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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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Elemente dieses Auftrags, nicht zuletzt seine eigenen Eindrücke, langsam zusammenfügten.
    Er schlief gut in dem riesigen weißen Bett, und er wurde früh wach und sah, dass der See mit einer tief liegenden Wolkendecke überzogen war. Als er nach unten ging, wurde er von einem Bediensteten in einen gelben Frühstücksraum an einen langen Tisch mit acht Gedecken geführt. Vor einem saß Senechal, akkurat in einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und eine graue Krawatte gezwängt; er las ein Dokument und nippte an einer Tasse schwarzem Kaffee. Offensichtlich hatte er noch nichts gefrühstückt.
    Webster wünschte ihm einen guten Morgen, nahm ihm gegenüber Platz und ärgerte sich, dass er sein Buch nicht eingesteckt hatte. Er bestellte einen Kaffee und zwei pochierte Eier, dann zog er sein BlackBerry aus der Jackentasche und fragte seine E-Mails ab, die er alle bereits gelesen hatte, während Senechal ihm ohne die geringste Spur von Freundlichkeit ebenfalls einen guten Morgen wünschte und sich wieder in das Dokument vertiefte; hin und wieder führte er seine Tasse an die Lippen und nippte daran, den Blick die ganze Zeit auf die Unterlagen gerichtet. Webster tat sein Bestes, von der anderen Seite des Tisches zu entziffern, um was für ein Dokument es sich handelte, konnte aber nur erkennen, dass es auf Französisch war.
    Dann kam sein Kaffee, er war gut. Während er trank, beobachtete er den Anwalt und versuchte sich die Unmengen von Geheimnissen vorzustellen, die in seinem Innern gespeichert waren. Handelte es sich einfach nur um langweilige, juristische Geheimnisse, die außer für ihn und seinen Klienten kaum interessant waren, staubtrockene Einzelheiten zu Hypotheken, Kapitalgesellschaften, Transaktionen, Finanzierungen, die allein aufgrund ihrer Komplexität niemand sonst durchschaute? Oder waren darunter auch jene finsteren Geschichten, die etwas über Qazai verrieten und ihn zerstören konnten?
    Senechal klappte das Dokument zu, und als er das Wort ergriff, wurde Webster aus seinen schläfrigen Gedanken gerissen.
    »Ich habe gehört, das Gespräch mit Mr. Qazai war hilfreich.«
    Es amüsierte Webster, und gleichzeitig war er froh darüber, dass er auf Small Talk verzichtete. »Ja, danke. Es hat seinen Zweck erfüllt.«
    Senechal hielt eine Sekunde inne. Er hatte die beunruhigende Angewohnheit, eine kurze Pause zu machen, bevor er redete – als würde er sich genau überlegen, wie er das, was er sagen wollte, möglichst wirksam und unpersönlich formulieren konnte, mit stets ausdruckslosem und unbewegtem Blick. »Wann, meinen Sie, sind Sie fertig?«
    »In zwei, drei Wochen. Kommt darauf an, auf wie viele Ungereimtheiten wir stoßen.«
    Der Ausdruck schien Senechal zu irritieren; er runzelte die Stirn, entspannte sich dann aber wieder.
    »Die erste Fassung des Berichts – schicken Sie sie an mich. Sie hören dann von mir.«
    »Natürlich.«
    »Mr. Webster, Ihnen ist ja wohl klar, wie wichtig es ist, dass diese Sache zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht wird.«
    Webster hob den Blick. »Ich kann’s mir ungefähr vorstellen. Es liegt nicht an mir, ob die Sache zu einem erfolgreichen Abschluss kommt oder nicht.«
    Senechal runzelte erneut die Stirn, indem er die Brauen unmerklich nach oben zog.
    »Ich kann im Bericht nur das erwähnen, was ich herausfinde«, antwortete Webster.
    »Das ist mir durchaus bewusst«, sagte Senechal und setzte seine Tasse mit großer Sorgfalt auf der Untertasse ab und betrachtete sie einen Moment, bevor er aufschaute und fortfuhr. »Aber es kommt auch auf die Form der Darstellung an. Auf die Reihenfolge der verschiedenen Punkte. Und darauf, wie ausführlich er ist. Es ist nicht leicht für Sie, völlig neutral zu bleiben.«
    »Sicher. Sie müssen uns eben vertrauen.«
    Senechal lächelte ausdruckslos. »Das tun wir. Wir wissen Ihre Arbeit zu schätzen, Mr. Webster. Sollten Sie den Auftrag zu unserer Zufriedenheit zu Ende bringen, zeigen wir uns gerne erkenntlich.«
    Diesmal runzelte Webster die Stirn. »Was soll das heißen?«
    »Nur dass wir hoffen, Ihre gute Arbeit möge nicht umsonst gewesen sein.«
    »Wollen Sie mich bestechen?«
    »Natürlich nicht.«
    »Dann haben Sie wohl auch nichts dagegen, wenn ich dieses Gespräch in den Bericht mit aufnehme?«
    Senechal verzog keine Miene. »Ich weiß nicht, was Sie da gehört haben, Mr. Webster. Ich habe lediglich unsere Wünsche bezüglich des Auftrags erörtert.«
    Webster blickte ihm in seine grauen, kalten Augen. Bisher hatte

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