Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)
beobachtete, wie sie die Halle durchquerten, und als sie auf seiner Höhe waren, forderte er Driss mit einer Geste auf, ihm nach draußen zu folgen. Doch während er das tat, bemerkte er am Rand seines Blickfelds eine vertraute Bewegung, und als er genau hinschaute, erkannte er, dass es sich um den merkwürdigen, schwebenden Gang von Yves Senechal handelte; er sah aus wie immer und zog hinter sich einen Metallkoffer her.
Webster drehte sich um, trat hinter eine dicke Säule, nahm sein Handy aus der Tasche und rief Kamilas Nummer auf. Dann drückte er eine Taste, hielt das Telefon ans Ohr und wartete. Das Verbinden dauerte ewig.
Durch das Fenster konnte er sehen, wie der Fahrer für Qazai die Tür eines schwarzen Mercedes Saloon aufhielt und wie dieser sich umschaute und einstieg. Das Handy war immer noch tot. Fluchend versuchte Webster, den Anruf zu beenden, als eine Nachricht von Oliver auf dem Display erschien: »Alles okay.« Vor einer Minute wäre das noch zutreffend gewesen. Da trat Driss neben ihn.
»Der hinter mir ist Senechal«, sagte Webster, »in dem grauen Anzug mit dem Metallkoffer. Dieses Scheißding funktioniert nicht. Und der«, er deutete durch die riesige getönte Glasscheibe, »ist Qazai. In dem schwarzen Mercedes. Los, sag seiner Mutter, dass sie ihm folgen soll, und dann komm wieder zurück.«
Er drehte sich um und beobachtete, wie Driss zum Ausgang rannte, vorbei an Senechal und außen am Fenster entlang. Der Mercedes blinkte und ließ einem anderen Wagen die Vorfahrt, währenddessen notierte Webster sich sein Nummernschild. Als er losfuhr, lief Driss immer noch zum Auto seiner Mutter, er war vielleicht fünfzig Meter entfernt, und sie erhielt die Nachricht erst, nachdem Webster das Terminal ebenfalls verlassen hatte. Der kleine Peugeot bog auf die Straße, wo er eine Ewigkeit warten musste, während sich vor ihm ein anderer Wagen im Schneckentempo in eine schmale Lücke schob, und fuhr dann schließlich los. Webster hielt Ausschau nach dem schwarzen Mercedes. Er war nicht mehr zu sehen.
Er hoffte, oder betete, dass Kamila es schaffen würde, den Vorsprung aufzuholen, und schaute sich nach Senechal um. Er war nicht mehr da. Eben hatte er noch bei einer Gruppe Leute mit einem Taxifahrer gesprochen, und jetzt war er verschwunden. Er musste in einem der staubigen alten Taxis sitzen, die ein paar Meter entfernt in der Schlange standen, doch Webster durfte es nicht riskieren, durch die Fenster zu spähen – Senechal könnte zu ihm hinausschauen. Also drehte er sich Richtung Flughafengebäude und blieb stehen, bis Driss bei ihm war, ganz außer Atem.
»Siehst du irgendwo den Mann in dem grauen Anzug in einem dieser Taxis?« Ein halbes Dutzend Wagen fuhr an und wartete, dass der Verkehr sich lichtete. »Ich schicke deiner Mutter eine SMS mit dem Nummernschild.«
Driss hielt Ausschau, ohne ihn jedoch zu entdecken. Achselzuckend kam er zurück, während die Autos davonrollten, und für einen Moment stand er da und schaute Webster, der seine Sonnenbrille abgenommen hatte und sich in den Nasenrücken zwickte, beunruhigt an.
»Was denkst du?«, sagte Webster, während er ins Sonnenlicht blinzelte.
»Am unteren Ende der Auffahrt gibt es eine Ampel. Hundert Meter weiter unten. Wenn er da vor ihr durch ist …«
Webster nickte und fuhr sich mit der Hand langsam durchs Haar. Dreißig Sekunden später klingelte sein Handy; es war Kamila, und er wusste, was sie sagen würde. Ihm fielen die Worte ein, mit denen George Black so ein Schlamassel jedes Mal vermeldete. »Wir haben einen Verlust, Ben.« Und genauso fühlte es sich an, wie ein Verlust.
Er schüttelte den Kopf. »Komm zurück«, sagte er nur und legte auf. »Wie lange dauert es, um ein Nummernschild zu identifizieren?«
»An einem Freitag lange.«
Natürlich. Es war fast Wochenende. Und gab es einen besseren Ort, wenn man freihatte, als die Tage in Marrakesch zu verbringen?
»Aber ich habe den Namen erkannt«, sagte Driss.
»Welchen Namen?«
»Den Namen des Passagiers auf dem Schild. Auf dem Schild des Fahrers.«
Webster spürte, wie sein Herz einen kleinen Sprung machte.
Es gab zwei Mr. Robinsons, die in den besseren Hotels der Stadt abgestiegen waren, aber nur einer von ihnen hatte heute eingecheckt. Er hatte nur eine Übernachtung gebucht, in einer Villa in einer Gartenanlage, und ein Anruf von Kamila, um sich nach seinem Wohlergehen zu erkundigen, hatte bestätigt, dass er sich dort aufhielt.
Kamila war es auch gewesen, die ihn
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