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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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bedeutet nichts.«
    »Wo ist Qazai?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich bin nicht sein Aufpasser.«
    »Sagen Sie ihm, dass ich alles über Kurus weiß, und über Chiba, und wo das Geld hingeht. Was damit gekauft wird. Sagen Sie ihm …«
    »Er ist nicht hier, Mr. Webster. Sie werden schon mit mir vorliebnehmen müssen.«
    Ohne den Blick von Senechal auch nur ein einziges Mal abzuwenden, beugte Webster sich vor und legte seine Unterarme auf den Tisch. Er senkte die Stimme. »Mit Ihnen rede ich nicht. Sagen Sie ihm das. Er wird das schon verstehen.«
    Senechal betrachtete ihn mit kalter Verachtung und, zumindest glaubte Webster das, mit einem Hauch Besorgnis. Jedenfalls war er ins Grübeln gekommen.
    »Das ist Blödsinn. Sie werden seit Stunden vermisst. Ihr Bericht wäre bereits unterwegs. Falls er überhaupt existiert.«
    Webster runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Wissen Sie, ich habe von Anfang an herauszufinden versucht, wer bei Ihnen die Fäden zieht. Und wie’s scheint, werde ich es bald erfahren. Sie lehnen sich ganz schön aus dem Fenster, als Anwalt alleine so eine Entscheidung zu treffen.«
    Für gute zehn Sekunden blickte Senechal ihm in die Augen. Dann stand er auf und verließ den Raum.
    Webster schaute dabei zu, wie sich die Tür hinter ihm schloss, hörte, wie sie erneut verriegelt wurde, und dachte, dass er gerne für immer in dieser trostlosen Zelle bleiben würde, wenn er diesen Mann nie wieder sehen müsste. Was konnte er tun? Wessen Interessen vertrat er? Ein Dutzend Szenarien drängten sich auf, allesamt lächerlich, einander widersprechend. Wie ein Mann, der plötzlich merkt, dass er sich schon vor mehreren Kilometern verlaufen hat, drehte Webster sich um und versuchte die Gabelung ausfindig zu machen, die ihn vom richtigen Weg abgebracht hatte.
    Er nahm einen großen Schluck aus der Wasserflasche, zog eine geknickte Zigarette aus der zerknitterten Packung in seiner Tasche und steckte sie an.
    Davon fühlte er sich auch nicht besser. Nein, sein Kopf tat weh, und der Rauch hinterließ einen komischen Geschmack im Hals, beißend und schal. Trotzdem rauchte er weiter. Vielleicht weil es das Einzige war, was er tun konnte, und kurz darauf war die weiße Zelle von einem zarten Dunstschleier und einem schwachen, angenehmen Geruch erfüllt. Dem Geruch aus seiner Zeit vor Ikertu, bevor die Kinder da waren, ja, vor Elsa, aus einer Zeit, als er noch alleine lebte, so wie er jetzt wieder alleine war, nur er und der Rauch. Er dachte an sein Haus, in dem sein Familie bei geschlossenen Vorhängen und Rollläden im Bett lag, nur das Licht vor dem Kinderzimmer brannte noch, und zum ersten Mal empfand er Schmerz bei dem Gedanken, dass er seine Familie nie wiedersehen würde, und noch größeren Schmerz, weil er sie im Stich gelassen hatte.
    Er beobachtete, wie der Rauch in einem dünnen, gekräuselten Band von der Glut emporstieg, als aufgeschlossen wurde und sich die Tür öffnete. Es war Qazai. Er stand in der Türöffnung, und nachdem seine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, musterte er Webster für eine gefühlte Ewigkeit. Es war ein merkwürdiger Blick: feierlich, gequält und, ja, neugierig. Auch nachdenklich, als würde tief in seinem Innern eine heikle Entscheidung getroffen werden. Aber vor allem war sein Blick anders als früher; die Autorität war daraus gewichen. Dadurch wirkte er alt, sogar unsicher, und plötzlich kam Webster in den Sinn, dass er ihm damit etwas mitteilen wollte. Aber er begriff nicht, was.
    Hinter Qazai stand Senechal, und als hätte er ihn jetzt erst bemerkt, warf Qazai einen Blick über die Schulter, zog müde eine Augenbraue hoch, und kam langsam um den Tisch. In seiner Geste lag ein wenig Unmut, was Webster nicht entging, und instinktiv dachte er, er könnte sich das zunutze machen.
    »Da sind Sie also«, sagte Webster und nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette. »Ich dachte, das wäre besser.«
    Qazai antwortete nicht. Er setzte sich auf den Stuhl, und Senechal stellte sich, als wäre er sein Pfleger, neben ihn. Er war erschöpft, und seine Schultern hingen nach vorne; die athletische Energie, die ihn bei ihren ersten Begegnungen durchströmt hatte, schien jetzt aufgebraucht. Dennoch schaute er Webster direkt in die Augen und richtete sich so gut er konnte auf, bevor er das Wort ergriff.
    »Ich habe gehört, dass Sie immer noch versuchen, mir zu drohen.«
    Webster warf seine Zigarette auf den Boden und trat sie mit dem Fuß aus.
    »Das ist doch absurd,

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