Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)
Webster mit unbeweglicher Miene in die Augen, einen Moment länger, als angenehm war. »Was wir zwangsläufig tun.«
Er trank seinen Orangensaft aus, und sein Gesicht entspannte sich zu einem Lächeln. »Ich werde Ihnen nachher Ava vorstellen. Sie möchte Sie unbedingt kennenlernen. Ich dachte, Sie würden ihr vielleicht gerne ein paar Fragen stellen.«
Webster, der von diesem merkwürdigen Gespräch etwas irritiert war, murmelte, es sei ihm ein Vergnügen, obwohl er nicht die geringste Ahnung hatte, welche Fragen er ihr stellen sollte.
»Also«, sagte Qazai und faltete die Hände. »Was wollen Sie noch von mir wissen?«
Webster erwiderte mechanisch sein Lächeln. »Einige Details, fürchte ich. Zum Sargon-Relief. Zu Mr. Shokhor. Und ein paar Fragen zu Mr. Mehr, wenn Sie nichts dagegen haben.«
Qazais Gesicht erstarrte ein wenig, doch bevor er antworten konnte, signalisierte ihnen ein kurzes gedämpftes Husten, dass Senechal immer noch da war.
»Monsieur«, sagte er respektvoll, aber bestimmt. »Wir müssen heute Mittag in Canary Wharf sein.«
Qazai warf einen Blick auf seine Uhr, eine schmale goldene Scheibe. »Sicher nicht, Yves. Dann kommen wir eben zu spät.« Er wandte sich an Webster. »Wie Sie sehen, gibt Yves sein Bestes, um mich in der Spur zu halten.«
Senechal rutschte auf seinem Sitz herum. »Ich muss darauf bestehen, Monsieur.«
»Yves, manchmal können Sie ganz schön kleinlich sein. Aber egal.« Er warf Senechal ein gönnerhaftes Lächeln zu, das dieser jedoch nicht erwiderte. »Wenn’s denn sein muss.«
»Es wird nicht lange dauern«, sagte Webster und war gleichzeitig genervt und erleichtert. Einerseits wäre er gerne sofort aufgebrochen, andererseits hatte er keine Lust, nochmals herzukommen.
»Tut mir wirklich leid. Wie ist es mit Anfang nächster Woche?«
»Nächste Woche bin ich in Dubai.«
»Dubai? Dann müssen Sie Timur kennenlernen.«
»Danke. Gerne.«
»Ich werde ihm sagen, er soll Vorkehrungen treffen. Es wird ihm eine Freude sein.« Qazai hielt Webster die Hand hin, um sich zu verabschieden. »Danke, Mr. Webster. Tut mir leid, dass wir hier jetzt abbrechen müssen. Ehrlich.« Er schenkte ihm ein aufrichtiges, breites Lächeln. »Ich werde Ava zu Ihnen schicken. Sie können mit ihr über alles reden, nur nicht über den Inhalt des Berichts. Wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
Webster hatte keine Ahnung, was es noch zu besprechen gab, und so wenig ihm die Aussicht gefiel, eine Stunde seiner Zeit zu vergeuden, um sich mit Qazais Tochter worüber auch immer zu unterhalten, so wusste er doch, dass er hier festsaß und dass ihm nichts anderes übrig blieb, als einzuwilligen. Qazai schüttelte ihm kräftig die Hand, lächelte erneut sein unerschrockenes Lächeln und ging dann.
Auf halbem Weg zur Tür legte Senechal ihm die Hand auf den Arm und flüsterte ein paar Worte, die Webster nicht verstand. Qazai beugte sich vor, um zu lauschen, nickte und drehte sich um. »Yves hat eine famose Idee. Sie müssen an den Comer See kommen. Übernächste Woche. Die ganze Familie wird dort sein, dann haben wir genug Zeit. Bringen Sie Ihre Frau mit. Meine Sekretärin wird sich bei Ihnen melden.« Und mit diesen Worten verschwand er, und Senechal marschierte brav hinter ihm her.
Elsa in einem Haus mit der Familie Qazai an einem See. Webster lächelte.
Er wusste ein paar Dinge über Ava Qazai – aus ein, zwei Absätzen in einem von Dieters zahlreichen Memos, deren Informationen fast vollständig aus den Gesellschaftsseitender Zeitungen und den Klatschkolumnen der Regenbogenpresse stammten. Alles, woran er sich erinnern konnte, war, dass sie das jüngere der beiden Kinder war, nicht im Familienunternehmen arbeitete und dass sich die Journalisten für sie interessierten, weil sie Probleme hatte, einen Ehemann zu finden, obwohl sie in dieser Richtung einige Anstrengungen unternommen hatte. Es gab Berichte, die Dieter sehr ausführlich wiedergegeben hatte, über die Partys, auf denen sie war, und über Verlobungen, die sie gelöst hatte, und Webster fragte sich finster, ob das in seinem Abschlussbericht Erwähnung finden musste. Das einzige Detail, an das er sich erinnern konnte – weil es ihm ein fieses Kichern entlockt hatte –, war die Tatsache, dass sie ausnahmslos »die Milliardärstochter, Schickimickibraut und politische Aktivistin Ava Qazai« genannt wurde. Er konnte nur vermuten, dass Qazai ihn jetzt durch sie von all den Wohltaten in Kenntnis setzen wollte, die er finanzierte.
Webster
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