Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)
Reputation. Der Bericht ist für seine Investoren. Ich habe mich gefragt, ob ich Ihnen ein, zwei Fragen zu der Beziehung zwischen Ihrem Mann und ihm stellen kann. Zu Mr. Qazai.«
Es entstand eine kurze Pause, bevor sie sprach.
»Davon hat er mich nicht informiert.«
»Nein. Ich habe ihn gebeten, die Leute nicht anzurufen. Das beeinflusst das Ergebnis. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen eine von ihm unterschriebene Einverständniserklärung zeigen.«
Eine erneute Pause. »Ich verstehe nicht ganz, und ich wüsste auch nicht, was Sie mich fragen könnten. Oder wie Sie auf die Idee kommen, dass das angemessen wäre.«
Dann legte sie auf.
Webster holte tief Luft, kniff fest die Augen zu und saß einen Moment so da, um das Gefühl der Scham durch seinen Körper fluten zu lassen.
Es war jetzt halb drei, und die Sonne schien. Er musste los, zu einem Termin an der Schule seiner Tochter. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr und wählte eine weitere Nummer.
»Cantor Sassoon. Guten Tag. Mit wem soll ich Sie verbinden?«
»David Brooks, bitte.«
»Bleiben Sie am Apparat.«
Gedämpfte Musik drang an Websters Ohr.
»David Brooks.«
Es geschah selten, dass ein Anwalt einen Anruf persönlich entgegennahm, und Webster hatte eigentlich gar nicht damit gerechnet, überhaupt durchgestellt zu werden. Zunächst erzählte er Brooks, wie schon Mrs. Mehr, kurz etwas zu seiner Person, und die Worte hörten sich hohl an, während sie aus seinen Mund kamen.
»Ihr Name wurde in einem der Berichte erwähnt. Ich dachte, ich könnte Ihnen vielleicht ein paar Fragen stellen.«
»Ikertu, sagen Sie?«
»Ja.«
Brooks gab ein Knurren von sich, dessen Bedeutung nicht klar war; es konnte sich um Zustimmung oder Geringschätzung handeln. »Ohne Genehmigung meiner Klientin werde ich Ihnen nichts sagen.« Er sprach ausdruckslos, in einer gleichbleibenden Tonlage. »Haben Sie mit meiner Klientin gesprochen?«
»Das habe ich. Sie wollte nicht mit mir reden.«
»Dann tue ich es auch nicht.«
»Natürlich. Allerdings geht es eigentlich um die Angelegenheiten von Mr. Mehr. Ich habe mich nur gefragt, ob Sie etwas über die Ermittlungen im Iran wissen. Ob man zu irgendeinem Ergebnis gekommen ist.«
Brooks schnaubte. »Was hat das mit Darius Qazai zu tun?«
Ich wünschte, ich wüsste es, dachte Webster. »In einem gewissen Sinne war Mehr sein Angestellter. Es gibt Gerüchte, dass Mehr in Qazais Auftrag im Iran war.«
Für ein, zwei Sekunden sagte Brooks nichts. »Sie haben einen komischen Beruf.«
»Manchmal schon.«
»Hm.« Ein erneutes Schnauben. »Sie nehmen Qazai unter die Lupe?«
»Ja und nein. Ich … Schauen Sie, ich sollte Ihnen das eigentlich nicht sagen, aber Qazai bereitet ein Geschäft vor, und es gibt ein Problem. Er glaubt, dass irgendjemand Dinge über ihn erzählt, die nicht wahr sind. Und ich möchte mich vergewissern, dass das nichts mit dem zu tun hat, was Ihrem Klienten zugestoßen ist.«
Brooks dachte einen Augenblick nach, knurrte erneut. Im Hintergrund konnte Webster hören, wie er auf einer Tastatur herumtippte.
»Ich werde Ihnen nichts erzählen. Das steht fest. Aber ich kann Ihnen sagen – ich denke nicht, dass es sich dabei um vertrauliche oder überraschende Informationen handelt –, dass die Ermittlungen im Iran, soweit vorhanden, nicht nach den im Rechtssystem Ihrer Majestät üblichen Standards durchgeführt worden sind.«
»Wurde er tatsächlich ausgeraubt?«
Offensichtlich konnte Brooks darauf nicht antworten, ohne eine längere Pause zu machen. Webster wartete. »Mr. Webster«, sagte er schließlich, »möglicherweise, nach Berücksichtigung sämtlicher Eventualitäten, kann man zu der Annahme kommen, dass sich ein normaler Antiquitäten-Schmugglerring im Iran bei der normalen Ausübung seiner Geschäfte gezwungen sah, einen englischen Kunsthändler zu ermorden. Ich persönlich glaube, dass die ganze Sache alles andere als normal war. Danke für Ihr Interesse. Auf Wiedersehen.«
Bevor Webster eine weitere Frage unterbringen konnte, hatte Brooks ebenfalls aufgelegt.
Die Bakerloo Line fuhr extrem langsam, und als Webster fünf Minuten später die Schule erreichte, hatten Elsa und Miss Turnbull bereits mit der Besprechung begonnen. Elsa warf ihm einen strengen Blick zu, während er auf einem der winzigen Kinderstühle neben ihr Platz nahm.
Es sei nicht ungewöhnlich, erklärte Miss Turnbull ihnen, als man ihr das Problem erklärte hatte, dass Kinder in diesem Alter – besonders Mädchen – zu
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