, und was du nicht sagen solltest, das sag nicht. Ich habe eine ganze Menge von Rowdys vom 4 . Juni herübergebracht, das waren alles so dumme Jungs, die von nichts eine Ahnung hatten. Ein Fall wie deiner, wenn alle Stricke reißen, kriegst du drei, fünf Jahre, zieh deine Lehren daraus, und fertig.
    LIAO YIWU:
    Hast du das geglaubt?
    ZHANG MAOSHENG:
    Wenn ein normaler Mann das gesagt hätte, hätte ich es vielleicht nicht geglaubt oder nur halb, aber das war immerhin ein Gerichtspolizist, außerdem klang er so bestimmt, natürlich habe ich ihm geglaubt. Wie man so sagt: Ein frisches Kalb hat keine Angst vor dem Tiger, deshalb, wenn man mich fragt, ob ich bei der Vernehmung angespannt war, nein. Keine Spur. Denn die Urteilsverkündung war an einem anderen Termin.
    Nachher habe ich im Knast auf die »Urteilsbegründung« gewartet, konterrevolutionäre Brandstiftung, Todesstrafe auf Bewährung. Hehe, so ein Stück Papier und so ein paar Leute entscheiden über Leben und Tod von einem. Als sie mir das fertig vorgelesen hatten, habe ich das sogar unterschrieben und keinen Ton gesagt.
    LIAO YIWU:
    Keine Berufung?
    ZHANG MAOSHENG:
    Nein. Das Urteil war im September, im November bin ich in das Gefängnis Nr. 1 von Beijing gekommen.
    LIAO YIWU:
    Warum?
    ZHANG MAOSHENG:
    Im Untersuchungsgefängnis hat ein alter Zellennachbar mir erzählt, du hast Brandstiftung, wenn sie dir ein paar Löcher schlagen, ist das kein Unrecht. Auf jeden Fall sei ich mit dem Leben davongekommen, und wenn ich mich gut führe,

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