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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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besuchen. Seinen Namen kann ich Ihnen nicht nennen. Seit ich nicht mehr in den Iran reisen darf, ist er sehr wichtig für mich geworden. Es handelt sich um einen Exilanten, einen Politiker.« Sie tastete ihre Handtasche nach den Zigaretten ab, fischte eine aus der Packung und gab Webster das Feuerzeug, worauf er sie ihr, wie eben, anzündete. »Danke.« Sie nahm einen tiefen Zug. »Hin und wieder treffe ich mich mit diesem Mann und erkundige mich nach der aktuellen Lage im Iran. Er hat erstklassige Informationsquellen. Mein Gott, warm ist es hier aber nicht, oder?« Sie fröstelte und hüllte sich enger in die Stola. »Beim letzten Mal hat er mich um ein Treffen gebeten. Das hat er bisher nie getan, und als ich dann dort war, verhielt er sich irgendwie seltsam. Zugeknöpft. Er wollte etwas loswerden, aber es hat lange gedauert, bis er sich dazu durchringen konnte.«
    Dasselbe könnte man über diesen Abend sagen, dachte Webster, in der Hoffnung, dass das, was auch immer sie mitzuteilen hatte, etwas taugte.
    »Schließlich fragte er mich, ob mein Vater sich merkwürdig benommen habe. Inwiefern, wollte ich wissen. Seit dem Tod seines Freundes im Iran, meinte er. Und dann erzählte er mir, er habe aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass mein Vater in großen Schwierigkeiten stecke. In die Sache seien ein paar echt üble Leute verwickelt.«
    »Was für Schwierigkeiten?«
    »Das hat er mir nicht gesagt. Nur dass es dabei um Geld gehe und dass ich vorsichtig sein müsse und mit meinem Vater reden solle. Dann hat er sich verabschiedet.«
    »Haben Sie ihm geglaubt?«
    »Er hat mich nie belogen. Und er war aufgewühlt. Wie jemand, der zu viel erzählt hat.«
    Ava blies Zigarettenrauch in den Wind.
    »Haben Sie mit Ihrem Vater gesprochen?«
    »Schon eine Weile nicht mehr. Mir ist klar geworden, dass seine Probleme nur ihn etwas angehen. Wir reden weniger als früher. Doch nach der Sache mit Parviz musste ich mit ihm reden. In Como, nachdem Sie abgereist waren.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er war außer sich. Er meinte, es gebe schon genug Leute, die ihre Nase in seine Angelegenheiten steckten, und auf eine weitere Person könne er gut verzichten.« Sie hatte die Zigarette nur zur Hälfe aufgeraucht und drückte sie aus. »Ich habe ihm gesagt, dass er keineswegs der bedeutende Mann sei, für den er sich halte, wenn er seine Familie nicht beschützen könne.« Sie lächelte, aber Webster merkte, dass sie Angst hatte. »Glauben Sie, ich habe recht?«
    In den Tagen nach dieser Begegnung streunte Webster wie ein Ausgestoßener von einem Ort zum anderen und wartete, doch nirgends fühlte er sich wohl. Elsa war abweisend und schweigsam, glaubte seinen Beteuerungen nicht, und jedes Mal wenn er sie wiederholte, klangen sie sowohl überzeugender als auch nichtssagender. In seinen eigenen vier Wänden, das begriff er, wurde keine Unaufrichtigkeit geduldet; sie fiel auf ihn selbst zurück, wie in einem Märchenparadies, das die, die reinen Herzens waren, segnete und die Bösen peinigte. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte er sich selbst aufgemacht und wäre erst wieder zurückgekehrt – voller Demut –, nachdem er alles wieder in Ordnung gebracht hatte.
    Im Job liefen die Dinge pragmatischer. Hammer war freundlich und geschäftsmäßig und gab ihm zu verstehen, dass er trotz ihres letzten Gesprächs nicht sauer sei und dass es nicht schaden würde, wenn er Qazais Auftrag effizient zu einem Abschluss bringe. Das war direkt und verständlich. Konzentrier dich auf Shokhor und beende den Fall. Doch aus irgendeinem Grund wusste Webster, dass dabei nichts herauskäme. Er war sich sicher, dass Qazai, bevor er Ikertu überhaupt in Betracht gezogen hatte, eine Kopie mit den Anschuldigungen gegen ihn gelesen und sie für Unsinn gehalten hatte; und bestimmt hatte er nicht damit gerechnet, dass so ein dahergelaufener Detektiv über den Auftrag hinausgehen würde, jedenfalls nicht, wenn er dafür bezahlt wurde, das zu tun, was man von ihm verlangte; und genauso sicher war Webster sich, dass Qazai alles in seiner Macht Stehende tun würde, sich diesen dahergelaufenen Detektiv gefügig zu machen.
    Wie auch immer, Oliver hatte Shokhors Telefonrechnungen überprüft, ohne auf etwas Interessantes zu stoßen – zumindest nichts, was den Fall betraf. Sicher hätten die Polizeibehörden in diversen Ländern ihre Freude daran gehabt, aber Shokhor hatte weder mit Qazai telefoniert noch mit Senechal, weder mit Mehr noch mit irgendeinem Schweizer Händler,

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