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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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entflammte Feuer in seinen Worten, einen Zorn, von dem er, wie es schien, erfüllt war.
    »Sie dürfen also nicht nach dem Sinn fragen. Cyrus ist gestorben, weil diese Leute Angst vor ihm hatten. Weiß der Himmel, warum.« Er war fertig, und mit gesenktem Blick ordnete er ein paar Unterlagen auf dem Schreibtisch. Dann schaute er Webster erneut in die Augen. »Wenn ich gewollt hätte, dass Sie seinen Tod untersuchen, hätte ich Ihnen das gesagt.«
    Webster fragte sich, ob er es dabei bewenden lassen sollte. Vielleicht hatte Hammer recht, und es gab an Qazai wirklich nicht allzu viel auszusetzen, zumindest nicht auf den ersten Blick; und darauf zu bestehen, ihn von Kopf bis Fuß gründlich zu durchleuchten, wäre ein Akt der Eitelkeit und nicht der Sorgfalt. Dafür hatte man sie nicht bezahlt, und das machte niemanden glücklicher oder klüger oder zu einem besseren Menschen, am allerwenigsten Webster selbst. Aber er war zu stur, um einfach abzulassen, und der wunde Punkt, den er gefunden hatte, hatte seine Neugier geweckt.
    »Sollte es da einen Zusammenhang geben, gehört das zu unserem Auftrag.« Er blickte Qazai in die Augen. »Es ist einiges im Gange. Und ich frage mich, ob ich Parviz’ Entführung letzte Woche mal unter die Lupe nehmen sollte.«
    Qazai schaute zu Timur, dann zu Webster und schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, hatte er sich gesammelt.
    »Ich sehe ein, Mr. Webster, dass Ihr Beruf es erfordert, die Welt als vernetzt zu betrachten. Für jede Wirkung gibt es eine Ursache, und Sie suchen nach der Ursache. Das verstehe ich. Aber was letzte Woche passiert ist, ist eine unerfreuliche private Angelegenheit und geht Sie nichts an.«
    Webster wandte sich an Timur. »Haben Sie Ihrem Vater die ganze Geschichte erzählt?«
    Timur nickte. Er hatte die Beine von den beiden abgewandt übereinandergeschlagen und machte den Eindruck, als wollte er nicht in die Unterhaltung gezogen werden. »Natürlich.«
    »Glauben Sie immer noch, dass es dabei um Geld ging?«
    »Ja«, sagte Timur. »Das glaube ich.«
    »Natürlich ging es um Geld«, sagte Qazai. »Entführungen sind dort an der Tagesordnung. So was passiert eben, wenn Milliardäre und Sklaven Seite an Seite leben. Je früher Timur nach London ziehen kann, desto besser. Darum, Mr. Webster, ist es notwendig, dass Sie Ihren Job zu Ende bringen. Die Sache mit der Entführung hilft uns nicht weiter.«
    Webster hatte das Gefühl, dass Qazai, wenn man ihm noch drei oder vier Fragen zu diesem Thema stellen würde, ernsthaft verärgert wäre, und obwohl das seinen Reiz hatte, war natürlich niemandem damit gedient – weder Ike noch ihm selbst. Er hatte das eine oder andere erfahren, und das reichte.
    »Schön. Aber wenn ich Ihr Berater wäre und nicht Ihr Ermittler, würde ich Ihnen empfehlen, gründlich darüber nachzudenken, wer Ihre Feinde sein könnten.«
    In Qazais Gesicht blitzte ein skeptisches Lächeln auf. »Danke, Mr. Webster. Das werde ich. Ab und zu sollten wir das alle tun.« Er lehnte sich zurück und fasste sich. »Schön. Das war doch ein hilfreiches Gespräch.«
    Er erhob sich und trat hinter dem Schreibtisch hervor. Um sein familiäres, ungezwungenes Ich wieder vollständig herzustellen, legte er Timur die Hand auf die Schulter und lächelte. Angesichts dieser unbeholfenen Berührung musste Webster an seine eigene Beziehung zu Daniel denken: Hatte Qazai früher Zeit gehabt, mit Timur zu spielen, ihn herumzuwirbeln, in die Luft zu werfen? War ihr Verhältnis immer so reserviert gewesen, oder hatte es sich im Laufe der Jahre abgekühlt? Seltsamerweise wirkte Timur, der Anerkennung suchte und unter keinen Umständen enttäuschen wollte, dadurch mehr wie ein Kind, und trotz Qazais schöner Worte, seinem Sohn eine Chance zu geben, war es genau das, was er wollte. Den ganzen Nachmittag über hatte er das Sagen gehabt, und Timur hatte bloß zugehört.
    Um elf war das Abendessen zu Ende, und nachdem jeder seiner Wege gegangen war, trat Webster, erleichtert, dass er den Tag überstanden hatte, auf die unterste Terrasse und rauchte eine Zigarette. Vom See wehte eine frische Brise herüber, der Himmel war wolkenlos, die Sterne leuchteten hell, und aus den kürzlich gegossenen Blumenbeeten stieg der intensive, kühle Duft feuchter Erde. Er setzte sich auf eine Bank und betrachtete den See, der schwarz und reglos dalag, und die dicht gedrängten Lichter dahinter.
    Das Abendessen war nicht so anstrengend wie das Mittagessen verlaufen. Kurz nachdem sie Platz

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