Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)
finden Sie nicht auch?«
»Ich drohe Ihnen nicht.«
»Vorhin meinte Ihr angeheuerter Ghul hier zu mir, es tue ihm schrecklich leid, aber in Kürze würde man mich töten.«
»Ich bin nicht er.«
»Sie sind nicht er. Sicher.« Webster nickte. »Er ist nur jemand, mit dem Sie Umgang pflegen.« Er griff nach seinen Zigaretten und zog vorsichtig eine weitere aus der Packung. »Sie pflegen einen ziemlich schlechten Umgang. Angefangen mit ihm hier. Sagen Sie ihm, er soll gehen.« Er schaute auf. »Machen Sie, dass Sie die Zelle verlassen. Raus hier.« Webster warf Senechal einen strengen Blick zu. »Los. Ich weiß zwar nicht mehr, wer von euch der Lakai ist, aber ich will mit ihm sprechen. Allein.« Keiner der beiden Männer sagte etwas. »Ich mein’s ernst.«
»Ich bleibe bei meinem Klienten«, sagte Senechal schließlich.
»Wie auch immer Sie in Beziehung zueinander stehen, er ist nicht Ihr Klient. Das wissen wir alle.« Er schaute zu Qazai. »Falls ich sterben muss, dann möchte ich meine letzten Minuten wenigstens unter den Lebenden verbringen. Sagen Sie, dass er gehen soll.«
Qazai holte durch die Nase tief Luft, fasste einen Entschluss und atmete wieder aus. »Yves. Lassen Sie uns allein.«
Senechal blickte finster drein – es war die stärkste Gefühlsregung, die Webster bisher an ihm erlebt hatte –, und mit einem ungelenken Nicken ging er durchs Zimmer und klopfte an die Tür, die kurz darauf geöffnet und hinter ihm geschlossen wurde.
Webster steckte sich die Zigarette an. Etwas von dem Tabak blieb an seiner Lippe kleben, und er zupfte ihn mit dem Daumen fort. Auf der anderen Seite des Tisches beobachtete Qazai ihn wachsam.
»Was soll das heißen?«, sagte er. »Dass ich nicht sein Klient bin.«
Webster lächelte und schüttelte den Kopf, pustete Rauch aus. »Ich weiß nicht. Ich würde ihm nicht mal meine Privatadresse anvertrauen, aber Sie erzählen ihm alles. Was macht er für Sie? War es seine oder Ihre Idee, meine Vergangenheit unter die Lupe zu nehmen? Wer hat mit den Italienern gesprochen? Wer hat vorgeschlagen, mich freizukaufen? Warum ist er im Auftrag dieser Leute hier? Wer auch immer die sind.« Er nahm einen erneuten Zug. »Wer hat hier das Sagen? Das ist die Frage. Ich habe versucht, es herauszufinden. Will er Ihnen aus diesem Schlamassel heraushelfen, oder verkauft er da draußen gerade Informationen? Ich würde das. O ja.«
Qazai schaute ihn unverwandt, aber ohne Selbstvertrauen, an, und für eine Minute sagte keiner etwas.
»Sie haben also einen Käufer?«, brach Webster das Schweigen.
»Ich verkaufe alles.«
Webster runzelte die Stirn.
»An die Amerikaner«, sagte Qazai. »Ich habe keine Wahl. Das war’s dann.«
Webster lachte, und sein Hals tat davon weh. Er nahm einen Schluck aus der Flasche und versuchte, die Sache zu verstehen. »Wenn alles denen gehört, müssen die sich Ihretwegen keine Gedanken mehr machen. Man wird Sie nicht zusammen sehen. Sie sind dann raus. Darum brauchen Sie mich nicht mehr.« Er schüttelte den Kopf. »Warum zum Henker haben Sie das nicht gleich getan?«
Qazai schob seinen Stuhl zurück und wollte aufstehen, während er Webster seltsam traurig ansah.
»Die Sache ist die«, sagte Webster, »wenn Hammer meinen Bericht an das Wall Street Journal schickt, in«, er schaute auf seine Uhr, »in etwa drei Stunden, wird niemand irgendetwas von Ihnen kaufen.«
»Es gibt keinen Bericht. Hammer weiß nicht mal, dass Sie überhaupt hier sind.«
»Sicher weiß er das.«
»Warum haben Sie Ihren Flug dann selbst gebucht?«
Darauf hatte Webster keine Antwort. Sie hatten also gewusst, dass er herkommen würde.
Qazai musterte ihn und genoss sein Unbehagen. »Nach all dieser Zeit, Mr. Webster, wissen Sie rein gar nichts. Sie haben keine Ahnung, wer diese Leute sind.«
»Sagen Sie’s mir.«
Qazai schüttelte den Kopf.
»Das spielt keine Rolle«, sagte Webster. »Ich weiß, was diese Leute tun.« Er drehte den Kopf zur Seite, um auszuatmen. »Bis vor ein paar Stunden wollte ich unbedingt herausfinden, welche Schwierigkeiten das sind, in die Sie sich manövriert haben. Ehrlich. Aber jetzt ist es mir so was von egal. Denn ich muss die ganze Zeit denken, dass Sie, egal, was mir passiert, dann auch im Arsch sind.«
Qazai biss die Zähne zusammen. »Ich fürchte, nur einer von uns beiden ist im Arsch.« Es klang merkwürdig, das Wort aus seinem Mund zu hören.
Webster lachte ein trockenes, heiseres Lachen.
»Meinen Sie das ernst? Ach so, verstehe. Darius
Weitere Kostenlose Bücher