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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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Frieden entschieden.«
    Hammer lachte. »Sag dem alten Mistkerl liebe Grüße.«

7
    In Dubai kam die Hitze in kurzen, heftigen Schüben: auf dem Weg von der Ankunftshalle zum Wagen, und vom Wagen zum Hotel. Für Webster als Bewohner des Nordens war sie wie eine Substanz, ein dichter, unsichtbarer Dunst, der einen auf hinterlistige Weise willkommen hieß und einen dann mit seinem glühend heißen Griff umklammert hielt. So wie die Kälte in Russland, die die Klamotten manchmal bretthart gefrieren ließ, war dieses mörderische Wetter aufregend, doch niemand setzte sich ihm freiwillig für längere Zeit aus, nicht mal die Touristen; und diejenigen, die es taten, hatten keine Wahl – die Gastarbeiter aus Indien, Pakistan, Bangladesch, die auf unglaublich wackligen Baugerüsten unter dem Himmel hingen, so weit oben, dass sie sich praktisch in einer Hitzewolke verloren, während sie Stück für Stück die funkelnden Wunder von Dubai errichteten. An der Straße vom Flughafen in die Stadt, die die Brücke über den Creek kreuzte, stand eine riesige Tafel, die mit eckigen roten Ziffern die offizielle Temperatur anzeigte. Sobald die Zahl auf fünfzig Grad kletterte, mussten von Rechts wegen sämtliche Bauarbeiten eingestellt werden; Webster fiel ein, wie Constance ihm bei seinem ersten Besuch hier erzählt hatte, dass sie im Sommer erstaunlicherweise manchmal wochenlang bei neunundvierzig Grad verharrte und die Arbeiten nicht ein einziges Mal unterbrochen wurden. Heute, mitten in der Jahreszeit, die man hier wohl ebenfalls Frühling nannte, waren es bloß einundvierzig Grad.
    Am Flughafen wurde Webster von einem jungen Inder mit dunkelgrauem Anzug und Schirmmütze, der ein Schild mit seinem Namen hielt, in Empfang genommen. Webster überließ ihm sein Gepäck und folgte ihm durch die Halle aus Marmor und die langsam rotierende Drehtür in die trockene Abendhitze. Es war vielleicht noch eine Stunde bis Sonnenuntergang. In seinem dünnen Wollanzug, ein unverzichtbares Accessoire auf Reisen in warme Gefilde, fühlte er sich ausgedörrt, verschwitzt und ausgesprochen zerknittert.
    Kurz nach Verlassen des Terminals stellte der Fahrer seinen Koffer ab und bat ihn, einen Moment zu warten, dann verschwand er in einem Parkhaus. Webster beobachtete die Autos, die vorbeifuhren: ein Ferrari, ein Lamborghini, ein Porsche. Ein einfaches Mercedestaxi. Er überlegte, Elsa anzurufen, und zog sein Handy aus der Tasche, als ihm einfiel, dass in London früher Nachmittag war und sie noch arbeitete. Er hatte ein paar E-Mails bekommen, und er rief sie auf: eine von Constance, der vorschlug, sich morgen zum Abendessen zu treffen, und mehrere von Ike.
    Plötzlich bemerkte er aus den Augenwinkeln in der Dämmerung ein strahlend weißes Etwas, und dann erblickte er einen nagelneuen Rolls-Royce, der direkt aus dem Paradies für reiche Leute zu kommen schien. Seine Ausmaße waren obszön, er hatte große rechteckige Scheinwerfer und verströmte ein britisches Flair, als wollte er sagen: Wir sind hier in Dubai, und anzugeben ist hier nicht nur normal, sondern erwünscht. Er trat ein paar Schritte zurück, machte Platz, und während er schamrot wurde, sah er, wie sein Fahrer ausstieg.
    »Bitte, Sir«, sagte er, ging nach hinten und öffnete für Webster die Tür; der stand eine Weile einfach nur da, ohne genau zu wissen, was er tun sollte. Schließlich hielt er mit ausgestrecktem Arm sein Handy von sich fort und fotografierte den Wagen und seinen Fahrer, dann stieg er ein und ließ sich in die tiefen Ledersitze sinken.
    »Bin gelandet«, schrieb er an Elsa und schickte ihr das Foto.
    Hinter den getönten Scheiben des Rolls-Royce wurde Dubai stetig dunkler, und als sie Jumeirah erreichten, wichen die letzten Schimmer der sich in den Wolkenkratzern spiegelnden Sonnenstrahlen den grell erleuchteten digitalen Werbetafeln und den Neonlichtern in den Büros. Seit er vor drei Jahren zum letzten Mal hier gewesen war, schien sich die Zahl der Gebäude und ihre Höhe verdoppelt zu haben. In engen Reihen, dicht aneinandergedrängt, reckte sich im Wettstreit um Luft und Sonnenlicht eins höher als das andere empor, und Webster fragte sich, wie viele von ihnen der trockene Wüstenboden letztlich tragen konnte.
    Nach zwanzig Minuten hatten sie Jumeirah Beach erreicht, wo zwei strahlend weiße Hotels, eins in der Form eines Segels, das andere in Form einer Welle, die Skyline und die Küste weit überragten.
    Webster logierte in dem Segel. Es erhob sich auf seiner

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