Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)
als er den Kopf hob, schaute er Webster herausfordernd an. »Ich wusste gar nicht, dass dies eine Mordermittlung ist.«
»Ich dachte, es könnte sich lohnen, der Sache nachzugehen. Und ich würde sagen, dass ich damit richtiglag.«
Hammer beruhigte sich wieder, indem er, mit den Unterarmen auf dem Schreibtisch, tief Luft holte. »Würdest du dich setzen?« Webster nahm auf einem der Stühle ihm gegenüber Platz. »Hast du schon gefrühstückt?«
»Ja.«
»Schade. Dann muss ich das hier wohl auf nüchternen Magen machen. Welche Theorie hast du? Hat Qazai ihn getötet? War er in eine große Sache verwickelt?«
Webster ignorierte seinen Sarkasmus. »Ich habe keine Theorie. Aber er hat für Qazai gearbeitet, und er ist im Iran gestorben, allein das ist schon merkwürdig, und aus irgendeinem Grund haben die Iraner den Tathergang falsch dargestellt. Reicht das nicht?«
Hammer schürzte seine Oberlippe und überlegte einen Moment. »Wie sollte so eine Verschwörungstheorie aussehen? Der Typ arbeitet also für Qazai. Nehmen wir an, er tut im Iran ein paar schreckliche Dinge. Nehmen wir an, er handelt mit Drogen oder mit Waffen oder was weiß ich. Würden die Iraner das nicht an die große Glocke hängen?« Seine Augen waren auf Webster gerichtet, während er auf eine Antwort wartete. »Hör zu, das sind zweifellos interessante Informationen. Wenn du mich fragst: Irgendein Arschloch in der Regierung oder bei der Polizei hat die Situation für sich ausgenutzt. In den ursprünglichen Artikeln aus dem Iran stand, dass nicht alle Stücke wiedergefunden wurden, richtig? Was glaubst du, wo könnten sie sein? Auf dem Weg zu einem Sammler, würde ich wetten. Wir können wohl davon ausgehen, dass jemand seinen Vorteil aus der Situation gezogen hat. Entweder haben die Iraner ihn selbst getötet oder, wenn es jemand anderes war, das für ihre Zwecke genutzt.«
Webster wollte etwas sagen.
»Halt«, unterbrach Hammer ihn. »Einerseits das. Andererseits gehört das nicht zu unserem Job. Die Nummer ist zu groß für uns. Würde ich glauben, du könntest herausfinden, was tatsächlich passiert ist, würde ich vielleicht sagen, mach weiter. Aber wir können da unten keine Nachforschungen anstellen, zu kompliziert. Sicher, das hier finde ich auch interessant«, er nahm das Blatt Papier, »aber was willst du jetzt tun? Nach Teheran fliegen? Mit dem Bus nach Isfahan fahren? Leute befragen? Das ist nicht drin. Selbst wenn du ein Visum bekommen würdest, würde man dich am Flughafen als Spion verhaften. Was du in gewisser Weise sogar bist. Außerdem sind unsere Informanten da unten nicht besonders zuverlässig. Einen besseren Mann als Fletcher kriegen wir nicht, was die Amerikaner angeht, und die wissen einen Scheißdreck. Also.« Er hob seine Hand. »Einen Moment noch. Ich bin gleich fertig. Tut mir leid – und du weißt genau, dass ich lieber weiß, was Sache ist –, wir dürfen uns nicht darauf einlassen. Du musst dich auf den eigentlichen Auftrag konzentrieren.«
Damit hatte Webster nicht gerechnet. Von Anfang an hatte er wissen wollen, was Mehr zugestoßen war, und er hatte – ein wenig naiv – angenommen, so würde es allen gehen. Es passte zu Ike, dass er mit kühler Logik entschied, auf welchen Kampf sie sich lieber nicht einließen. Eine Eigenschaft, die er sich auch besser zu eigen machen sollte.
»Gut«, sagte er. »Du findest es also toll, wenn Qazai in einem Jahr den Leuten unseren Abschlussbericht unter die Nase reibt und herauskommt, dass sein Angestellter in seinem Auftrag in irgendwelche Machenschaften verwickelt war. Das macht dir also nichts aus?«
Hammer schüttelte bedächtig den Kopf. »Überhaupt nichts. Pass auf: Solltest du im Zuge der Ermittlungen, für die wir engagiert wurden, herausfinden, was auch immer passiert ist, wunderbar. Würde mich freuen. Aber es wäre schön, wenn ich auch noch in einem Jahr erklären kann, dass wir generell keine Mordermittlungen durchführen. Schon gar nicht im Iran.«
Webster nickte und unterdrückte ein Seufzen. Genau wie bei Elsa hatte es keinen Zweck, mit Ike zu streiten, denn er hatte meist recht.
»Willst du es haben?«
Hammer legte seine Handfläche auf das Dokument. »Ich behalte es.« Er sah dabei zu, wie Webster sich erhob, um zu gehen. »Wann machst du den Abflug?«
»Sonntag.«
»Und wo übernachtest du?«
»Timur Qazai schickt jemanden, der mich vom Flughafen abholt. Fletcher hat mir angeboten, bei ihm zu übernachten, aber ich habe mich für Ruhe und
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