Die Kunst des klugen Handelns: 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen (German Edition)
haben Sie bald einen Laden voller Loser. Und für die gilt der sogenannte Duning-Kruger-Effekt , der besagt: Inkompetente Menschen vermögen das Ausmaß ihrer Inkompetenz nicht zu erkennen.
Als der 25-jährige Isaac Newton seinem Professor Isaac Barrow zeigte, was er so alles in seiner Freizeit forschte – die Schule blieb wegen der Pest 1666/67 geschlossen –, legte Barrow seinen Job als Professor nieder und setzte seinen Schüler Newton ein. Sofort, ohne zu zögern. Wann gab es das zum letzten Mal, dass ein Professor seinen Lehrstuhl geräumt hat, weil ein besserer Kandidat da war? Wann räumte zuletzt ein CEO seinen Sessel, weil er einsah, dass einer seiner 20.000 Mitarbeiter einen besseren Job machen würde als er? Ich kann mich an keinen solchen Fall erinnern.
Fazit: Unterstützen Sie Talente, die besser sind als Sie. Kurzfristig bringen Sie Ihren Status in Gefahr, doch langfristig können Sie nur gewinnen, denn die Verfolger werden Sie irgendwann ohnehin überrunden. Bis es so weit ist, sollten Sie sich besser gut mit ihnen stellen – und von ihnen lernen. Also schrieb ich das Testimonial dann doch.
WARUM DER ERSTE EINDRUCK TÄUSCHT
Primär- und Rezenzeffekt
Lassen Sie mich Ihnen zwei Männer vorstellen, Alain und Ben. Entscheiden Sie, ohne lange nachzudenken, welcher der beiden Ihnen sympathischer ist. Alain ist intelligent – fleißig – impulsiv – kritisch – stur – neidisch. Ben hingegen ist neidisch – stur – kritisch – impulsiv – fleißig – intelligent. Mit wem würden Sie lieber im Lift stecken bleiben?
Wenn Sie so ticken wie die meisten Menschen, ziehen Sie Alain vor. Und das, obwohl die Beschreibungen exakt dieselben sind. Ihr Hirn bewertet die ersten Adjektive stärker als die folgenden, mit dem Ergebnis, dass Sie glauben, zwei verschiedene Persönlichkeiten vor sich zu haben. Alain ist intelligent und fleißig. Ben hingegen ist neidisch und stur. Die ersten Charaktereigenschaften überstrahlen alle folgenden. Das ist der sogenannte Primäreffekt oder der Erste-Eindruck-zählt-Effekt .
Gäbe es den Primäreffekt nicht, müssten Firmenzentralen nicht mit pompösen, unproduktiven Eingangshallen protzen. Und es käme nicht darauf an, ob Ihr Anwalt in ausgelatschten Turnschuhen oder fein polierten Designer-Oxfords daherkommt.
Der Primäreffekt führt zu Handlungsfehlern. Der Nobelpreisträger Daniel Kahneman beschreibt in seinem neuesten Buch, wie er am Anfang seiner Professorenkarriere Prüfungsarbeiten benotete. Nämlich so, wie die meisten Lehrer – der Reihe nach: zuerst Student 1, dann Student 2 und so weiter. Dies führte dazu, dass jene Studenten, die die ersten Fragen perfekt beantworteten, damit bereits die Sympathie des Professors gewonnen hatten – was sich auf dessen Beurteilung der folgenden Antworten auswirkte. Also stellte Kahneman um. Er benotete jetzt zuerst die Frage 1 aller Studenten, dann die Frage 2 aller Studenten und so weiter. Damit hatte er den Primäreffekt ausgeschaltet.
Leider ist dieser Trick nicht überall anwendbar. Bei der Rekrutierung eines neuen Mitarbeiters laufen Sie Gefahr, diejenige Person einzustellen, die Ihnen den besten ersten Eindruck gemacht hat. Idealerweise würden Sie alle Kandidaten der Reihe nach aufstellen und parallel alle die gleichen Fragen beantworten lassen.
Angenommen, Sie sitzen im Aufsichtsrat einer Unternehmung, und ein Diskussionspunkt kommt auf den Tisch, über den Sie sich noch kein Urteil gebildet haben. Dann wird die erste Meinungsäußerung, die Sie hören, für Ihre Gesamtbeurteilung ausschlaggebend sein. Dasselbe gilt für die anderen Sitzungsteilnehmer – eine Tatsache, die Sie sich zunutze machen können: Wenn Sie eine Meinung haben, zögern Sie nicht, sie als Erster vorzubringen. Sie werden damit Ihre Kollegen überdurchschnittlich beeindrucken und auf Ihre Seite ziehen. Sitzen Sie hingegen dem Gremium vor, fragen Sie die Meinungen bitte in zufallsgesteuerter Reihenfolge ab – sonst geben Sie jener Person, der Sie in jeder Runde zuerst das Wort erteilen, überdurchschnittlichen Einfluss.
Nicht immer greift der Primäreffekt , es gibt auch den gegenläufigen Rezenzeffekt (englisch: recency effect von »recent« – kürzlich). Er besagt: Später eingehende Informationen werden besser erinnert. Dies, weil unser Kurzzeitgedächtnis äußerst wenig Speicherplatz hat. Kommt etwas Neues herein, wird etwas Älteres hinausgeworfen.
Wann überwiegt der Primär- , wann der Rezenzeffekt ? Antwort: Muss nach
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