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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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Heritage Association des Iran eingeladen worden war, um dabei zu helfen, die Schätze des Golestanpalasts in Teheran zu katalogisieren, der so riesig und dessen Verwaltung so ineffizient war (oder korrupt, wie einige behaupteten), dass der wahre Umfang seiner größtenteils ungeordneten Sammlung unbekannt war. Es geschah manchmal, dass man bei einem Ausländer für eine solche Zusammenarbeit anfragte, und Mehr, der ein Experte insbesondere für Teppiche aus der Zeit der Safawiden-Dynastie war, deren Könige den Palast erbaut hatten, war eine absolut naheliegende Wahl gewesen.
    Er hatte Teheran am sechzehnten April, einem Freitag, erreicht. Die erste Woche war er mit seiner Arbeit beschäftigt, hielt sich in einem Hotel im Norden der Stadt auf und telefonierte mindestens einmal pro Tag mit seiner Familie (aus dem Bericht ging nicht hervor, ob diese Informationen von den Iranern oder den Mehrs stammten). Am Samstag war er nach Isfahan geflogen, wo er sich, wie er seinen Kollegen erzählt hatte, mit einem ihm bekannten Händler treffen wollte, der ihn angerufen hatte, um ihm einen besonders seltenen, wertvollen Gebetsteppich aus dem sechzehnten Jahrhundert anzubieten. Gegen Mittag hatte er in seinem Hotel eingecheckt und war dann mit dem Taxi sofort nach Joubareh im Norden der Stadt gefahren, was eine Fahrt von fünfzehn Minuten bedeutete.
    Er und der Händler hatten sich in einem Internetcafé verabredet. Es konnte nicht geklärt werden, ob der Händler überhaupt dort aufgetaucht war, aber kurz nach fünf, zwischen dem Verlassen des Taxis und dem Betreten des Cafés, hatten vier Männer mit Sturmhauben sich Mehr geschnappt und ihn gegen seinen Widerstand in einen weißen Transporter verfrachtet, der offensichtlich in der Nähe gewartet hatte. Es herrschte kaum Verkehr, aber einige Passanten sahen, wie der Transporter mit hoher Geschwindigkeit Richtung Flughafen davonfuhr. Weder der Wagen noch die fünf Männer – vorausgesetzt, dass ein weiterer hinterm Steuer saß – wurden danach wieder gesichtet.
    Das knappe, kurze Dokument mit insgesamt vier Absätzen enthielt zwei Details, die Webster Mehrs letzte Stunden lebhafter vor Augen führten, als ihm lieb war. Erstens, seine Leiche war gar nicht in seinem Hotelzimmer gefunden worden. Am darauffolgenden Tag, kurz nach Sonnenaufgang, hatten zwei Frauen sie am Zarrin-Kamar-Kanal, der mitten durch Isfahan verläuft, entdeckt. Der Kanal wurde nicht beleuchtet, es war also gut möglich, dass die Leiche dort die ganze Nacht gelegen hatte, ohne dass jemand vorbeigekommen war. Mehr trug den Anzug vom Vortag, und außer seinem Reisepass (den man im Gegensatz zur Version der Presse in seiner Jacketttasche gefunden hatte) hatte man ihm alles abgenommen. Als die Polizei sein Hotelzimmer durchsuchte, stieß sie – zumindest behauptete sie das – auf die Quittungen und andere Unterlagen, über die in der iranischen Presse später ausführlich berichtet wurde.
    Außerdem hatte man nicht auf ihn eingestochen; zumindest nicht sofort. Es war keine Autopsie durchgeführt worden, doch irgendjemand von der Polizei in Isfahan hatte vermerkt, dass die drei Wunden in Mehrs Bauch nicht, wie zu erwarten gewesen wäre, seine Kleidung durchgeblutet hatten, und dass die Abdrücke an seinem Hals, die in dem Bericht als violett beschrieben wurden, darauf hindeuteten, dass er in Wirklichkeit erwürgt worden war. Gründlichere Ermittlungen würde es wohl nicht geben: Seitdem waren nur noch drei weitere Personen befragt worden, und man hatte die Straße, auf der Mehr entführt worden war, nicht mal nach Beweisen abgesucht. Der Bericht schloss mit der Feststellung, dass die verantwortlichen Polizeibeamten, soweit sich das sagen ließ, nicht das geringste Interesse zeigten, irgendwelche Fortschritte zu machen.
    Webster las den Bericht dreimal durch, dann ging er rüber ins Büro und zog zwei Fotokopien davon; eine brachte er zu Hammer, der bereits seit einer Stunde hier war, aber immer noch seine Joggingklamotten anhatte. Die Kappe, die er immer trug, lag neben den Zeitungen auf dem Schreibtisch.
    Webster wartete, bis Hammer zu Ende gelesen hatte. »Glaubst du, Qazai weiß das alles?«
    »Woher hast du das?«
    »Von einem anonymen Wohltäter. Es kam mit der Post.«
    »Von wem?«
    »Ich habe eine Menge Leute angerufen. Journalisten, das Außenministerium. Keiner hat mir was erzählt. Vielleicht kommt es von dem Anwalt. Mehrs Anwalt.« Seine Witwe erwähnte er nicht.
    Hammer las erneut den Bericht, und

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