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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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Sonnenbrille und ein knallgelbes Hemd unter einem Blazer trug. Webster fragte sich, wie die beiden in Beziehung zueinander standen, und als Ava eintraf, war er so in Gedanken versunken, dass sie ihn am Arm tätscheln musste, damit er sie überhaupt bemerkte.
    »Tut mir leid. Ich war gerade ganz woanders.« Er erhob sich und schüttelte ihr die Hand, und sie lächelte ihn mit ihren schwarzen Augen an. Noch mehr als die Tatsache, dass sie tatsächlich gekommen war, erstaunte ihn ihre Erscheinung: Sie trug ein schlichtes, kurzes schwarzes Kleid, schwarze Stöckelschuhe und eine Stola aus silbergrauem Stoff, der zwar glänzte, aber dezent war. Die Haare hatte sie hochgesteckt, trotzdem saßen sie auf kunstvolle Weise lose, und um ihren Hals hing eine Kette aus Weißgold mit einem einzelnen Diamanten. Damit hätte sie beim Empfang eines Präsidenten oder bei einer Preisverleihung aufkreuzen können, und Websters erster Gedanke war, dass er neben ihr wie ein zerknittertes Dreckschwein wirkte.
    Während er allein hier in der Bar gesessen hatte, war er ein Außenseiter gewesen, der wachsame Beobachter einer fremden Welt; jetzt, da er für diese wunderschöne Frau einen Wodka Martini bestellte, gehörte er dazu – vielleicht fehl am Platz, aber Teil davon.
    »Gehen Sie noch aus?«, fragte er.
    Ava, die aufrecht dasaß, auf eine Weise, die altmodisch anerzogen wirkte, drehte sich ein Stückchen in seine Richtung und schlug die Beine übereinander.
    »Ich bin gerade ausgegangen«, sagte sie, lächelte und schüttelte den Kopf. »Was soll das heißen?«
    »Na ja …« Er zögerte, weil ihm nichts einfiel, was nicht wie ein Kompliment geklungen hätte. »Ich treffe mich nur selten mit so gut angezogen Personen.«
    Sie lachte. »Sie sind besorgt, weil ich mich für Sie schick gemacht haben könnte? Mr. Webster, ich mache mich einfach gerne schick. Das hat nichts mit Ihnen zu tun.«
    Der Barkeeper hatte den Drink fertig gemixt, seihte ihn in ein geeistes Glas ab und spritzte aus einem Stück Zitronenschale vorsichtig etwas Öl hinein. Webster lächelte, kam sich blöd vor und prostete ihr zu.
    »Auf das Schickmachen.«
    »Auf Begegnungen«, sagte sie, nahm einen Schluck, stellte das Glas auf dem Tresen ab und fuhr mit dem Finger über seinen Sockel. »Sie sind letzte Woche so überstürzt abgereist.«
    Schon wieder dieses Wort. »Nach dem, was Sie mir erzählt haben, dachte ich, dass ich mich besser verdünnisiere.« Sie runzelte die Stirn, denn sie wusste nicht, was er damit meinte. »Dass Leute wie ich sich dort normalerweise nicht aufhalten.«
    »Sie machen gar nicht so einen sensiblen Eindruck.«
    Er erwiderte ihr Lächeln. »Bin ich auch nicht. Ich musste zurück. Wie sich herausstellte, hätte ich mir ruhig Zeit lassen können.«
    Seine Bemerkung schien sie ein wenig zu irritieren, doch sie ließ es auf sich bewenden. Entweder wusste sie nicht, was mit ihm in Mailand passiert war, oder sie hatte beschlossen, nicht darauf einzugehen, und ihrer Reaktion nach zu urteilen – sie machte keinerlei Anstalten, besonders ungezwungen zu wirken –, hätte er schwören können, dass sie keine Ahnung davon hatte. Er hielt es nicht für klug, es ihr zu erklären.
    Eine Weile redeten sie über Qazai, über Timur und Parviz und über Dubai, was ihrer Meinung nach kein Ort war, um Kinder großzuziehen. Und über den Iran, in dem sich die Lage jetzt entspannt hatte. Webster erkundigte sich nach ihrer Kindheit, doch sie wich seinen Fragen aus, indem sie rasch einen Scherz machte oder beiläufig das Thema wechselte, offensichtlich um zu überspielen, dass sie leicht genervt war. Webster fragte sich, von wem sie ihren Humor hatte, ja, und ihren aufrichtigen Charme. Müsste er das Geheimnis der Familie Qazai lüften – was Gott sei Dank nicht der Fall war –, hätte er gerne auch ihre Mutter befragt.
    Er amüsierte sich, wie er argwöhnisch, aber ohne jedes Schuldgefühl feststellte. In den letzten sechs Monaten hatte er sich selten derart unbeschwert gefühlt, was umso wohltuender war, weil es so unerwartet war. Doch deswegen war er nicht hier. Er hatte inzwischen seinen zweiten Drink geleert, Avas Martini war auch fast alle, und hätte er noch einen weiteren getrunken, würde er die Hälfte der Fragen vergessen, die er stellen wollte.
    »Das Mittagessen in Como«, sagte er und drehte sich ein wenig zu ihr. »Worum ging es da? Bei der Auseinandersetzung mit Ihrem Vater.«
    Eine Locke ihres Haars war ihr ins Auge gefallen, und sie wischte sie

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