Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)
als würde sie damit die Informationen aufsaugen.
»Ich habe alle Einzelheiten überprüft, allerdings habe ich nicht viel rausgekriegt. Shokhor ist gebürtiger Iraker, lebt aber in Dubai. Er hat eine Firma namens Calyx, die eine Website mit nur einer Seite hat und angeblich in der Textilbranche tätig ist. Das Schiff, das das Relief transportiert haben soll, heißt The Veronese und fährt einen regelmäßigen Rundkurs durch den Golf. Der Container wurde in Dubai abgeladen, aber zu seinem weiteren Verbleib habe ich keine Eintragungen gefunden. Ich habe mit einem Freund gesprochen, der den Kontakt zu einem alten Zollfahnder hergestellt hat. Er kennt Calyx und Shokhor, doch er behauptete, dass er nicht wisse, was Shokhor importiert, weil das nicht kontrolliert würde. Auf dem Ladungsverzeichnis war die Lieferung als Baumwollkleidung deklariert. Und ich habe nichts gefunden, was das Gegenteil belegt.«
»Ist das so weit alles?«
»Er versucht, etwas über den Verbleib herauszukriegen. Aber die Chancen stehen schlecht. Was Privatflüge von Dubai in die Schweiz in diesem Zeitraum betrifft: Es gehen mindestens drei oder vier pro Tag.«
Damit war sie erst mal fertig. Webster lächelte anerkennend.
»Sonst noch was?«
»Ja. Ich habe mir Qazais Firmen ebenfalls mal angesehen. Tabriz ist sein Flaggschiff. Sie verfügt über Dutzende von Fonds, die in London reguliert werden, alle vergoldet. Aber er hat noch einen anderen Fonds, in den er sein Geld investiert. Er heißt Shiraz. Die Shiraz Holding AG.«
Webster nickte. Das hatte Qazai ihm erzählt.
»Shiraz tritt kaum in Erscheinung. Die Firma hat ihren Sitz in der Schweiz, sie unterliegt keiner Kontrolle – sie kann investieren, wo sie will. Keiner weiß, was sie so treibt. Sie hält sich extrem bedeckt. Aber ich bin auf ein Verfahren vor dem Obersten Gerichtshof gestoßen, in dem ein Investor versucht hat, sein Geld zurückzubekommen.«
Webster schien verwirrt. »Ich dachte, es sei alles Qazais eigenes Geld.«
»Offensichtlich nicht.«
»Wer war das?«
»Eine Schweizer Fondsgesellschaft. Anscheinend handelt es sich um einen weiteren Firmensitz der Familie. Das Verfahren gibt nicht viel her. Die Kläger haben im Jahr 2007 fünfundzwanzig Millionen Dollar investiert und wollten sie dieses Jahr zurückhaben. Qazai hat erklärt, das sei nicht möglich, weil es sich um einen geschlossenen Fonds handle.«
»Dieses Jahr?«, fragte Hammer.
Dobbs nickte.
Webster sah zu Hammer. »Er hat uns erzählt, dass er Bargeld benötigt.«
»Ja«, sagte Hammer. »Und wie ist die Sache ausgegangen?«
»Sie haben sich letzten Monat geeinigt«, sagte Dobbs.
»Interessant«, sagte Hammer mit einem übertrieben langsamen Nicken, das an niemand Bestimmtes gerichtet war. »Interessant.«
Dobbs, die jetzt fertig war, schloss ihre Aktenmappe, und Webster bedankte sich bei ihr.
»Dieter?«
Während Dobbs’ Vortrag war Klein verstohlen seine Unterlagen durchgegangen, um vorbereitet zu sein. Nach einem flüchtigen Blick zu Hammer schaute er erneut hinein.
»Shokhor ist keine öffentliche Persönlichkeit. Es gibt nur wenige Informationen zu ihm. In den Medien findet sich kaum etwas über ihn.« Er schaute auf. »Ich kann die verschiedenen Artikel durchgehen, wenn Sie wollen.«
»Sind sie von Interesse?«, fragte Hammer.
»Nicht wirklich.«
»Dann wenden wir uns den interessanten Sachen zu.«
Verlegen schaute Dieter wieder seine Notizen an.
»Da ist zum einen ein Artikel in der Paris Match mit einem Bild, das Ava Qazai, seine Tochter, auf derselben Party zeigt wie Yusuf Shokhor, bei dem es sich offensichtlich um Shokhors Sohn handelt. Sie wurden zusammen fotografiert. Und sie scheinen sich recht gut zu kennen.«
Hammer schob seine Unterlippe vor. »Sonst noch was?«
»Also. Ich konnte zwar keine Verbindung zwischen Shokhor und Cyrus Mehr, dem Toten, feststellen. Aber eine seiner – Shokhors – früheren Firmen habe ich im Unternehmensregister von Zypern gefunden. Sie wurde 2001 daraus gestrichen, doch die Firmenadresse kam mir bekannt vor. Und als ich sie überprüft habe, zeigte sich, dass es sich dabei um die Adresse einer Tabriz-Filiale handelte. Tabriz Investments Cyprus Limited. Sie wurde 2003 zwar aufgelöst, doch vier Jahre lang hatten die beiden Firmen im selben Gebäude ein Büro.«
»Auf derselben Etage?«, fragte Hammer.
»Die Etage habe ich nicht recherchiert.«
Hammer trommelte mit seinen Fingern ein Muster in den Tisch. »Gute Arbeit. Sehr gute Arbeit.«
Dieter
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