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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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nur, dass die Abneigung, die er früher für ihn empfunden hatte, sich in Hass verwandelt hatte, und wenn da nicht die Aussicht auf das Mineralwasser gewesen wäre, hätte er sich nicht vom Fleck gerührt. Jetzt gerade – seine Fantasie ging wohl mit ihm durch – kam ihm Senechal wie ein Vollstrecker des Todes vor, wie ein Mann mit dem Talent, Dinge zu beerdigen – Probleme, Geld, Farbe, das Leben –, und der jetzt gekommen war, um ihn zu beerdigen. Irgendwie wusste er es.
    Gegen die Wand gestützt, stand er auf, ging zum Tisch und nahm die Flasche, öffnete sie und führte sie mit einer einzigen Bewegung an den Mund. Während er trank und spürte, wie das Wasser seine Kehle kühlte, behielt er den Blick auf Senechal gerichtet, der ihn direkt anstarrte.
    »Setzen Sie sich«, sagte er, als Webster fertig war, und musterte ihn nüchtern, während dieser sich mit der Flasche in der Hand auf den Stuhl sinken ließ. »Sie, Mr. Webster, sind der schwierigste Berater, mit dem ich bisher zu tun hatte. Jeder weiß, dass Berater nicht das tun, wofür sie bezahlt werden, aber Sie? Was Sie veranstalten, ist lächerlich.«
    Webster antwortete nicht.
    »Wir haben Sie um eine einfache Sache gebeten, aber Sie sind kein einfacher Mensch und haben sich nicht daran gehalten. Tja. Jetzt hocken Sie in Marrakesch, und es ist gar nicht so einfach, hier wegzukommen.«
    Webster schaute ihn mit offenem Mund an; seine Seite brannte vor Schmerz. Er schüttelte verwirrt und ungläubig den Kopf.
    »Sie arbeiten also für die.«
    Senechal rutschte auf seinem Stuhl zurecht, sodass er gerade und akkurat dasaß, und lächelte mit zusammengepressten Lippen zaghaft.
    »Sie sind wirklich ein wahrer Meisterdetektiv. Sie haben alles rausgefunden.« Er schüttelte energisch den Kopf. »Nein, Mr. Webster. Sie haben nicht die leiseste Ahnung, was hier los ist. Ich werde Ihnen die Sache ein wenig erklären. Sie sind einer wichtigen Transaktion in die Quere gekommen. Nun, es freut mich, Ihnen mitzuteilen, dass die Transaktion auch ohne sie vonstattengehen kann. Also brauchen wir Sie nicht länger für das, was wir vorhaben.«
    Webster schloss fest die Augen und wünschte Senechal von hier fort. Doch er erzählte weiter.
    »Die Männer, deren Bekanntschaft Sie vorhin gemacht haben, sind effiziente Leute. Sie verschwenden keine Energie.«
    »Das hab ich gemerkt.«
    »Ganz im Vertrauen, die Leute hier sehen keinen Grund, Sie am Leben zu lassen. Sie sagen, Sie hätten ihnen gedroht. Das hat sie jedenfalls nicht gerade beeindruckt.« Er machte eine Pause. »Aber ich arbeite ebenfalls effizient, und möglicherweise kostet es weniger Aufwand, Ihr Leben zu retten. Das macht mir nichts aus. Um das zu entscheiden, muss ich herausfinden, was Sie in Ihrem Kopf mit sich herumtragen. Ich muss denen sagen, was Sie wissen. Kurzum, was Sie anzubieten haben.« Er lächelte erneut. »Ich schätze allerdings, das ist nicht sehr viel, und in dem Fall ist dieser Raum der letzte, den Sie sehen werden.«
    Im grellen Licht hatte Senechals Gesicht nichts Menschliches an sich; mehr als je zuvor wirkte er wie eine Tonfigur, die nur hin und wieder schwach zum Leben erwachte. Für einen Moment überlegte Webster, was es bringen würde, wenn er ihn mit dem Tisch rammen, ihn von seinem Stuhl stoßen oder ihn mit dem Kopf gegen die Wand schlagen könnte.
    »Hören Sie, sobald in London ein neuer Tag anbricht«, sagte er, »geht mein Bericht an die Financial Times , ans Wall Street Journal und an die zwanzig wichtigsten Investoren von Tabriz. Was hat Ihr Chef noch mal gesagt? Falls Qazai Ihr Chef ist? Sein guter Ruf ist alles, was er hat. In wenigen Stunden kann er gar nichts mehr verkaufen.«
    Senechal musterte Webster eingehend, suchte sein blutiges Gesicht nach den Anzeichen eines Bluffs ab.
    »Es ist nur so, Mr. Webster, Sie wissen nichts, was Mr. Qazai schaden könnte.«
    »Ich weiß, dass ich hier bin. Und irgendwann werden noch mehr Leute wissen, dass ich hier war.«
    »Sie befinden sich in einer Polizeiwache. Sie haben in der Medina einen Unfall verursacht, und die Polizei hat sie hergebracht. Sie hatten keine Papiere dabei und waren lächerlicherweise wie ein Einheimischer gekleidet. Die Beamten haben angenommen, dass Sie irgendeine Gewalttat geplant hatten. Dann bin ich aufgetaucht – schon zum zweiten Mal –, um dafür zu sorgen, dass man Sie freilässt und dass Sie medizinisch anständig versorgt werden.« Er machte eine Pause. »Leider kam ich zu spät. Dass Sie hier sind,

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