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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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aufgespürt hatte, im elften Hotel, bei dem sie es versucht hatten. Webster dankte Gott, dass Qazai zu vornehm war, um sich auch nur für eine Nacht unters gemeine Volk zu mischen, und sah sich die Website des Hotels an. Es verfügte über eine riesige Gartenanlage, und darum verstreut, abseits des Hauptgebäudes, wo die mittelreichen Gäste schlafen mussten, befanden sich mehrere abgeschiedene Villen. Qazai bewohnte die Sultan’s Residence.
    Trotz seiner Ausmaße hatte das Hotelgelände nur einen Eingang. Davor, in einem Peugeot, saßen Webster und Driss,und in einem weiteren hockte Youssef, beide auf unterschiedlichen Straßenseiten, fünfzig Meter von den Toren des Hotels entfernt, während Kamila, die jetzt einen leichten Sommeranzug trug, in der Hotellobby zu Mittag aß, bereit, die anderen telefonisch zu verständigen, sobald Qazai sich blicken ließ.
    Um zwei hatten sie Position bezogen, und die Sonne knallte sengend heiß auf die Autodächer. Der Himmel war von einem Blau, wie es Webster noch nie gesehen hatte, makellos und intensiv, und an den Rändern wurde es von dem gezackten Grün der Palmen und dem sandigen Rosa der Backsteine noch betont.
    Um drei hatte Webster seine kleine Wasserflasche geleert und bekam Hunger. Er fragte Driss zu seinen Plänen aus, seinen Abschluss zu machen und anschließend nach Paris zurückzukehren, über das Leben in Marokko mit so einer unkonventionellen Mutter, über seine Kindheit in Frankreich und wie es sich angefühlt hatte, hierherzuziehen. Und nach der marokkanischen und französischen Küche – was ein Fehler war. Um seinen Appetit zu betäuben, rauchte Webster die Zigaretten, die er am Vorabend gekauft hatte.
    Um vier, gerade als Driss ihm vorgeschlagen hatte, loszugehen und was zu essen zu holen, klingelte dessen Handy; er ging ran, lauschte und legte wieder auf.
    »Derselbe Wagen«, sagte er zu Webster und startete den Motor, während der Mercedes eine Fahrbahn überquerte und Richtung Stadtzentrum davonfuhr. Einen Abstand haltend, nahm Driss die Verfolgung auf, Youssef und Kamila zwanzig Meter hinter ihm.
    Nach höchstens anderthalb Kilometern, am Eingang zur Medina, wo die Straßen zu Gassen wurden und sich auf Armesbreite verengten, hielt der Wagen, und Qazai stieg aus. Webster wandte sein Gesicht ab, als Driss an ihm vorbeifuhr und den Wagen unter ein paar Bäumen am Straßenrand parkte.
    »Wir könnten ihm zwar damit folgen«, sagte er. »Aber nicht lange.«
    Einen Moment später hielt Kamila vor ihnen und stieg aus. Durch die Heckscheibe sah Webster, wie Qazai sich umschaute, einen flüchtigen Überblick verschaffte und dann durch das weite Stadttor in die Altstadt lief. Er trug eine schmale Aktentasche aus Leder, und er war allein.
    Webster öffnete seine Tür und ging Richtung Tor, als er Kamilas Hand auf seinem Arm spürte.
    »Ich zuerst. Halt dich so weit hinter mir wie gerade möglich. Da drinnen findet man sich nur schwer zurecht.« Mit zügigen, kurzen Schritten marschierte sie los.
    Seit seinem frühmorgendlichen Spaziergang hatte sich die Medina mit Menschen gefüllt, und als er durch das Tor lief, musste er genau hinschauen, um Qazai zu erkennen; er war etwa fünfundzwanzig Meter vor ihm und versuchte, eine Touristengruppe zu überholen, die sich nur langsam vorwärtsbewegte. Zwischen ihren Khakihosen und weißen Sonnenhüten wirkte er elegant, vornehm und unnahbar. Ein alter Mann auf einem schmalen alten Motorroller schlängelte sich zwischen ihnen hindurch.
    Qazai schien genau zu wissen, wo er langlief – auch wenn Webster keine Ahnung hatte, woher. Hätte er Kamila nicht permanent im Visier gehabt, hätte er sich augenblicklich verirrt: Es gab hier keinerlei Orientierungspunkte. Einige der Gassen waren so schmal, dass der blaue Himmel über ihnen das Einzige war, was man die ganze Zeit sah; an seinem höchsten Punkt war er immer noch kornblumenblau, und die Mauern der Gebäude liefen in einem fortlaufenden Band aus Farben zusammen, die Palette reichte von rosafarbenem Ocker bis zu Sandstein und wurde hin und wieder von einem durchgängigen Abschnitt aus Weiß oder Blau aufgelockert. In den breiteren Straßen befanden sich Geschäfte: Auf der Erde standen Blechbehälter mit gelbem Safran und leuchtend rotem Paprika, von Markisen hingen Kleider in Pastelltönen, es gab endlose Reihen spitzer Schuhe, über große Wandflächen waren Teppiche gespannt – wie in einer grobschlächtigen Imitation von Qazais Londoner Haus –, und dazwischen führte

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