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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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errötete hinter seinem Bart, und ein zufriedener Webster beendete die Besprechung.
    Er und Hammer blieben sitzen. Draußen knallte die Sonne auf das Lincoln’s Inn , und durch die Bäume konnte er Gruppen von Leuten ausmachen, die auf dem Rasen ihr Mittagessen zu sich nahmen.
    »Und?«, sagte Hammer.
    »Warum bist du so streng mit Dieter?«
    »Ich bin nicht streng. Du bist nur zu nachsichtig.«
    »Ich weiß nicht, ob er das gut findet.«
    »Das soll er auch nicht. Aber es bringt ihn voran.« Hammer schraffierte eine Spirale zu Ende, die er in sein Notizbuch gezeichnet hatte. »Wann triffst du Qazai?«
    »Morgen.«
    »Und was hast du rausgefunden?«
    »Ich habe versucht, den Schweizer Händler ausfindig zu machen. Nach dem zweiten Golfkrieg soll jemand aus Zürich ein wertvolles Kunstwerk an die Iraker zurückgegeben haben, nachdem er es irgendwie in die Hände bekommen hatte. In verschiedenen Blogs gibt es dazu eine Menge Chats. Ich dachte, ich könnte mal mit ihm reden.«
    »Mach das.«
    »Erst fliege ich nach Dubai. Um Fletcher zu besuchen. Und um zu sehen, ob Shokhor uns eine Audienz gewährt.«
    Hammer warf seinen Kopf in den Nacken und stöhnte laut. »O Gott. Fletcher?«
    »Du liebst Fletcher.«
    »Ich liebe Fletcher wie einen eigenen Bruder, aber man sollte euch beide mit diesem Fall nicht alleine lassen.«
    »Außerdem versuche ich herauszufinden, wie Mehr gestorben ist.«
    »Ich dachte, das wüssten wir.«
    »Wir wissen, was die Nachrichtenagentur im Iran gemeldet hat. Nur das.«
    »Ist das wichtig?«
    »Vielleicht nicht. Aber man wirft Qazai vor, ein Räuber zu sein. Und Mehr ebenfalls, und er musste deswegen sterben. Alles innerhalb eines Monats. Ich weiß da so viel wie du.«

5
    Nach und nach wurden die Süßigkeiten auf dem niedrigen Tisch vor Webster immer mehr. Bei seiner Ankunft in Qazais Haus hatte man ihm einen Tee gebracht, dazu Nougatstückchen auf geblümten Tellern und Mandelkekse mit Rosenwasseraroma. Er und Qazai unterhielten sich jetzt seit einer halben Stunde, und es waren drei weitere Sachen aufgetragen worden: eine Glaskanne voller Orangensaft und zwei kleine Gläser, ein paar saftige Datteln und ein Tablett mit Baklava; auf den adretten Teigrollen glänzte der Honig. Qazais Haushälterin bot ihm noch einen Tee an, doch er lehnte ab. Zunächst hatte Webster geglaubt, dass Qazai sich deshalb zu Hause befragen lassen wollte, weil es sich um einen verschwiegenen Ort handelte, aber jetzt fragte er sich, ob es nicht dazu diente, eine vertrauliche und zugleich unbehagliche Atmosphäre zu schaffen. Dies war ein Ort, an dem eindeutig nicht gearbeitet wurde.
    Das Haus stand an der Mount Street, in Mayfair, ein Prachtbau ohne jeden Charme, wenn auch vollendet in der Ausführung. Für seine fünf Stockwerke war es etwas zu schmal, die Proportionen stimmten nicht ganz. Es sah aus wie ein Krankenhaus für Reiche.
    Im Innern war die Edwardische Arroganz des Hauses gezähmt. Die dunkle Mahagoni-Täfelung war fast zur Gänze mit einem Dutzend Perserteppichen verhüllt, die von der hohen Decke hingen, während ein weiteres riesiges Exemplar die Fliesen in der Vorhalle mit blühenden Knospen und Arabesken bedeckte. Durch zwei Gazevorhänge fiel das weiche, gelbliche Licht eines sonnigen Frühlingstages und ließ die Rot- und Ockertöne der Wände hell erstrahlen. Das einzige Möbelstück hier war ein Tisch, auf dem ein Silbertablett und eine geschmackvolle goldene Lampe standen, die selbst jetzt, um neun Uhr morgens, noch eingeschaltet war. Im Haus war es still; die Teppiche schienen sämtliche Geräusche zu verschlucken.
    Webster war vom Butler in das erste Zimmer zur Linken geführt worden, ein großes Wohnzimmer – ebenfalls vertäfelt, ebenfalls mit Teppichen behangen, in dasselbe warme Licht getaucht –, wo drei tiefe Sofas zwanglos um einen Couchtisch mit dicken Kunstbüchern gruppiert waren; viele davon trugen das Zeichen der Qazai Foundation. Zwischen den Teppichen war Platz für zwei Bilder: Eines, über dem steinernen Kamin, zeigte einen persischen General in der Schlacht; das andere, das einzige sichtbare Zugeständnis an Europa, war eine holländische Straßenszene, mit der Frontalansicht dreier Häuser, und dahinter, nur durch eine geöffnete Tür zu erkennen, zwei spielende Kinder in einem sonnenbeschienenen Hinterhof. In jeder Ecke stand eine Vase mit langstieligen Lilien, die einen intensiven, süßlichen Duft verströmten.
    Der Butler hatte ihm erklärt, dass Qazai in ein paar Minuten

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